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Kreuzstein

Kreuzstein

Titel: Kreuzstein
Autoren: Ulrich Schreiber
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Drachenfels bereits bewiesen.«
    »Ist er ansprechbar?«
    »Wenn er überhaupt auf jemanden hört, dann auf mich. Er wurde als Ministrant hier im Dom jahrelang missbraucht und will jetzt alle Welt darauf aufmerksam machen. Deshalb will er sich auch gerade zu Heiligabend rächen. Ich rufe ihn jetzt an, und dann gehe ich da hoch.«
    »Moment, Sie tun gar nichts. Geben Sie mir das Handy und die Nummer«, verlangte Weller.
    Inzwischen war der Leiter der SEK mit seiner Mannschaft eingetroffen. Rampen wurden angelegt, und Mannschaftsbusse der Hundertschaften fuhren an den Rand des Platzes.
    »Weg mit den Fahrzeugen«, brüllte Weidinger, »hier wird es gleich eng.«
    »Geben Sie her.« Katy nahm Weidinger das Handy blitzschnell wieder aus der Hand. Sie wählte die Nummer von Malte und wartete ungeduldig darauf, dass er sich meldete.
    »Katy? Wie hast du dich befreit?«
    »Das ist jetzt nicht wichtig. Hör zu, ich komme jetzt zu dir. Mach bitte nichts.«
    »Ich werde die Türme sofort sprengen, wenn ich jemanden auf dem Dach sehe.«
    »Malte, aber doch nicht, wenn ich es bin. Das wirst du nicht tun.«
    »Du kannst nicht heraufkommen, die Treppen sind mit Sprengfallen gesichert, die Fahrstühle lahmgelegt.«
    Malte hatte aufgelegt.
    »Geben Sie mir das Handy«, forderte Weidinger.
    »Er nimmt sowieso nicht mehr ab! Wenn ich dort oben bin, sprengt er nicht.«
    Allenstein war inzwischen bei den dreien angekommen und wollte gerade seine Tochter wegzerren, um sie in Sicherheit zu bringen, als Gabriele Kronberg mit einem Einsatzfahrzeug vorfuhr.
    Weller unterrichtete sie knapp über den Stand der Dinge, unterstützt von Henno, der dabei immer Katy im Auge behielt.
    »Wir müssen handeln«, brüllte sie Weidinger an. »Evakuieren, den Platz räumen, los, los.«
    »Katy, was hat er eigentlich genau gesagt?«, fragte ihr Vater. »Will er den ganzen Dom sprengen oder nur die Türme?«
    »Er sprach nur von den Türmen. Schon als er mich bei sich zu Hause gefangen gehalten hat. Er will die Türme um Punkt ein Uhr, am Ende der Christmette, sprengen.«
    Reflexartig sahen alle auf die Uhr. Es blieb nicht mehr viel Zeit.
    Die Kommissarin rannte auf den nächsten Polizeiwagen zu und suchte den Leiter der Hundertschaft. Der stand diskutierend mit Baumann vor einer Gruppe der Bereitschaftspolizei.
    »Wir müssen eine Entscheidung treffen«, rief sie schon von Weitem. »Wir haben nicht mehr viel Zeit, er will um ein Uhr die Türme sprengen. Wenn wir den Dom evakuieren, gibt es eine Massenpanik. Alle Leute würden genau in die herumfliegenden Trümmer hineinlaufen. Wenn er tatsächlich so ein Spezialist ist, wie er bisher bewiesen hat, dann bleibt das Hauptschiff wahrscheinlich unbeschädigt.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Baumann ungläubig. »Wie soll das einer genau berechnen können?«
    »Das müssen wir abwarten. Wir haben keine andere Chance.« Sie gab Henno ein Zeichen, zu ihr zu kommen. »Sperren Sie in einem Umkreis von …« Allenstein kam auf sie zugerannt und war nur noch wenige Meter entfernt. »Henno, wie weit können die Teile vom Turm fallen?«
    »Die Türme sind 157 Meter hoch, und nur so weit fallen die Steinmassen auch maximal nach außen, allerdings nur, wenn er direkt an der Basis sprengt.« Henno atmete hörbar aus. »Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er in Höhe des Triforiums ansetzt, und dann sind es etwa 20 Meter weniger.«
    »Dann sperren Sie einen Radius von mindestens 200 Metern ab und evakuieren vor allem die Gebäude in dieser Zone«, wies Gabriele Kronberg ihre Leute an.
    Sofort gab der Einsatzleiter die Befehle.
    »Wir warten noch auf unsere Sprengstoffspezialisten, die sind natürlich alle nicht so schnell auffindbar.«
    »Ich glaube sowieso nicht, dass die noch etwas ausrichten können. Wir müssen uns um die Leute im Dom kümmern. Geben Sie mir Ihr Megafon.«
    »Henno, gesetzt den Fall, die Türme fallen genau auf das Hauptschiff, bricht dann der gesamte Dom ein?«
    »Ich vermute, dass nur der vordere Teil betroffen sein wird. Das Langschiff hat schon eine Höhe von 50 Metern. Erst was darüber kommt, könnte auch nach Osten fallen. Also der sicherste Bereich ist wahrscheinlich der Chorraum.«
    »Dann müssen wir sehen, dass wir die Leute da hineinkriegen. Hier draußen wird es gleich viel zu gefährlich.«
    In diesem Moment gab es eine Detonation im Südturm. Alle standen für einen kurzen Augenblick wie versteinert da. Im Dom übertönten die Orgel und der Gesang die Explosion. Nur ein leichtes
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