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Kreuzzug

Kreuzzug

Titel: Kreuzzug
Autoren: Marc Ritter
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Expedition war – fast täglich einen Berglauf im Karwendel absolviert und an den Wochenenden mit Markus, wann immer er dienstfrei hatte, eine lange und anstrengende Mountainbiketour unternommen. Sie hatte im Herbst nicht wie sonst zwei Wochen erkältet zu Hause gelegen und konnte daher die ersten Schneefälle Anfang Dezember nutzen, um an ihrer Kondition – nun endlich auch auf Ski – weiterzuarbeiten. Jetzt, Anfang Januar, stand die Wettkampfsaison der Skibergsteiger unmittelbar bevor. Das erste Saisonrennen war der Dammkarwurm Mitte Januar, ihr Heimrennen in Mittenwald, dann folgten an jedem Wochenende bis in den April hinein die nationalen und internationalen Wettbewerbe und Meisterschaften. In diesem Jahr wollte sie in die Weltspitze dieser noch jungen Sportart laufen, um im nächsten Jahr bei den Weltmeisterschaften vorne mit dabei zu sein.
    Für die Schönheit der Gegend hatte Sandra an diesem Feiertag keine Zeit. Obwohl sie einen Teil ihres Lebensunterhaltes damit bestritt, Fotos von steilen Bergen zu schießen. Aber das Karwendelgebirge betrachtete sie als totgeknipst. Sie würde sich nach der Skisaison wieder einer Himalaja-Expedition als Fotografin anschließen. Ihr Sponsor aus der Bekleidungsindustrie hatte ihr geholfen, aus dem Hobby einen Beruf zu machen. Er unterstützte auch professionelle Expeditionen und wollte von ihnen gute Fotos für seine Marketingaktionen. Sandra wurde fast jeden Sommer für einige Wochen auf eine Tour nach Asien oder Südamerika geschickt. Dass sie beides konnte – im Winter mit den Klamotten des Sponsors den Berg hinaufhetzen und im Sommer eindrucksvolle Fotos mit Menschen in diesen Klamotten aus eisigen Höhen nach Hause bringen –, war ein Glücksfall für beide Seiten.
    An diesem Tag ging es nicht um Fotos. Es galt, ihre persönliche Bestzeit durch das Dammkar zu verbessern. Wenn ihr Markus, immerhin als Heeresbergführer des in Mittenwald stationierten Hochzugs der Gebirgsjäger , nicht folgen konnte oder wollte, würde sie im Karwendelhaus auf ihn warten. Das Dammkar war genauso Markus’ Hausstrecke wie ihre. Vielleicht musste er erst noch richtig wach werden. Der Tag hatte jedenfalls ganz anders angefangen, als sie geplant hatten. Sie hatten um sieben Uhr aufbrechen wollen, um unter den Ersten zu sein, die die Felle unter die Ski klebten und durch den frischen Schnee ihre Spur nach oben zogen. Doch wieder einmal hatten sie vergessen, den Wecker zu stellen. Als sie um zehn aufwachten, war ihnen klar, dass sich im Dammkar bereits Horden von Skitourengehern tummeln würden. Und bis sie in gut zwei Stunden oben im Karwendelhaus wären, hätte die Seilbahn jede Menge Freerider dorthin befördert, die die jungfräulichen Hänge zusammenfahren würden. Also hatten sie sich Zeit für ein ausgiebiges Spaß-Frühstück im Bett genommen. Um elf Uhr waren sie dann aufgestanden. Eine Stunde später hatten sie am Ausgangspunkt der Tour neben der Bundesstraße endlich die Felle auf die Ski gespannt und waren in die Bindung gestiegen, um den sieben Kilometer langen Aufstieg anzugehen.
    Die Strecke hatte den Vorteil, dass sie seit einigen Jahren als sogenannte Freeride-Piste betrieben wurde. Das bedeutete, dass sie nicht wie normale Skipisten durch Pistenraupen präpariert wurde, sondern lediglich bei Lawinengefahr die Schneemassen gesprengt wurden. Man konnte hier also in einiger Sicherheit vor Lawinen Skitouren unternehmen und Tiefschnee fahren. Der Nachteil war, dass diese relative Sicherheit zusammen mit der Tradition der Strecke an einem sonnigen Hochwintertag wie diesem Hunderte von Skitourengehern und Freeridern anzog. Ein einsames Bergerlebnis würde das nicht werden.
    Bereits nach den ersten paar hundert Metern stellte Sandra erfreut fest, dass sie im Sommer und Herbst tatsächlich so viel Kondition aufgebaut hatte, dass sie ihrem superfitten Elitesoldaten davonlaufen konnte. Das spornte sie noch mehr an. Sie legte Zahn um Zahn zu, und bald hatte sie zwei Minuten Abstand zwischen sich und ihren Freund gebracht, obwohl sie oft aus der Aufstiegsspur in den hohen Tiefschnee steigen musste, um langsamere Tourengeher zu überholen.
    Markus Denninger lief ebenfalls in der eigenen Spur. Ihre Spur zu nehmen wäre unter seiner Würde gewesen. Es wäre doch gelacht, würde Sandra nicht spätestens in einer halben Stunde die Puste ausgehen und er sie einholen. Natürlich hatte sie neben ihrem Trainingsvorsprung deutliche Gewichtsvorteile; er wog mit seinen achtundsiebzig Kilo
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