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Krank in Deutschland. Ein Tatsachenreport

Titel: Krank in Deutschland. Ein Tatsachenreport
Autoren: Renate Hartwig
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Stück Schlachtvieh behandelt.« Für Charles Phillips steht eindeutig fest: KP hat ein zweifelhaftes System der Kostenersparnis entwickelt, indem die HMO …
    … zwar öffentlich mit der Illusion wirbt, die angestellten, nicht am Gewinn beteiligten Ärzte kümmerten sich um die Kranken in einer ihren Anliegen angemessenen Zeit,
    … Medienberichte über ihre qualitativ hochwertige Versorgung in Umlauf bringt,
    … den Ärzten aber nicht einmal die Zeit einräumt, über die elektronische Patientenakte die Krankengeschichten zu lesen,
    … es zulässt, dass die Mediziner absichtlich die Diagnosen nicht sorgfältig dokumentieren. Patienten können dadurch an Entscheidungen über Untersuchungen und Therapien nicht teilhaben, was die meisten Patienten als eingebildete Kranke einstuft; sie bedürfen deshalb weniger Labortests und Arzneigaben,
    … nur ein Organsystem zu gleicher Zeit behandeln lässt,
    … Patienten mit Brustschmerzen in ungenügender Zahl aufnimmt,
    … Schlaganfallkranke aus dem Notfallraum nach Hause schickt,
    … Patienten Untersuchungen vorenthält,
    … Krankheiten im Frühstadium nicht ausreichend behandelt,
    … fortgeschrittene Erkrankungen später, im »Endstadium« doch diagnostiziert. Dieser Status bringt neues Geld aus den staatlichen Hilfsprogrammen.
    Insider berichten von der Vorgabe zur Behandlung in der Notaufnahme. Patienten müssen schon fünf bis sechs Stunden ausharren. Brächten sie diesen Langmut nicht auf, seien sie auch nicht wirklich krank.
    Direktiven über den Umgang mit Laborbefunden finden sich in einer internen Zeitschrift, die allen KP -Ärzten vierteljährlich kostenlos zugeht. Neben objektiven Fachartikeln über neue wissenschaftliche Erkenntnisse stehen dort Anweisungen, wie Untersuchungen auszuwerten sind. Dr. Phillips bezeichnet das Journal als »wichtige Quelle«, um Methoden und Denkweise der Kaiser-Doktrin zu begreifen. Da stellt etwa ein Autor die seltsame Theorie auf, dass seine Kollegen nur eine Laboruntersuchung anordnen, wenn eine 50-Prozent-Chance besteht, dass der Patient an der vermuteten Erkrankung leidet. Dabei sei bei Tuberkulose, einer HIV -Infektion, einer Schilddrüsenunterfunktion und anderen Krankheiten anerkannter US -Standard, dass ein Test selbst bei einem Hauch von Verdacht geboten ist, weil frühes Behandeln schwere Schädigungen verhindert.
    *
    »Unauffällig«, »eingebildet krank«, lauten die Schlüsselwörter, mit denen Rationierungen begründet werden. Doch die angestellten Mediziner entscheiden nicht nur willkürlich. Gängige und bewährte medizinische Standardmethoden und Vorgehensweisen werden abgeändert und vorgegeben, um den Patienten eine Gesundheit vorzugaukeln. Die korrekte Interpretation der Befunde gilt einfach nicht mehr. Beispiele gefällig:
    Ein EKG (Elektrokardiogramm) zeichnet die elektrische Aktivität der Herzmuskelfasern auf. Bei unüblichen Brust- oder Herzschmerzen liefert es Aussagen über die Tätigkeit der Blutpumpe. Weichen die Aufzeichnungen der Muskelaktionen deutlich von einem normalen Muster ab, veranlasst der Arzt ein Belastungs- oder Langzeit- EKG , um die Störungen zu identifizieren und Schlüsse auf ihre Ursachen zu ziehen. »Leicht positive Ergebnisse, die etwa auf eine unzulängliche Sauerstoffzufuhr der Herzkranzgefäße hindeuten, stufen Kaiser-Ärzte oft ganz bewusst als »nicht weiter bemerkenswert« ein, hält ihnen Phillips vor.
    Blutbild: Die Analyse der Zusammensetzung des Blutes ist ein unersetzliches Hilfsmittel zur Krankheitsdiagnose. Das Zählen weißer Blutkörperchen gehört unbedingt dazu, denn sie wehren Krankheitserreger ab. Befinden sich die Werte oberhalb des Normalbereichs, deutet dies auf Infektionen (vor allem durch Bakterien), Entzündungen (etwa Blinddarm, Lunge) oder Leukämie hin. Liegen die Werte darunter, spricht dies für Immunerkrankungen, Virusbefall, Typhus oder starken Tabakkonsum. In einem Mikroliter Blut gesunder Erwachsener befinden sich 4000 bis 10 000 dieser Zellen. In den USA geht die Medizin von 4800 bis 10 800 aus. Für die KP -Ärzte, die in Südkalifornien praktizieren, lauten die Ziffern 4000 bis 11 000, im Norden des Bundesstaates 3500 bis 12 500 (mindestens bis zum Jahr 2003). Erkrankungen in ihrem Frühstadium werden auf diese Weise ignoriert. Bei roten Blutkörperchen drückt KP die dort festgesetzten Normwerte von 14 bis 18 auf 11 bis 15 Gramm pro Deziliter. Blutarmut wird dadurch später diagnostiziert.
    Kreatinin ist ein Abbauprodukt des Stoffwechsels
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