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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition)
Autoren: Klaus Seibel
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Wahrscheinlichkeit größer, einem Verbrecher zu begegnen? Nachts im Hofheimer Wald oder abends am Frankfurter Hauptbahnhof?“
    „So kannst du das doch nicht sehen“, widersprach Lisa.
    „Warum nicht? Die Gefahr im Wald ist eine Sache von früher, heute tickt die Welt anders.“
    Für Anne als leidenschaftliche Mathematikerin war die Angelegenheit eindeutig und damit erledigt.
    Gemeinsam gingen Anne und Lisa die Treppe herunter. Lisas Absätze klackerten laut auf den steinernen Stufen und an der Tür ihrer Hauswirtin vorbei, die das Erdgeschoss bewohnte. Heute war die extreme Schwerhörigkeit der alten Dame mal wieder von Vorteil. Ohne Hörgerät ging nichts bei ihr, was vor allem Lisa reichlich ausnutzte. Sie drehte ihre Musik ohne Skrupel bis zum Anschlag auf. Zum Glück nur dann, wenn Anne nicht nebenan war, denn die hörte sehr gut und zog Ruhe vor.
    Anne nahm Lisa die kurze Strecke zum S-Bahnhof mit. Dann steuerte sie ihren kleinen, roten Toyota durch die scharfen Kurven den Wald hinauf nach Langenhain. Hier, in der Nähe der kleinen Sternwarte hatte Anne jedes Mal das Gefühl, einer fernen, aber wunderbaren Welt ganz nah zu sein.
    Anne stellte den Wagen direkt am Waldrand ab und ging zu Fuß weiter. Trotz der Dunkelheit fand sie zielsicher den Weg, der nach einigen hundert Metern durch den Wald zu einer kleinen Lichtung führte. Sie war ihn schon oft gegangen, vorzugsweise bei Nacht. Sie kannte jede Wurzel, über die man stolpern konnte, und jeden Ast, der über dem schmalen Pfad hing. Die Schatten der Bäume im fahlen Mondlicht hätten anderen eine kräftige Gänsehaut über den Rücken gejagt. Für Anne waren es alte Bekannte. Begleitet von den Geräuschen der Nacht und dem Zirpen der Insekten gelangte sie bald an ihren vertrauten Platz.
     
    Mit einem tiefen Seufzer legte Anne sich in das weiche Gras und entspannte sich. Ihre Gedanken begannen zu laufen und bewegten sich von selbst zu dem immer gleichen Thema: den Mond. Dort wollte Anne unbedingt hin.
    Die Wahrscheinlichkeit, dieses Ziel zu erreichen, war genauso gering, wie den nächsten Jackpot im Lotto zu knacken. Mit anderen Worten: Sie war erbärmlich schlecht.
    Die Aussicht, dass Europa in den nächsten 10 - 20 Jahren eine bemannte Expedition zum Mond starten würde, schätzte Anne angesichts knapper Kassen und begrenztem Interesse an bemannter Raumfahrt ganz nüchtern als äußerst gering ein. Und wenn, dann würden vielleicht drei Astronauten mitfliegen. Warum sollte ausgerechnet sie eine davon sein? Trotzdem ...
    Immerhin hatte sie ihr Studium der Mathematik und der Astrophysik mit Auszeichnung abgeschlossen. Das hatte ihr die Tür zu einer Praktikantenstelle bei der ESA, der ‘European Space Agency’ geöffnet. Das war mehr, als ihre Kommilitonen ihr zugetraut hatten und immerhin schonmal ein Schritt in die „Nähe“ des Weltraums.
    Alle ihre Freunde lächelten über ihre Phantasien, aber das war Anne egal. Sie war fest davon überzeugt: Von drei Europäern auf den Weg zum Mond würde einer Anne Winkler heißen, geboren und wohnhaft in Hofheim.
    Das war ihr Ziel. Das war ihr Gedanke, wenn sie abends ins Bett ging und morgens, wenn sie aufstand. Und ganz besonders in so einer lauen Sommernacht wie heute, wenn sie allein auf ihrer Lieblingswiese lag, den Mond über sich. Dann träumte sie ihren Traum.
    In Annes linker Hosentasche begann ihr Handy zu vibrieren. Der Traum fiel in sich zusammen.
    „Warum habe ich Idiot das nicht ausgestellt?“
    Widerwillig zerrte Anne das Handy aus den Shorts und sah auf das Display. „Olaf“ leuchtete ihr entgegen. Das war ein junger Wissenschaftler bei der ESA.
    „Was will der denn schon wieder?“, seufzte sie.
    Anne überlegte kurz den Anruf wegzudrücken, meldete sich dann aber doch mit einem wenig freundlichen „Ja?“
     
    ~~~~~

3. Houston, Texas
     
    „Hi, Teresa.“
    „Hi, Mr. Forell. Wie geht’s?“
    „Danke, bestens. Irgendetwas Dringendes, was anliegt?“
    „Ja, eine Nachricht von ganz oben. Von Richard Wincent. Er hat gefragt, ob Sie schon da sind und ihre E-Mails gecheckt haben. Muss wichtig sein.“
    „Danke, Teresa, ich kümmere mich darum.“
    Gordon beeilte sich in sein Büro zu kommen. Wenn Wincent anrief, musste es wirklich wichtig sein. Wincent war einer der wenigen Männer, vor denen er Respekt hatte. Er war der oberste Chef der NASA und gehörte zu dem kleinen, exklusiven Kreis von Menschen, die direkten Zugang zum Präsidenten der Vereinigten Staaten hatten. An anderen Tagen
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