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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk
Autoren: Bernd Rümmelein
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dieses Volkes hatten die Altvorderen verkannt. Obwohl sie bis auf seltene Ausnahmen nicht in der Lage waren, Magie für sich einzusetzen, und sie diese daher aus Angst vor einer ihnen fremden und unbekannten Macht ablehnten, zeigten sie sich als kreativ und erfinderisch. Mit beinahe jedem Rohstoff wussten sie etwas anzufangen. Aus Eisen und Blutstahl schufen sie Waffen und verfeinerten ihre Methoden der Metallbearbeitung meisterlich. Besser als jedes andere Volk verstanden sie sich auf die Schmiedekunst, deren Ergebnisse sich die Altvorderen gerne zu eigen machten und die vorzeigbaren Ergebnisse der Klan magisch noch verbesserten. Die Klan bauten Hütten und Häuser aus Holz, Lehm und Stein und deckten ihre Dächer mit Laub und Stroh. Die Wolle der Tiere und die Fasern von Pflanzen verarbeiteten sie zu Stoffen.
    Solange die Klan in weit versprengten Stämmen untereinander uneins waren, sich über Tausende von Sonnenwenden gegenseitig bekämpften und dadurch in ihrer Entwicklung immer wieder Rückschläge hinnehmen mussten, stellten sie für die Altvorderen in ihrem Herrschaftsanspruch keine Gefahrdar. Doch auch diese Wahrnehmung änderte sich spätestens zu der Zeit, als Ruitan Garlak, die Eisenhand, in Erscheinung trat und die zerstrittenen Stämme der Klan endlich einte.
    Zu jener denkwürdigen Zeit, die das Ende der alten Welt und zugleich eine neue Ära einläutete, kämpften die Lesvaraq Ulljan und Pavijur erbittert um die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts und der Traditionen.
    Ulljan hatte die Zeichen der Zeit zuerst erkannt. Dennoch unterschätzte auch der Erzmagier die Stärke des Anführers der Klan, der, bar jedes eigenen magischen Talents, mächtige Verbündete wie den mit Magie begabten Quadalkar oder Kallahan um sich geschart hatte, obwohl er deren Fähigkeiten insgeheim fürchtete und sie deshalb zutiefst verabscheute. Die Gefahr für die magischen Völker verkennend und anstatt den Verbündeten mit ihrer Macht zur Seite zu stehen, verfolgten die Lesvaraq ihre höchst eigenen Ziele. Insbesondere Ulljan leistete dem Niedergang der magischen Völker bewusst – oder unbewusst – Vorschub, indem er sie beraubte, sich ihre Fähigkeiten zu eigen machte und ihnen damit schweren Schaden zufügte.
    Ulljan war ein äußerst kluger Geist mit visionären Vorstellungen. Er erkannte die sich ihm bietende Gelegenheit und fand plötzlich Gefallen an dem noch jungen, aufstrebenden Volk, dem in seinen Augen die Zukunft von Ell gehören sollte. Obwohl sie keinerlei magische Begabung besaßen, spielten sie in seiner Vorstellung bei der Neuordnung des Kontinents – seiner Ordnung – und bei der Wahrung des Gleichgewichts eine entscheidende Rolle. Behandelte er sie richtig, würden sie ihm huldigen, ein Denkmal schaffen und ihn über seinen Zyklus hinaus verewigen. Ulljans Geist würde nach seinem Ableben in ihnen fortleben. Nach ihm würde es nie wieder einen anderen seiner Art geben. Der letzte Lesvaraq. Doch selbst der klügste Kopf kann sich irren.
    Verzweifelt, ihr Ende vor Augen, kämpften die Völker derAltvorderen gegen den Ansturm der Nno-bei-Klan um ihr Überleben. Obwohl sie Schlachten für sich entschieden hatten und den Klan über Sonnenwenden hinweg immer wieder verheerende Niederlagen beibrachten, war es für einen erfolgreichen Widerstand bereits zu spät. Zu lange hatten sie auf ihre Überlegenheit vertraut und die Klan gewähren lassen. Die Altvorderen wurden mit jedem vehement vorgetragenen Ansturm weiter zurückgedrängt. Die Klan machten ihnen ihre angestammten Hoheitsgebiete streitig; ohne jeden Zweifel die besten und fruchtbarsten, die es auf Ell zu besiedeln gab. Zu groß war die Zahl der Feinde für die Altvorderen inzwischen geworden. Zu viele Waffen standen gegen sie. Selbst ihre Magie konnte nur noch wenig gegen die Klan ausrichten, die insgeheim von Ulljan, Quadalkar, Kallahan und dessen neu gegründeten Orden der Bewahrer und den Orna unterstützt wurden. Den Altvorderen blieb am Ende nichts weiter übrig, als sich der Übermacht zu beugen und sich zurückzuziehen. Sie hatten den Kampf verloren. Im Verborgenen würden sie zumindest überleben können. So hofften sie.«
    Tarratar sprang plötzlich auf und streckte sich, bis Knochen und Glieder knackten. Er glaubte, etwas Bewegung täte ihm gut und frische seine Erinnerungen auf. Hüpfend und springend wanderte er zwischen mannshohen steinernen Statuen hindurch, die aussahen als wäre eine Armee für einen Festakt aufgestellt und
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