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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1)
Autoren: Joe Abercrombie
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werde sehr vorsichtig erwägen, was ich mit ihm tun will.« Er nahm seinen Stock. »Ich möchte, dass Sie an mich denken, und an Ihren Zahn. Und ich möchte auch, dass Sie sehr, sehr sorgfältig darüber nachdenken, ob Sie nicht doch Ihr Geständnis unterschreiben möchten.«
    Glokta stand ungelenk auf und lockerte sein schmerzendes Bein. »Ich bin allerdings der Meinung, dass Sie auf ganz schlichte Schläge gut reagieren werden, daher lasse ich Sie jetzt für eine halbe Stunde in der Obhut von Praktikal Frost.« Rews’ Mund formte ein stilles, überraschtes O. Der Albino nahm den Stuhl mit dem dicken Mann darauf hoch und drehte ihn langsam um. »Er ist der absolut Beste hier, wenn es um diese Dinge geht.«
    Frost zog ein Paar abgewetzter Lederhandschuhe hervor und zog sie sorgfältig über seine großen, weißen Hände, einen Finger nach dem anderen. »Sie waren doch immer sehr darauf erpicht, von allem das Beste zu bekommen, nicht wahr, Rews?«, sagte Glokta, während er zur Tür ging.
    »Warten Sie! Glokta!«, heulte ihm der Tuchhändler über die Schulter hinweg nach. »Warten Sie, ich …«
    Praktikal Frost verschloss Rews’ Mund mit seiner behandschuhten Pranke und legte einen Finger an seine Maske. »Pffffffft«, machte er. Die Tür fiel ins Schloss.
    Severard stand an die Wand des Ganges gelehnt, einen Fuß an den Gips hinter sich gestützt, und pfiff hinter seiner Maske eine nicht erkennbare Melodie, während er sich mit der Hand durch das lange, strähnige Haar fuhr. Als Glokta durch die Tür kam, richtete er sich auf und verbeugte sich leicht, und seinen Augen war anzusehen, dass er lächelte.
Er lächelt immer.
    »Superior Kalyne möchte Sie sprechen«, sagte er mit seinem breiten, gewöhnlichen Akzent, »und ich würde mal sagen, dass ich ihn noch niemals wütender erlebt habe.«
    »Severard, Sie Ärmster, Sie zitterten sicher vor Angst. Haben Sie das Kästchen?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben ein bisschen für Frost herausgenommen?«
    »Hab ich.«
    »Und auch ein bisschen für Ihre Frau, hoffe ich?«
    »O ja«, sagte Severard, und seine Augen lächelten mehr denn je, »meine Frau wird bestens versorgt sein. Wenn ich denn jemals eine haben werde.«
    »Gut. Dann werde ich mich beeilen, dem Ruf des Superiors zu folgen. Wenn ich fünf Minuten bei ihm drin gewesen bin, kommen Sie mit dem Kästchen herein.«
    »Einfach nur in sein Dienstzimmer reinplatzen?«
    »Von mir aus können Sie ihn bei der Gelegenheit auch gleich abstechen.«
    »Wird gemacht, Inquisitor.«
    Glokta nickte, wandte sich ab und drehte sich dann aber doch noch einmal um. »Nicht wirklich abstechen, verstanden, Severard?«
    Der Praktikal lächelte mit den Augen und schob sein höchst gemein aussehendes Messer zurück in die Scheide. Glokta verdrehte die Augen zur Decke und humpelte dann davon, während sein Stock hart auf die Fliesen schlug. Klack, klick, Schmerz. Das war der Rhythmus seines Schritts.
     
    Der Superior versah seine Amtsgeschäfte in einem großen und reich ausgestatteten Zimmer hoch oben im Haus der Befragungen, ein Zimmer, in dem alles zu groß, und zu überladen wirkte. Ein riesiges, verschnörkeltes Fenster beherrschte eine holzvertäfelte Wand und bot einen Blick über die gepflegten Gärten des Innenhofs. Ein ebenso riesiger und verschnörkelter Schreibtisch stand in der Mitte eines farbenfrohen Teppichs, der aus einer warmen und exotischen Gegend stammte. Der Kopf eines wilden Tieres, das aus einer kalten und exotischen Gegend stammte, war über einem protzigen steinernen Kamin angebracht, in dem ein winziges, ärmliches Feuerchen glühte, das auszugehen drohte.
    Superior Kalyne selbst ließ sein Dienstzimmer klein und armselig wirken. Er war ein massiger, rotgesichtiger Mann Ende fünfzig, der versuchte, sein schütter werdendes Haar mit einem überwältigenden weißen Backenbart zu kompensieren. Selbst innerhalb der Inquisition fürchtete man seine einschüchternde Präsenz, aber Glokta hatte jegliche Angst längst hinter sich gelassen, und das wussten sie beide.
    Hinter dem Schreibtisch stand ein breiter, ausgefallener Sessel, aber der Superior tigerte hin und her, während er mit den Armen wedelte und brüllte. Glokta hatte auf etwas Platz genommen, das zwar zweifelsohne teuer gewesen, aber offenbar mit dem Hintergedanken entworfen worden war, es demjenigen, der darauf saß, besonders ungemütlich zu machen.
Das stört mich allerdings nicht allzu sehr. Besser als ungemütlich fühle ich mich ohnehin nie.
    Er
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