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Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)

Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)

Titel: Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)
Autoren: Ansgar Warner
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Preis eine geringere Rolle spielt, insbesondere bei Freemium-Modellen. Geschäftsmodelle sind nicht mehr von der Zahl anonymer Konsumenten abhängig, sondern von der Zahl der Prosumenten, die sich aktiv für eine Sache einsetzen – sowohl durch Spenden wie auch virtuelle „Mund-zu-Mund-Propaganda“ in ihren sozialen Netzwerken.
    2. Crowdfunding ist das erste funktionierende Vertriebsmodell, mit dem sich das Potential digitaler Güter voll ausschöpfen lässt. Je größer die Crowd, und je besser ihre Vernetzung, desto größer sind die Erfolgschancen für neue Produkte. Die Distributionsmaschine Internet ermöglicht maximale Reichweite bei minimalem Kostenaufwand. Durch die Entkopplung von Nutzung und Bezahlung ist sogar der vollkommene Verzicht auf Kopierschutz und DRM möglich, was für die Anwender zudem maximale Usability garantiert. Zugleich entfällt für den Nutzer die Abwägung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses vor dem Kaufakt. Das einzige Risiko geht in Zukunft der Produzent ein – nämlich das Risiko, das sein Produkt keinen Gefallen findet.
    3. Crowdfunding verstärkt den Trend in Richtung Direkt-Publishing. Es definiert nicht nur die Rolle des Publikums neu, sondern auch die des individuellen Content-Produzenten. Crowdfunding bringt beide in einen unmittelbaren Zusammenhang, ohne dass noch Vermittlungsinstanzen wie Music-Labels, Verleihfirmen oder Verlage notwendig sind. Die „Mikro-Patronage“ des 21. Jahrhunderts lebt gerade von der „persönlichen“ Beziehung zwischen mäzenatischem User und dem via Web 2.0 aus der virtuellen Nähe erlebbaren Künstler. Durch die aktive Einbeziehung der potentiellen Nutzer bereits bei der Entwicklung von Produkten bietet Crowdfunding jedoch auch für Unternehmen neue Möglichkeiten der Marktforschung & Vermarktung.
    4. Crowdfunding ist die intelligentere Variante der Kulturflatrate. Schon jetzt funktionieren Crowdfunding-Geschäftsmodelle besonders gut in Verbindung mit nicht-exklusiven Lizenzen wie etwa Creative Commons. Besonderes Potential hat dabei das „Street Performer Protocol“. Ähnlich wie bei Pre-Order-/Subskriptionsmodellen ermöglicht die Crowd dabei die Vorfinanzierung von Werken. In diesem Fall geht allerdings nach dem Erreichen eines vom Künstler/Produzenten definierten Spendenbetrags das Werk in die digitale Allmende über. Die „Befreiung“ von Werken, d.h. der zu erwartende Nutzen für die Allgemeinheit, ist für Crowdfunder ein besonderes wirksames Incentive.
    5. Mit dem Start von deutschen Micropayment-Lösungen und Projekt-Plattformen wird Crowdfunding zum Krautfunding. Gesellschaftliche Anknüpfungspunkte für die Verankerung in unserer lokalen Netzkultur bieten neben der allgemeinen Rückbesinnung auf die Bedeutung öffentlicher Güter das weit verbreitete Genossenschaftswesen und die Tradition der Selbsthilfe. Krautfunding bildet die digitale Entsprechung zu analogen Tendenzen wie Rekommunalisierung und der Renaissance des Genossenschaftsgedankens. Die solidarische Ökonomie im Web 2.0 ist ein zentraler Bereich für das bürgerschaftliche Engagement der Zukunft. Krautfunding befreit uns aus der Falle der „Konsum-Bürgerschaft“, bei der gesellschaftliche Teilhabe sich auf die Kaufentscheidung am Supermarkt-Regal beschränkt. Entscheidend ist nicht mehr die reine Nutzung eines Produkts, sondern das darüberhinaus gehende Commitment im Rahmen von sozialen Netzwerken.

Die Crowd als Produktiv- & Kreativkraft
    Ob Flash-Mob, Facebook-Freunde oder Twitter-Follower – die Crowd, die virtuelle Masse, ist überall. Via World Wide Web organisieren sich große Gruppen von Menschen, die sich in der Offline-Welt zumeist noch nie begegnet sind. Immer wieder werden wir davon überrascht, was die durch Web 2.0 und Social Media quasi aus dem Nichts entstandene Crowd alles bewirken kann. Ein besonders gutes Beispiel nicht nur für die „Weisheit der Massen“, sondern auch ihr kreatives Potential ist die Online-Enzyklopädie Wikipedia.
    An den Abermillionen zumeist unbezahlter Arbeitsstunden, die in diesem Freiwilligen-Projekt stecken und die Manpower klassischer Lexikonverlage weit übertreffen, sieht man zugleich auch: die Crowd ist längst zum Wirtschaftsfaktor geworden. Erst recht, wenn man ein Rezept hat, wie man die Kraft der Crowd richtig anzapft. Ohne „user generated content“ würden schließlich weder Facebook, Flickr oder Youtube funktionieren. Schon 2006 prägte Jeff Howe im Wired-Magazin für das Anzapfen der Crowd den Begriff
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