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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille
Autoren: P Bordage
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Gebräuche und wusste, dass ich keine Gnade von ihnen zu erwarten hatte.

    »Ich grüße euch und bringe Frieden«, versuchte ich die Schokletts in ihrer Sprache milde zu stimmen.
    Einer der Krieger trat vor und spuckte mir auf die Beine.
    »Es gibt weder Gruß noch Frieden für den weißen Schänder des Unantastbaren!«, sagte er böse. »Deine Strafe, Tod! Aber erst, Hochzeit der Götter. Dann Tod!«
    Was wollte er mit ›Hochzeit der Götter‹ sagen? Auf die Antwort musste ich nicht lange warten. Eine Gruppe laut schreiender Frauen in Trance kam plötzlich aus dem Urwald. Und da sah ich sie zum ersten Mal: eine Frau und einen Mann, beide jung, beide sehr schöne Weiße in seltsame, um ihre Körper drapierte farbenfrohe Stoffe gekleidet. Die langen Haare der Frau waren zu Zöpfen geflochten und mit den Blättern des rosa Valef-Baums geschmückt, die traditionsgemäß bei Hochzeitsfeierlichkeiten Verwendung finden. Hinter ihnen ging der Houtchu, der Schamane. Sein ganzer Körper war mit kleinen, grünen, lebenden Schlangen als Zeichen seiner Macht bedeckt. Als die Frau mich an dem Pfahl wie ein Stück Wild hängen sah, machte sie ihrem Gefährten ein Zeichen. Die beiden traten auf mich zu, und der Mann sagte auf Naflinisch zu mir: »Was machen Sie hier?«
    »Guten Tag. Schön, dass Sie hier sind. Ich bin Spek Jennequin vom Planeten Nouhenneland. Ich bin Forschungsreisender und folgte den Spuren eines großen Panthards. Dabei habe ich unabsichtlich das Gebiet der Tschutschu, wie sie sich in ihrer Sprache nennen, betreten. Also haben sie mich gefangen. Und wer sind Sie?«
    »Einfache Reisende, die heiraten wollen«, antwortete er mir. »Aber das ist nicht wichtig. Wir werden versuchen, Sie aus dieser misslichen Lage zu befreien …«
    Dann bedeutete er dem Houtchu mit Gesten, man solle mich losbinden. Zu meiner großen Überraschung gehorchten die Tschutschus.
    »Sie bringen Sie jetzt an die Grenze ihres Stammesgebiets«, sagte die Frau. »Aber darf ich nicht wissen, wem ich mein Leben verdanke?«, fragte ich, eher aus Neugier denn aus Dankbarkeit, weil Forscher von Natur aus sehr neugierig sind.
    »Es ist besser, Sie wissen so wenig wie möglich«, sagte der Mann und fügte dann lachend hinzu: »Wir wünschen uns eine Hochzeit im allerengsten Freundeskreis.«

    Mehr konnte ich nicht erfahren. Ein paar Tschutschu-Krieger umringten mich und brachten mich aus ihrem Dorf. Nach einem Tagesmarsch war ich wieder in meinem Camp am Ufer des Flusses Tams und stellte mir viele Fragen über das Geschehene.
    Waren diese Leute aufgrund eines technischen Fehlers bei der Rematerialisierung in diesem Urwald auf Nouhenneland gelandet? Und hatte ihr plötzliches Erscheinen die Tschutschus derart beeindruckt, dass sie sie für Götter hielten? Außerdem konnte ich mir das seltsame Benehmen dieses Paars nicht erklären. Eine Rückkehr zur Zivilisation schien ihnen nicht wichtig zu sein, sondern einzig und allein ihre Eheschließung im Kreis dieser Wilden. Trugen sie sich etwa mit dem absurden Gedanken, den Rest ihres Lebens in diesem feindlichen Urwald zu verbringen?
     
    Ergänzende Anmerkung des Kardinals Molanaliphül:
     
    Eure Heiligkeit, ich habe diese Zeugenaussagen in chronologischer Reihenfolge geordnet. Daraus ist ersichtlich, dass die Aussage des jungen Orangers mit der des Forschungsreisenden übereinstimmt. Jene Stoffe, mit denen die beiden ihre Körper bedeckten, sind dieselben, die in Phille gestohlen wurden. Euer ergebener F.M.

     
    P lötzlich brach der Narr der Berge sein Schweigen.
    »Bitte den Geist des Steins, uns hier abzusetzen, Shari.«
    Er deutete mit dem Zeigefinger auf einen unter ihnen schäumend dahinfließenden Gebirgsbach in einem grünen Tal, das von steil aufragenden Gipfeln begrenzt wurde.
    Seit Tagen schon überflogen sie eine ausgedehnte Gebirgskette, und seitdem hatte der Narr nicht ein einziges Wort gesprochen. Aber Shari gewöhnte sich allmählich an die abrupten Stimmungsschwankungen des Mannes, der ihn nach dem Tod seiner Mutter und der Zerstörung seiner Heimatstadt aufgenommen hatte. Er richtete sich in dem Schweigen ein und gab sich ohne Vorbehalt der euphorischen Freude des Reisens auf dem fliegenden Stein hin. Für ihn war das ein ständig neues Glücksgefühl, seit sich der König der Steine auf dem amphanischen Feld zum ersten Mal in die Lüfte erhoben hatte …
    Als der Geist des Kindes und der Geist des Steins miteinander harmonieren, sich vereinen, setzt der Stein zu seinem
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