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Kreuzstein

Kreuzstein

Titel: Kreuzstein
Autoren: Ulrich Schreiber
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der Beamten ließ an der elektronischen Tafel einen neuen Punkt aufleuchten. »Der nächste. Die L284 in Vingst.«
    »Nein!«, rief Allenstein entsetzt. Mit zitternder Hand zog er zwei senkrecht aufeinander stehende Linien auf das Blatt. Eine Linie, die von Norden nach Süden verlief, endete jeweils an einem Explosionspunkt. Die Ost-West-Linie begann im östlichsten Punkt und endete auf dem Kreis.
    »Das Symbol einer Kirche, nur auf die Seite gedreht«, stammelte Weidinger fassungslos.
    »Und im Zentrum des Kreises …« Weller schluckte.
    »Der Kölner Dom. Die Ost-West-Achse läuft genau darauf zu«, schrie Allenstein mit überkippender Stimme. »Wir müssen sofort zum Dom, da beginnt gerade die Mitternachtsmesse, meine Tochter, vielleicht hält er sie ja dort fest.«
    Allenstein wurde vom Ruf einer Polizistin unterbrochen. »Wir waren zu spät. Gerade gab es am Stadtgarten eine kleine Explosion.«
    Bis zur Domplatte waren es unter normalen Bedingungen zwölf Minuten. Aber die Einsatzfahrzeuge kamen trotz Blaulicht kaum voran. Die Sprengungen zeigten Wirkung, und die Innenstadt war total verstopft.
    Allenstein fuhr mit Weller, der rücksichtslos freie Bahn beanspruchte. Es waren noch zehn Minuten bis Mitternacht. Als Wellers Handy klingelte, nahm Allenstein für ihn ab. Gabriele Kronberg war am Telefon.
    »Ich weiß jetzt, was der Täter vorhat, er will ….«
    »Den Kölner Dom sprengen«, antwortete Henno, um die Sache abzukürzen. »Wo steckst du? Wir sind auf dem Weg zum Dom. Katy ist vielleicht bei ihm. Ich befürchte das Schlimmste.«
    »Wir hatten einen Stromausfall im Tunnel. Ich bin in zwanzig Minuten in Köln am Bahnhof«, antwortete die Kommissarin hastig. »Der Hinweis mit dem Erz zielte auf die Glockengießerei in Apolda, dort wo der Dicke Pitter gegossen wurde. Sie ist gesprengt worden. Und der Kreuzstein ist kein Hinweis auf einen Steinbruch, sondern der direkte Link zum Dom.«
    »Verflucht, darauf hätten wir auch schon früher kommen können.«
    »Der Bahnhof wird gesperrt«, schaltete sich Weidinger ein. »Der Zug hält in Deutz. Sagen Sie ihr, wir schicken ihr einen Wagen.«
    Punkt 24.00 Uhr schlossen die Küster die großen Tore des Doms und ließen die Nachzügler nur noch über die kleinen Seiteneingänge in das Gotteshaus.
    Ohne Martinshorn und Blaulicht rasten die Fahrzeuge der Kripo auf die Westseite des Doms. Die Zentrale hatte mehrere Hundertschaften und das Sondereinsatzkommando angefordert, aber von ihnen war noch nichts zu sehen. Plötzlich schoss ein Fahrzeug des SEK aus der Komödienstraße auf den Domplatz, machte einen Schlenker um verspätete Besucher der Christmette und steuerte direkt auf den Wagen der Kripo zu. Weller und Allenstein waren bereits ausgestiegen, als das Auto mit vollem ABS-Anschlag vor ihnen zum Stehen kam.
    Weller trat drohend auf den Fahrer zu: »He, bist du wahnsinnig, Mann! Wolltest du uns über den Haufen fahren?«
    In diesem Moment öffnete sich die hintere Tür und Katy sprang heraus. Sie fiel ihrem Vater in die Arme.
    »Es war so schrecklich, Paps, ich erzähle dir alles später«, sprudelte sie hervor. »Aber ich habe jetzt keine Zeit, ich muss unbedingt zu Malte aufs Dach. Ich glaube, ich bin die Einzige, die jetzt noch was retten kann.«
    »Bist du verrückt? Katy! Das lasse ich nicht zu.« Er packte seine Tochter am Arm. »Und was hast du überhaupt mit diesem Malte zu tun?«
    »Wir waren auf der gleichen Schule. Du kennst ihn auch, er hat bei dir Geologie studiert.«
    »Das hat die Polizei auch schon herausgefunden. Ich kann mich aber nicht mehr an ihn erinnern.« Henno musste plötzlich husten und suchte in seiner Manteltasche nach einem Taschentuch. Katy nutzte die Gelegenheit. Sie riss sich los und rannte zu Weller, der auf der Domplatte stand und hektisch Anweisungen in sein Sprechfunkgerät gab. Katy fasste seinen Arm und unterbrach ihn.
    »Ich habe die Handynummer von Malte Hendricksen. Er ist völlig durch den Wind. Lassen Sie mich zu ihm gehen und mit ihm sprechen. Mir tut er nichts.« In diesem Moment kam ein weiterer Dienstwagen angebraust. Weidinger sprang heraus und kam keuchend die Stufen hinaufgelaufen. Er baute sich vor Weller auf.
    »Was ist hier los? Weller, informieren Sie mich.«
    »Dort oben auf einem der Türme befindet sich dieser Malte Hendricksen.«
    »Was hat er vor?«
    »Er will die Türme sprengen«, fuhr Katy dazwischen, »und zwar so, dass sie zur Seite wegklappen. Er kann das, das hat ja die Sprengung am
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