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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition)
Autoren: Klaus Seibel
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zum Beispiel jede Menge Saurierknochen, und die hatten keine Hochtechnologie mit stabilen Materialien.“
    „Darf ich meine Mathematikspezialistin mit einer mathematischen Berechnung überzeugen?“
    „Da bin ich aber neugierig.“
    „Wenn du unsere Menschheit siehst, wie lange haben wir dauerhafte Produkte, die von unserer Industrie in nennenswerter Zahl hergestellt worden sind?“
    „Ungefähr zweihundert Jahre“, antwortete Anne. „Davor gab es nur Keramik und geschmiedete Metalle aus Handarbeit, also relativ wenig.“
    „Und wie lange gab es Dinosaurier?“
    „150 bis 200 Millionen Jahre.“
    „Bleiben wir bei den 200 Millionen, das ist einfacher zu rechnen. Das heißt: Auf ein Jahr menschliche Technologie kommen eine Million Jahre Saurier. Wenn wir gleichzeitig gelebt hätten, ist im Nachhinein die Chance einen Saurierknochen zu finden eine Million mal größer, als ein Zeugnis unserer Technologie zu entdecken.“
    Anne musste ihm Recht geben.
    „Es kommen zwar noch Faktoren hinzu wie Dauerhaftigkeit ihrer Materialien oder ein längerer Zeitraum, aber andererseits ist da die unglaubliche Katastrophe, die fast alles vernichtete - das Verhältnis bleibt beeindruckend. Da werden sich einige Archäologen im Grab umdrehen.“
    „Nicht nur die Toten. Mit Sicherheit gibt es jetzt auf der Erde die heftigsten Proteste.“
    „Es geht an die Grenzen unserer Vorstellungskraft - aber rein mathematisch ist es tatsächlich möglich. In der Zeit unseres Planeten ist Platz für eine erste Menschheit, von der wir nicht das Geringste geahnt haben.“
    „Ein faszinierender Gedanke“, meinte Bullrider.
    Anne sah zu einem Fenster hinaus. In der Schwärze des Weltalls schwebte eine blaue Kugel mit weißen und braunen Flecken. Ihre Heimat, die Erde. „Ich glaube, ich werde kaum schlafen können. Die Konsequenzen sind unfassbar.“
    „Da bist du bestimmt nicht die Einzige. Und es fehlt noch eine Folie. Ich glaube nicht, dass darauf Belanglosigkeiten stehen.“
     
    Auch wenn es ihnen schwerfiel, sie mussten sich bis zum nächsten Morgen gedulden. Auf der Erde wurde fieberhaft gearbeitet. Erst am späten Nachmittag des nächsten Tages meldete sich Dr. Bardouin erneut.
    „Endlich hören wir wieder etwas von Ihnen. Wir sind bald krank vor Neugier.“
    „Wenn Sie eine Ahnung hätten, wie bei uns geschuftet wird. Es gibt kein anderes Thema mehr. Die halbe Welt steht Kopf.“
    Das konnte Olaf sich vorstellen, aber das war nicht das, was er wissen wollte. „Was haben Sie über die dritte Folie herausgefunden?“, drängte er.
     
    „Die dritte Folie schließt nahtlos an die zweite an. Hier geht es um das eigentliche Anliegen der Ersten Menschheit.“
    „Als ob die zweite Folie nicht schon dramatisch genug war“, stöhnte Anne.
    “Schießen Sie los!”, sagte Bullrider.
    „Das Bewahren war anscheinend das große Thema der Ersten Menschheit: das Bewahren der Natur und das Bewahren von Wissen. Das muss für sie fast etwas Heiliges gewesen sein. Parallel zu dem Versuch den Kometen zu beseitigen, setzten sie ein Programm auf, ihr gesamtes Wissen zu retten. Sie wussten nicht, wie groß die Katastrophe wird und was davon verschont bleiben würde. Also haben sie ein Depot angelegt mit allem, was ihnen wertvoll war: das Wissen über ihre Technologie und das Wissen über die Natur. Das müssen riesige Mengen sein, inklusive Gendatenbanken und Proben von allem, was zu ihrer Zeit existierte. Sie wollten für den Fall vorsorgen, dass es durch die Katastrophe zur endgültigen Ausrottung von Arten kommt.“
    „Moment mal“, unterbrach Olaf. Er hatte einen trockenen Hals bekommen. „Sie wollen sagen, dass sie alles konserviert haben, was es damals an Leben gab?“
    „Das haben sie als ihren Auftrag angesehen: die Natur und ihr Wissen zu bewahren“, bestätigte Dr. Bardouin. “Sie haben im Prinzip ein Back-up der gesamten Natur auf dem Mond deponiert, inklusive Anleitungen und Methoden, wie man das wiederherstellen kann, was durch die Katastrophe zerstört worden ist.”
    „Das heißt also, ...” Olaf musste schlucken. “... wenn wir davon ausgehen, dass damals neunzig Prozent aller Arten vernichtet worden sind, die Natur also nur mit zehn Prozent weitergemacht hat ...“ Olaf brachte den Satz nicht zu Ende.
    „Das heißt, dass nichts von den neunzig Prozent verloren gegangen ist, die uns heute fehlen. Vorausgesetzt, es hat wirklich solange gehalten“, führte Dr. Bardouin den angefangenen Gedanken fort.
    Anne sah wieder aus
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