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Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)

Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)

Titel: Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)
Autoren: Ansgar Warner
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„Crowdsourcing“ – und definierte die Crowd-Ressource als „everyday people using their spare cycles to create content, solve problems, even do corporate R & D“.
    Vom Crowd - Sourcing zum Crowd - Funding
    Die Produktivkraft ist jedoch nicht das einzige Kapital der Crowd. Denn bequeme Online-Bezahlmöglichkeiten via PayPal oder Kreditkarte geben ihr auch eine direkte finanzielle Macht. Längst sind wir es gewohnt, bei iTunes, Amazon & Co. für Downloads von Musikfiles, E-Books oder Software per Mausklick ein paar Euro, manchmal auch nur 99 Cent auszugeben. Für das Bezahlen mit elektronischem Kleingeld hat sich der Begriff „Micropayment“ eingebürgert.
    Doch man darf sich vom Begriff Micropayment nicht täuschen lassen, denn in Verbindung mit der Crowd können schnell sehr große Summen zusammenkommen. Schon in den Anfangsjahren des Internets wurde das Potential der Crowd deswegen zum Fundraising eingesetzt. Die US-Band Marillion sammelte via World Wide Web im Jahr 1997 von ihren Fans mehr als 60.000 Dollar ein, um ihre nächste US-Tour zu finanzieren. Den Begriff Crowdfunding selbst gab es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht – er ist erstmals im Jahr 2006 aufgetaucht – wohl nicht zufällig im selben Jahr, in dem Jeff Howe den Begriff Crowdsourcing prägte.
    Angespornt von diesem ersten Erfolg finanzierte Marillion mit Crowdfunding avant la lettre auch die Produktion kompletter Alben. Haben Sie vielleicht schon mal in „Anoraknophobia“ (2001) hineingehört? Es ist eins der frühesten Beispiele für Crowdfunding durch ein Pre-Order-Konzept. Mehr als 12.500 Fans bestellten das Album vorab. Es gab aber auch ein besonderes Incentive: Sie erhielten dafür eine in limitierter Auflage gepresste Doppel-CD-Version.
    Napster-Effekt & Crowdfunding
    Ungefähr zur selben Zeit startete mit ArtistShare.com die erste offizielle Crowdfunding-Plattform im Web. Nicht zufällig ging es dabei darum, aufstrebenden Bands die Finanzierung von Plattenalben zu ermöglichen. Wenige Jahre später gab es mit Sell-A-Band auch einen ersten Ableger in Europa. Ein Grund für diese Entwicklung ist sicher, dass es wohl nirgendwo eine besser organisierte und den neuen Medien gegenüber aufgeschlossenere Crowd gibt als unter Pop-Fans. Ein anderer Grund ist unter dem Namen Napster-Effekt bekanntgeworden. Denn gerade in der Musikbranche begannen im Zeitalter von MP3 und Filesharing alte Geschäftsmodelle rasant zusammenzubrechen.
    Doch wie so oft ist das Internet Segen und Fluch zugleich, es verstärkt Probleme und bietet gleichzeitig neue Lösungswege. Web 2.0 & Social Media machten eben nicht nur die Verbreitung von Hacker-Know-How und den Betrieb von Tauschforen möglich, sondern in Verbindung mit Micropayment auch völlig neue Geschäftsmodelle. Allerdings sind die Karten im Kulturbetrieb neu gemischt worden – zu den Gewinnern gehörten nicht zwangsläufig die Major Labels der Unterhaltungsindustrie, sondern immer öfter auch die Künstler selbst. Für sie ist das Internet ein perfektes Vertriebsmodell, das geringe Kosten, große Reichweite und vor allen Dingen direkten Kontakt zu den Konsumenten verspricht.
    Crowdfunding definiert insofern nicht nur die Rolle des (Massen-)
Publikums neu, sondern auch die des individuellen Content-Produzenten. Denn es bringt beide in einen neuen, unmittelbaren Zusammenhang, ohne dass noch Vermittlungsinstanzen wie Music-Labels, Verleihfirmen oder Verlage notwendig wären. Das Publikum war schon immer der mächtigste Mäzen – doch durch die neue Form der Micropatronage kann es diese Macht auch direkt ausüben. Gleichzeitig wird es immer wichtiger für den Künstler bzw. Autor, seine Werke möglichst breit zu streuen und einen möglichst großen Bekanntheitsgrad zu haben.
    Geschäftsmodelle jenseits von Paid Content & Kopierschutz
    „Obscurity is a far greater threat than piracy“, sagen die Gegner von Kopierschutz und hartem DRM (Digital Rights Management), und die Praxis gibt ihnen recht. Viele Web 2.0-Geschäftsmodelle leben gerade davon, dass digitale Versionen möglichst von vielen Menschen kopiert und weitergegeben werden. Manche Musiker bzw. Roman-Autoren erlauben den Gratis-Download ihrer Werke als MP3 oder E-Book, und finanzieren sich über den Verkauf von CDs oder Print-Büchern. Das macht ökonomisch Sinn, weil beim Verteilen digitaler Kopien praktisch keine Kosten entstehen.
    Bei Software haben sich Online-Strategien bewährt, die zwischen einer im Funktionsumfang begrenzten,
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