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Kreuzzug

Kreuzzug

Titel: Kreuzzug
Autoren: Marc Ritter
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Innenminister befindet sich wie Sie im Urlaub, allerdings außer Landes, in Thailand«, erinnerte der Adjutant des Ministers, dann fügte er spitz hinzu: »Ich dachte, es würde Sie interessieren, dass ein Bundeswehreinsatz bevorsteht. Kommt ja im Innern des Landes nicht alle Tage vor, nicht wahr?«
    »Was? Und davon erfahre ich erst jetzt?« Von Brunnstein drückte auf den Not-Aus-Knopf des Laufbandes, um mehr Ruhe zu haben. Seine Begleiter wies er mit einem Handzeichen an, das Gleiche zu tun. Die Bänder kamen zum Stillstand. Die BKA -Beamten waren dankbar für die Pause.
    »Darum rufe ich Sie ja an, Herr Minister. Bisher läuft alles streng nach Notfallplan«, berichtete Schultheiß unaufgeregt. »Man hat unsere Rettungshubschrauber angefordert, was bei alpinen Notfällen ja fast täglich passiert. Aber die Gebirgsjäger haben ein halbes Bataillon einberufen. Drei Kompanien. Vorsichtshalber. Sitzen jetzt in der Kaserne in Mittenwald und warten, wie schlimm es dort oben wird. Kann mehrere hundert Tote gegeben haben.«
    Der Minister nahm ein weißes Handtuch vom Stapel und wischte sich die Stirn. »Gut, dass Sie mich informieren, Oberst Schultheiß. Ich muss mich auf Interviewanfragen gefasst machen. Liegen Ihnen bereits welche vor?«
    »Bis jetzt noch nicht, Herr Minister. Die Lage vor Ort ist unübersichtlich. Die Medien sind noch nicht auf das Thema angesprungen. Ich schätze aber, da bewegen sich gerade die ersten Kamerateams von München nach Garmisch. Ist jedoch nicht so leicht, heute dort hinzukommen, komplett verstopft alles. Na ja, die TV -Jungs werden Hubschrauber nehmen. Ist also eine Frage von Minuten, bis das Ganze auch
issue on air
ist.«
    »In Ordnung. Schicken Sie mir ständig Berichte per E-Mail. Bei einem großen Einsatz der Bundeswehr muss ich informiert sein, um der Presse Rede und Antwort zu stehen. Und ich muss ihn erst einmal genehmigen, vergessen Sie das nicht, Herr Oberst. Machen Sie das den Leuten auf der Hardthöhe unmissverständlich klar.« Philipp von Brunnstein hatte keine Lust, dass ihm die nicht wirklich selbsterklärende Kommandostruktur der Bundeswehr irgendwann in irgendeinem Untersuchungsausschuss das Genick brach.
    Sein Adjutant wusste, dass er dafür zu sorgen hatte, dass die Generäle stets im Zaum gehalten wurden.
    »Zu Befehl, Herr Minister. Aber noch etwas dürfte Sie interessieren: Nicht nur die Medien sind nach Garmisch unterwegs, nicht wahr? Auch der Bayerische Ministerpräsident hat einen Hubschrauber über die Flugbereitschaft angefordert. Der soll in diesen Minuten neben der Garmischer Autobahn landen und Lackner dann zur Zugspitze fliegen.«
    »Zum Teufel, wer hat das genehmigt?«, schnaubte von Brunnstein.
    »Nun, er ist der Bayerische Ministerpräsident, nicht wahr, Herr Minister? Der weiß, wo er anrufen muss, damit sich die Rotoren in Bewegung setzen. Die Gebirgsjäger …«
    »Meine Gebirgsjäger? Womöglich die Zwodreiunddreißig in Mittenwald? Ja, natürlich. Wer denn sonst? Mensch, Schultheiß, ich kenne meine Pappenheimer. Ich habe da meinen Wehrdienst geleistet. Die machen, worauf sie Lust haben. Aber ein Bataillon einberufen und was weiß ich wen durch die Gegend fliegen, da brauchen auch die Herren Gebirgsjäger meine Genehmigung. Es reicht!«
    »Herr Minister, wenn ich einwerfen darf: Immerhin zeigt die Bundeswehr hier Einsatzbereitschaft. Und Ihre Partei zeigt Präsenz. Ministerpräsident Lackner ist ja auch Ihr Parteivorsitzender, nicht wahr?«
    Von Brunnstein hatte keine Lust, mit seinem Adjutanten darüber zu diskutieren, wie sich die Bundeswehr in der Öffentlichkeit darstellen sollte. Und wer was in seiner Partei zu sagen hatte, ging Oberst Schultheiß schon gar nichts an.
    »Schluss jetzt, Schultheiß! Sie informieren mich im Viertelstundentakt persönlich darüber, was da vor sich geht. Sie. Persönlich. Verstanden? Auf dem anderen Telefon. Dem sicheren. Und lassen Sie einen Hubschrauber für mich bereitstellen. Besorgen Sie die Überfluggenehmigung für Österreich. Rufen Sie mich an, wenn das geklärt ist. Ende.«
    Mitten ins »Zu Befehl, Herr Minister« des Obersts drückte von Brunnstein den roten Button auf dem iPhone-Display und beendete das Gespräch. Er sah seine Personenschützer an und schnarrte: »Männer, Abmarsch! In einer Viertelstunde geduscht im Kommunikationsraum! Lassen Sie meine Frau aus dem Schokoladenbad holen. Sie soll sich was Warmes anziehen. Aber keinen Pelz! Vielleicht eher so Sportsachen.«

Kapitel elf
    Waggon der
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