Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition)
Autoren: Brom
Vom Netzwerk:
er diese eine Sache für Linda und Abigail getan hatte.
    »Ich habe extra gewartet, bis du fertig warst«, sagte Nikolaus. »Das hätte ich nicht tun müssen.«
    Verwirrt sah Jesse ihn an.
    »Ich hätte eingreifen können, aber deine Tat musste vollbracht werden. Jetzt ist etwas weniger Übel in dieser Welt. Egal, was Krampus dir erzählt haben mag, ich bringe der Menschheit nichts als Liebe entgegen … meine Mildtätigkeit kommt aus tiefstem Herzen.« Nikolaus streckte die Hand aus. »Den Sack.«
    Ein Blick auf die beiden Engel mit den blitzenden Augen und den Schwertern aus Licht genügte, und er wusste, dass ihm keine Wahl blieb. Er brachte Nikolaus den Sack.
    »Und meine Schlüssel?«
    Da zog Jesse auch die Skelettschlüssel aus der Jackentasche und übergab sie ihm.
    Nikolaus nickte ihm zu und stieg auf den Schlitten.
    »Ist Krampus tot?«
    »Ja. Er weilt nicht mehr auf dieser Welt.«
    »Du hättest ihn nicht umbringen müssen.«
    »Du hättest den Mann da drinnen auch nicht nach Hel schicken müssen.«
    Jesse schwieg einen Moment lang. »Doch, das musste ich.«
    »Dann solltest du verstehen … dass es Dinge gibt, die getan werden müssen, egal, wie schrecklich sie sind.« Nikolaus bedachte ihn mit einem nachsichtigen Lächeln, setzte sich und ließ die Zügel schnalzen. Die Ziegen trabten los und stiegen in den Morgenhimmel empor. Jesse blieb mit den schrecklichen Engeln zurück.
    Die beiden betrachteten ihn aus ihren unheilverkündenden Augen. Ein Urteil lag in ihrem Blick. Jesse dachte, dass sie ihm das Leben nehmen würden, vielleicht sogar mehr. Stattdessen hoben sie die Köpfe zum Himmel, schwebten empor und verschwanden im blendenden Licht der Morgensonne.

Kapitel 18
    Gottes Wille

    J esse rannte durch die Wälder. Er hatte Linda gebeten, ihm etwa eine Stunde Zeit zu geben, bevor sie den Sheriff anrief und ihn zu Dillard schickte. Sie sollte der Polizei wahrheitsgemäß erzählen, wie sich alles zugetragen hatte, abgesehen von der Sache mit Dillard am Ende. Stattdessen sollte sie behaupten, dass sie es alleine aus dem Keller geschafft hätte und nach Hause gefahren sei, und es dem Sheriff überlassen, die Lücken in ihrem Bericht zu füllen.
    Kurz darauf erreichte er Chets Wagen und stieg ein. Mit Vollgas fuhr er zur Residenz des Generals, um den Wagen dort abzustellen und seinen eigenen Pick-up zu holen. Das war mit Sicherheit das größte Problem an der Sache. Er wusste weder, ob sein Auto überhaupt noch da sein, noch, ob er dort jemanden antreffen würde.
    Die Rostlaube war tatsächlich noch da, und er sah keine Menschenseele. Jesse wischte seine Fingerabdrücke von Chets Autoschlüssel und dem Lenkrad, griff nach Dillards Funkgerät und stieg aus. Hastig ging er zu der Seitentür, die in die Autowerkstatt führte. Den Ärmel über die Hand gezogen, öffnete er sie und schritt durch den kurzen Gang. Einen Moment lang zögerte er, weil er wusste, was ihn im Innern erwartete. Dann schluckte er und schob die Tür auf.
    Jesse versuchte, die zerstückelten Leichen nicht anzuschauen, was ihm nicht gelang. Er war überrascht, dass die meisten ihm tatsächlich leidtaten. Immerhin hatte er die Männer zeit seines Lebens gekannt. Nicht alle von ihnen waren moralisch verkommen gewesen, zumindest nicht so verkommen, dass sie ein solches Schicksal verdient gehabt hätten.
    Nachdem er seine Fingerabdrücke von Dillards Funkgerät gewischt hatte, plazierte er es direkt hinter der Tür. Jesse war sich sicher, dass die Polizei mehr als genug Hinweise finden würde, die Dillard mit dem General in Zusammenhang brachten, wenn sie erst einmal zu suchen anfing. Aber eine kleine Rückversicherung konnte nicht schaden.
    Dann verließ er das Gebäude und stieg in seinen Wagen. Der Schlüssel steckte noch im Zündschloss. Er drehte ihn herum und hörte es stottern. »Nicht gut«, sagte er, weil er wusste, dass der alte F150 zu lange gestanden hatte. Er hielt den Atem an und unternahm einen weiteren Versuch, wobei er vorsichtig aufs Gas trat. Der Motor sprang an und soff gleich wieder ab. »Komm schon, du schaffst es.« Beim dritten Mal lief der Motor, Jesse legte den Rückwärtsgang ein und machte, dass er davonkam.

    ***

    Zwanzig Minuten später fuhr Jesse über die schmale Straße zu der alten Kirche. Er hielt auf der Rückseite des Gebäudes. Krampus lag auf dem Rücken im Schnee, Frost glitzerte auf seiner Mähne. Wipi ruhte steif und unbewegt, mit dem Gesicht nach unten, neben dem Herrn der Julzeit. Nipi kniete
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher