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Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Titel: Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt
Autoren: Gmeiner-Verlag
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über Riesenrad und Achterbahn, träge floss der Neckar am Festgelände vorbei, ein einsamer Ruderer trainierte und zog seinen Kahn Richtung Leuzebad, wo sich an dem sonnigen Nachmittag viele Sonnenhungrige tummelten und einen der letzten warmen Herbsttage genossen.
    Doch die wahren Menschenmassen drängten sich auf der anderen Neckarseite, auf dem Wasen, wo das berühmte ›Cannstatter Volksfest‹ an diesem Wochenende zu Ende ging. In leuchtenden Farben ragte das Wahrzeichen, die Fruchtsäule, vor den großen Festzelten über die Köpfe der vorbeiströmenden Besucher, der Duft von Pferdeäpfeln aus den Hinterlassenschaften der Brauereigespanne mischte sich mit gebrannten Mandeln, Bratwürsten und verschüttetem Bier zu einem Parfüm, das einem noch Nächte später in den Klamottenfalten saß und – in kleine Flakons abgefüllt – unter dem Namen ›Eau de Chevauxpommes‹ sicher der Verkaufsrenner in der Duty-free-Shop-Parfümerie des Flughafens Stuttgart-Echterdingen wäre.
    Im Festzelt, in dem wir in einer knappen Stunde unseren Auftritt beginnen würden, duftete es auch nicht besser. Während Goli und seine Hiwis unsere Bühne vorbereiteten, zog ich Heini Blättle – natürlich mampfend – aus dem Zelt, um ihn in meine finalen Pläne einzuweihen.
    »Was ist denn, was soll ich denn hier draußen, das Catering gibt’s doch da drin!«, protestierte er und schob sich die restliche Schwarte seiner Schweinshaxe zwischen die Kiefer.
    »Du kannst später noch genügend essen«, tröstete ich ihn und schob ihn Richtung Riesenrad. »Was ich dir sagen muss, ist von äußerster Wichtigkeit. Es geht um Leben und Tod!«
    »Das hat die Sau schon hinter sich«, resümierte er und schleckte sich die Finger ab. »Und sie ist nicht umsonst gestorben.«
    »Genau das ist der Punkt«, gab ich ihm recht. »Los, komm mit. Was ich dir zu sagen habe, ist nicht für fremde Ohren bestimmt.«
    Ich ging zur Kasse und kaufte zwei Karten für Europas höchstes Riesenrad. In eine Gondel passten gut zehn Leute, und als wir an der Reihe waren, sorgte ich dafür, dass Heini und ich zuerst einstiegen.
    Ein verliebtes Pärchen drängte nach und eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Ich sagte, so laut, dass es alle hören konnten:
    »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee war, zu dem halben Hähnchen eine Kirschtorte zu essen. Ich glaub’, ich kotz’ gleich!«
    Die Mutter der Kinder starrte mich entsetzt an.
    »Oh – sorry«, stammelte ich. »Speien, wollte ich sagen!«
    Meine Gesichtszüge verkrampften sich, ich würgte laut und blies die Backen auf, als ob ich einen Schwall zurückhalten musste.
    »Schatzi, komm, wir warten auf die Nächste!«, sagte der junge Liebhaber zu seiner Matratzenauflage, und das Pärchen verließ die Gondel im Rückwärtsgang.
    Ein weiteres Würgegeräusch reichte, um auch die Familie zu vertreiben. Ich ließ mich auf die Holzbank fallen und atmete durch. Wir hatten die Gondel für uns.
    Das Riesenrad setzte sich in Bewegung. Ich fühlte mich ein wenig wie Holly Martins im Dritten Mann , als er sich mit Harry Lime im Prater trifft. Höher und höher schraubte sich unsere Kabine, und schließlich schaukelten wir in halber Höhe des Riesenrads und blickten hinunter auf das ameisengleiche Gewusel.
    »Jetzt leg’ schon los! Was gibt es denn so Wichtiges, dass du mich deswegen vom Essen abhältst?« Die Ungeduld in Heinis Stimme war nicht zu überhören. Mehr als eine Riesenradumdrehung würde ich nicht Zeit haben, das spürte ich.
    »Findest du es nicht etwas seltsam, dass inzwischen drei Musikanten aus der Band über den Jordan gegangen sind, auf drei weitere Mordanschläge verübt wurden, und wir spielen auf dem Wasen, als sei nichts gewesen?«, begann ich.
    »Na ja«, meinte er, »es war ja kein Holzbläser unter den Opfern!«
    »Aber fast. Du hattest das vergiftete Hähnchen schon im Hals, und meinen Zyankaliwhisky hat der arme Vico gesoffen.«
    »Man braucht eben auch mal Glück im Leben!«
    »Das mag schon sein. Aber ich will diese Morde jetzt aufklären. Das bin ich mir und meinem Namen schuldig. Und dazu brauch ich deine Hilfe!«
    »Meine?«
    Das Riesenrad drehte sich weiter und wir gondelten dem Scheitelpunkt entgegen. Von dort aus waren es fast 60 Meter bis zum Aufprall.
    »Ja.«
    »Und was soll ich tun?«
    Ich fasste ihn scharf ins Auge und sagte, jedes Wort betonend:
    »Ich werde dem Mörder – oder der Mörderin – eine Falle stellen. Heute, nach unserem Konzert.«
    »Da kriegen wir doch
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