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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition)
Autoren: Klaus Seibel
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dem Fenster auf die blaue Kugel. Sie konnte es kaum glauben, dass die Natur dort unten sich nur aus den zehn Prozent entwickelt hatte, die nach der Katastrophe übrig geblieben waren. Aber das war eine wissenschaftliche Tatsache. Was für ein Potenzial mochte dann in den neunzig Prozent stecken? Das war wirklich mehr, als sich ein normaler Menschenverstand vorstellen konnte.
    “Und diese neunzig Prozent haben sie alles in einem Krater auf dem Mond deponiert?“
    „Im Grunde ist das der sicherste Ort des Sonnensystems. Keine Schatzräuber, keine Erdbeben oder Kontinentalverschiebung, keine Temperaturschwankungen, und wenn der Krater tief genug ist, kaum Gefahr durch Meteoriten oder kosmische Strahlung. Einfach genial.“
    „Ein riesiger Aufwand”, meinte Bullrider. “Wenn man bedenkt, wie mühsam es ist, auch nur ein paar Menschen zum Mond zu bringen, dann kann ich das kaum glauben.”
    „Der Aufwand, das Depot anzulegen, ist nicht groß“, widersprach Dr. Bardouin. „Man muss eigentlich nur sehr stabile Container bauen und sie einigermaßen vorsichtig in den Krater hineinfallen lassen, was bei der reduzierten Schwerkraft keine Zauberei ist. Das ist durchaus realistisch bei der Qualität ihres Materials. Eine ganz andere Angelegenheit ist die Bergung. Wir haben noch keine Idee, wie das gehen soll.“
    „Vielleicht ist das eine letzte Versicherung der Ersten Menschheit, um ihren Schatz nicht einer kleinen Splittergruppe in die Hände zu spielen“, spekulierte Olaf. „Es geht nur, wenn die Menschen sich insgesamt einig sind.“
    „Ob wir das erleben werden?“
    „Ich hoffe doch sehr. Wenn es irgendeine Gelegenheit gibt, zu erkennen, dass man gemeinsam weiter kommt, als im Alleingang, dann ist es jetzt.“
    „Dann vertrauen wir darauf, dass die unbändige menschliche Neugier größer ist als die Ideologie. Weiß man schon, in welchem Krater das Depot liegt?“
    „In dem Krater, der auf der letzten Folie zu sehen war?“, schaltete Anne sich ein.
    „Alles deutet darauf hin. Um den Ort genau zu lokalisieren, brauchen wir Ihre Originale. Hier unten haben einige schon schweißnasse Hände bei der Sorge, es könnte auf den letzten Metern schiefgehen. Sehen Sie bloß zu, dass Sie alles heil auf die Erde bringen.“
    „Keine Sorge, Sir”, sagte Bullrider. “Das schaffen wir.“
    „Beeilen Sie sich!“, sagte Dr. Bardouin, obwohl er wusste, dass es keine Möglichkeit gab, den Flug zu beschleunigen. Vier Tage mussten sich alle gedulden.
     
    „Was sollen wir bloß die ganze Zeit machen?“, fragte Anne.
    Ihr Gesichtsausdruck verriet Olaf bereits, was sie dachte. Bullrider hatte keine Idee, worauf Anne hinauswollte.
    “Ich habe ihr vor langer Zeit gesagt ‘... und wenn ich dir bis auf den Mond folgen muss’“, erklärte Olaf. “Dieser Part ist jetzt erledigt.”
    Jetzt ahnte Bullrider, was die beiden vorhatten. Ein breites Grinsen zog über sein Gesicht. “Ihr spinnt, ihr Europäer. Aber wenn ihr einem Amerikaner zutraut, dass er euch ohne Aufsicht nach Hause fährt ...”
    “Das trauen wir dir zu”, sagte Anne.
    “Und damit du unterwegs keinen Schwächeanfall bekommst, habe ich noch etwas für dich.” Olaf griff zu einer Schachtel und holte einen Würfel heraus. Ein schweizer Kräuterbonbon. “Mein letztes.” Er schnippte es Richtung Bullrider.
    “Ich sag doch, Ihr spinnt.” Mit weit offenem Mund fing Bullrider das langsam heranschwebende Bonbon ein. Dann zog er seine Kopfhörer auf, tippte etwas auf seinem MP3-Player und zeigte den beiden den erhobenen Daumen.
     
    „Wir haben viel verpasst“, sagte Olaf zu Anne, als er die schmale Tür zur Schlafkoje hinter ihnen schloss.
    „Dann sieh zu, dass du in den nächsten vier Tagen möglichst viel nachholst.“
    Während sie in der engen Koje schwebten, öffnete Olaf den Reißverschluss von Annes Anzug. Als er ihre Taille umfassen wollte, geriet seine Hand in die Innentasche.
    „Au!“
    Hastig zog er sie zurück. Er hatte an etwas Scharfkantiges gegriffen. „Was ist das?“
    „Sieh nach!“
    Olaf zog eine der Schrauben hervor, mit denen die Platte befestigt gewesen war. „Was willst du denn damit?“
    „Die ist für Elena. Als Andenken. Warum soll es nur ein Stein vom Mond sein? Sie hat das Beste verdient, das ich finden konnte.“
    Olaf drehte die Schraube nachdenklich in der Hand.
    „Wenn man bedenkt, was die alles ausgelöst hat. Neben allem, was wir hier oben gefunden haben, hat sie uns eindrücklich gezeigt, wie überlebenswichtig unsere
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