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Kronjuwel (German Edition)

Kronjuwel (German Edition)

Titel: Kronjuwel (German Edition)
Autoren: Eric Mann
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blitzschnell hervor.
    »Darf ich etwas dazu sagen, euer Ehren?«, fragte Kate aus dem Zeugenstand.
    »Ich bitte darum, Agent Fitzgerald«, erwiderte die Richterin und sah sie gespannt an.
    »Der Bericht vom zwölften Juli ist der aktuelle und gültige Bericht, derjenige der sofort nach der Verhaftung angefertigt wurde, enthielt einige Fehler, so zum Beispiel, dass wir zuerst Verstärkung anforderten und dann losfuhren. In Wahrheit fuhren wir augenblicklich los und ein Kollege forderte aus dem Überwachungsfahrzeug Verstärkung an. Außerdem befindet sich im ersten Bericht noch nicht die Feststellung, dass es sich bei dem sichergestellten Gemälde um kein Original, sondern um eine Kopie handelte, die vergleichsweise wertlos ist.«
    »Euer Ehren, das sind bedeutsame Unterschiede, die man uns hier vorenthalten hat, ich beantrage das Verfahren einzustellen«, wandte der Anwalt sofort ein und Noah verstand langsam, was vor sich ging.
    »Herr Ankläger, warum hat die Verteidigung diesen Bericht nicht erhalten?«, fragte die Richterin und ihr Tonfall klang zunehmend ungehalten.
    »Das, das kann ich nicht genau sagen, euer Ehren, ich muss Sie gegebenenfalls bitten, die Verhandlung aufzuschieben, bis wir dieses Missverständnis geklärt haben.«
    »Ich habe einen besseren Vorschlag für Sie«, begann die Richterin und Noah konnte kaum glauben, was er als nächstes hören würde, »Wie wäre es, wenn Sie die Unordnung in Ihrem Haus bekämpfen und dann beim nächsten Fall eine vernünftige Anklage vorbereiten. Ich stelle den Fall hiermit wegen Fehlern in der Beweisführung ein.«
    Als ihr Holzhammer mit einem lauten Knall auf ihr Richterpult traf und der Rechtsanwalt neben Noah ihm euphorisch auf die Schulter klopfte, blickte Noah nur starr Kate an, die sich langsam von ihrem Stuhl erhob und auf den Weg machte, um den Saal zu verlassen. Hatte sie es absichtlich gemacht? Hatte sie ihn rausgeholt, obwohl oder gerade weil sie alles über ihn wusste? Warum sollte sie das tun, was hatte sie dazu bewegt, ihm die Freiheit zu schenken, obwohl sie doch diejenige war, die ihn verhaftet hatte?
    Immer noch geschockt verließ er in Begleitung seines Anwalts das Gerichtsgebäude. Als sie die Stufen vor dem eindrucksvollen Bau herunterstiegen sagte sein Anwalt breit lächelnd, »Das war einfacher, als ich gedacht hatte.«
    »Ja, das denke ich auch«, meinte Noah und fügte dann hinzu, »Können Sie mir etwas Geld für ein Taxi leihen? Setzen Sie es einfach mit auf die Rechnung.«
    »Selbstverständlich. Wir hören voneinander.«
    Er gab Noah vierzig Dollar und sie schüttelten zum Abschied noch einmal die Hände. Noah ging zur Straße und hielt nach einem der gelben Taxen Ausschau, die überall in der Stadt herumfuhren, als Kate sich ihm von hinten näherte.
    »Das ist nicht wirklich gut gelaufen für Sie«, sagte sie, als sie neben ihm stehen geblieben war.
    »Das hängt vom Standpunkt ab«, gab Noah zurück und drehte sich zu ihr um, »Warum haben Sie das getan?«
    »Nicht hier«, sagte sie bloß und ging los, um die Straße zu überqueren, wo in einem dunklen Wagen Agent Wuan auf sie wartete und über die Fahrbahn hinweg beobachtete.
    Endlich sah Noah ein Taxi und winkte es zu sich heran. Als er einstieg setzte auch der dunkle Wagen vom FBI sich in Bewegung und drehte am Ende der Straße um.
    Noah stieg aus dem Taxi und gab dem Fahrer das Geld, das er sich von seinem Anwalt geliehen hatte. Er streckte beide Arme weit von sich und beugte den Oberkörper nach hinten, um sich nach dem vielen Sitzen etwas wacher zu machen. Es war ein unbeschreiblich schöner Abend. Die Sonne sank langsam auf den Horizont zu und drohte schon beinahe die Hausdächer zu berühren, die zwischen Noah und der freien Sicht auf den Ozean lagen. Die schwere Holztür seines Hauses sah im Licht der untergehenden Sonne noch eindrucksvoller aus, als sie es ohnehin schon war. Noah hörte hinter sich das Geräusch eines herannahenden Wagens und drehte sich um, als dieser direkt hinter ihm zum Stehen kam. Die Beifahrertür des schwarzen Geländewagens öffnete sich und die junge Frau im schwarzen Hosenanzug stieg auf den Bürgersteig vor Noah aus.
    »Warum hast du das getan?«, fragte er ohne eine Begrüßung, als würde er das Gespräch von eben nahtlos fortsetzen.
    »Glaub mir, diese Frage habe ich mir selbst mehr als oft gestellt«, sagte Kate und wählte dabei die gleichen Worte, die sie noch vor wenigen Wochen von Noah gehört hatte, als dieser sich rechtfertigen
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