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Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher

Titel: Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Sattel schlug. Mehr als diesen einen Beutel hatte er sich nicht mitzunehmen getraut, aus Angst, seinem Aya zuviel zuzumuten. Eigentlich keine schlechte Ausbeute für den relativ geringen Aufwand, den er gehabt hatte; immerhin genug, dass er eine Zeitlang davon leben und in Ruhe seinen nächsten Fischzug planen konnte. Trotzdem war es nichts im Vergleich dazu, was er hätte einheimsen können, wenn nicht dieser verdammte Shurgez mit seiner dämlichen Eifersucht dazwischengekommen wäre und ihm die Tour vermasselt hätte. Er durfte gar nicht daran denken, was gewesen wäre, wenn er sich sowohl das Aktienkapital als auch den Gewinn aus der Lotterie unter den Nagel hätte reißen können …
     
    Der darauf folgende Morgen sah Borel noch immer im Sattel des Aya, gemächlich über den Dammweg durch die Koloft-Sümpfe trabend. Schwärme von Insekten umschwirrten und stachen ihn; stinkende Gase, die blubbernd dem schwarzen Wasser entstiegen, stachen ihm in die Nase. Dann und wann durchbrach der Kopf irgendeiner schleimigen Sumpfkreatur die Wasseroberfläche und grunzte oder quakte nach einem Kumpanen. Während der Nacht hatte ihn ein Regenschauer bis auf die Haut durchnässt, und seine Kleider schienen in dieser feuchten Atmosphäre überhaupt nicht mehr trocknen zu wollen.
    Mit kläffenden Schreien brachen die geschwänzten Sumpfbewohner aus den Büschen und rannten auf ihn zu: Yerevats’ wilde Brüder mit steinernen Messern und Speeren, haarig, nackt und furchterregend. Borel spornte den Aya zu einem Trab an. Die Sumpfbewohner kamen einen Moment zu spät auf dem Dammweg an, um ihn noch zu erwischen. Ein Speer zischte ihm um Haaresbreite am Kopf vorbei.
    Borel beschloss, einstweilen auf seine Tierliebe zu pfeifen, und grub die Sporen in die Flanken des Aya. Er hörte, wie sie hinter ihm herrannten. Als er sich kurz im Sattel umdrehte, sah er zu seiner Überraschung, dass sie sogar an Boden gutmachten. Der nächste Speer segelte an ihm vorbei und verfehlte ihn wieder nur um Haaresbreite. Und schon kam wieder einer! Borel zuckte zusammen, und der Speer prallte gegen den Hinterzwiesel seines Sattels und brach ab, einen scharfen Kieselsplitter im Leder des Sattels zurücklassend. Der nächste, dachte Borel trübsinnig, wird ein Treffer.
    Plötzlich kam ihm die rettende Idee. Wenn er seinen Geldsack aufkriegte und eine Handvoll Münzen hinter sich auf den Dammweg warf, würden diese Wilden vielleicht anhalten, um sie aufzulesen. Mit fliegenden Fingern nestelte er an Yerevats’ kunstvoll geknüpftem Knoten herum.
    Und dann riss ihm das Gewicht von zwanzig Kilo Gold den ganzen Beutel aus der Hand! Klirr! Die Goldstücke ergossen sich aus dem Sack wie ein Springbrunnen und kullerten hüpfend über den Damm! Die Wilden stürzten sich mit lautem Jubelgeschrei auf sie und gaben die Verfolgung auf. Zwar war Borel erst einmal froh, dass er sich jetzt nicht mehr vor fliegenden Speeren zu ducken brauchte, aber er fand doch, dass der Preis dafür ein bisschen sehr happig war. Andererseits, jetzt zurückzugehen und Anspruch auf einen Teil des Goldes geltend zu machen, würde bloß eine etwas ungewöhnliche Form von Selbstmord bedeuten; also entschloss er sich zähneknirschend, weiterzureiten.
    Gegen Mittag torkelte er in Novorecife ein – abgerissen, müde und hungrig. Er war noch nicht ganz innerhalb der Stadtmauern, als ein Uniformierter aus Abreus Sicherheitstruppe ihm in den Weg trat und sagte: »Sind Sie Senhor Felix Borel?«
    »Hä?« Er hatte schon so lange auf Gozashtandou gedacht, dass er in seinem erschöpften Zustand mit dem Brasilo-Portugiesisch des Mannes im ersten Moment gar nichts anfangen konnte.
    »Ich habe gefragt, ob Sie Senhor Felix Borel sind!«
    »Ja. Sir Felix Borel, um genau zu sein. Was …«
    »Mich interessiert nicht, wie der Senhor sich selbst bezeichnet; er ist verhaftet.«
    »Weswegen?«
    »Verstoß gegen Regel 368. Vamos, por favor!«
    Borel verlangte beim Vorverhör einen Rechtsanwalt. Da er keinen bezahlen konnte, bestimmte Richter Keshavachandra Manuel Sandak. Abreu trug seinen Fall vor.
    Borel fragte: »Senhor Abreu, wie in drei Teufels Namen haben Sie von meinem kleinen Projekt so schnell Wind bekommen können?«
    »Richten Sie Ihre Fragen bitte an das Gericht!« ermahnte ihn Richter Keshavachandra. »Das Sicherheitsbüro hat natürlich so seine Methoden. Haben Sie irgend etwas zur Sache selbst zu sagen?«
    Borel flüsterte Sandak etwas zu. Dieser stand auf und sagte: »Die Verteidigung ist der
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