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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1)
Autoren: Joe Abercrombie
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das nicht gefallen lassen! Ich bin ein bekannter Mann! In diesem Augenblick ist meine Frau sicher schon beim König, um ihm meinen Fall vorzutragen!«
    »Ah, Ihre Frau.« Glokta lächelte traurig. »Ihre Frau ist sehr schön. Schön, und jung. Ich fürchte, vielleicht ein wenig zu jung für Sie. Ich fürchte, sie hat die Gelegenheit genutzt, um Sie loszuwerden. Ich fürchte, sie hat uns Ihre Bücher gebracht. Alle Bücher.« Rews erbleichte.
    »Wir haben diese Bücher durchgesehen«, sagte Glokta und deutete auf einen imaginären Papierstoß zu seiner Linken, »und wir haben alle Bücher in der Schatzmeisterei geprüft«, und er deutete nach rechts. »Können Sie sich vorstellen, wie überrascht wir waren, als die Zahlen nicht übereinstimmten? Außerdem gab es noch diese nächtlichen Besuche Ihrer Angestellten in den Lagerhäusern im alten Viertel, die kleinen unregistrierten Boote, die Zahlungen an Staatsdiener, die gefälschten Dokumente. Muss ich fortfahren?«, fragte Glokta und schüttelte von tiefstem Missfallen erfüllt den Kopf. Der dicke Mann schluckte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    Federhalter und Tinte wurden dem Gefangenen vorgelegt; auf dem Papier mit dem Geständnis, das ausführlich in Frosts schöner, sorgfältiger Schrift aufgesetzt war, fehlte nur die Unterschrift.
Ich kriege ihn, gleich hier und jetzt.
    »Gestehen Sie, Rews«, flüsterte Glokta sanft, »und machen Sie dieser bedauerlichen Angelegenheit ein schmerzloses Ende. Gestehen Sie und nennen Sie uns Ihre Komplizen. Wir wissen ohnehin schon, wer sie sind. So wird es für uns alle leichter sein. Ich möchte Ihnen nicht wehtun, glauben Sie mir; das würde mir nicht das geringste Vergnügen bereiten.«
Weil mir nichts Vergnügen bereitet.
»Gestehen Sie. Gestehen Sie, und wir werden Sie verschonen. Das Exil in Angland ist nicht so übel, wie manche einen glauben machen wollen. Auch dort kann man dem Leben schöne Seiten abgewinnen, nach einem befriedigenden Arbeitstag im Dienste des Königs. Gestehen Sie!« Rews starrte auf den Boden und stieß mit der Zunge gegen seinen Zahn. Glokta lehnte sich seufzend zurück.
    »Oder eben nicht«, sagte er. »Dann komme ich mit meinen Instrumenten zurück.« Frost beugte sich etwas vor, und sein riesiger Schatten fiel über das Gesicht des dicken Mannes. »Wasserleiche unten bei den Docks gefunden«, hauchte Glokta, »vom Meerwasser aufgedunsen und schrecklich verstümmelt … kaum noch … gar nicht mehr zu erkennen.«
Er ist bereit zu reden. Er ist fett und reif und steht kurz vorm Platzen.
»Wurden die Verletzungen vor oder nach dem Tod zugefügt?«, fragte Glokta gut gelaunt die Zimmerdecke. »Handelt es sich bei der mysteriösen Leiche überhaupt um einen Mann oder um eine Frau?« Er zuckte die Achseln. »Wer könnte das sagen?«
    Ein scharfes Klopfen ertönte an der Tür. Rews’ Gesicht hellte sich auf, und wieder stand Hoffnung darin.
Nicht jetzt, verdammt noch mal!
Frost ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt breit. Worte wurden gewechselt. Nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, beugte sich Frost zu Glokta hinunter und flüsterte ihm ins Ohr.
    »Eff ifft Ffeverar«, lautete die erstickt gemurmelte Botschaft, aus der Glokta schloss, dass Severard draußen wartete.
    Jetzt schon?
Glokta lächelte und nickte, als habe er eine gute Nachricht erhalten. Rews’ Gesicht verdüsterte sich wieder etwas.
Wie kann es sein, dass ein Mann, für dessen Geschäft Heimlichkeit so entscheidend ist, in diesem Zimmer seine Gefühle nicht verbergen kann?
Aber Glokta wusste die Antwort.
Es ist schwer, ruhig zu bleiben, wenn man Angst hat, wenn man hilflos ist und allein, der Gnade von Männern ausgeliefert, die keine Gnade kennen. Wer wusste das besser als ich?
Er seufzte, gab seiner Stimme den gelangweiltesten Klang, der ihm möglich war, und fragte: »Wollen Sie nun gestehen?«
    »Nein!« Die Widerstandskraft war in die Schweinsäuglein des Gefangenen zurückgekehrt. Er starrte zurück, ruhig und wachsam, und nuckelte an seinem Zahn.
Überraschend. Sehr überraschend. Aber wir fangen ja auch gerade erst an.
    »Macht Ihnen dieser Zahn Beschwerden, Rews?« Wenn es um Zähne ging, gab es nichts, das Glokta nicht wusste. Die Allerbesten hatten sich über seinen eigenen Mund hergemacht.
Oder die Allerschlimmsten, je nachdem, von welcher Warte aus man die Sache betrachtet.
»Es scheint, dass ich Sie jetzt verlassen muss, aber während ich unterwegs bin, werde ich über diesen Zahn nachdenken. Ich
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