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Kraftvolle Visionen gegen Burnout und Blockaden

Kraftvolle Visionen gegen Burnout und Blockaden

Titel: Kraftvolle Visionen gegen Burnout und Blockaden
Autoren: Anselm Gruen
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einer Bank am Waldrand sitze und dabei ständig nachgrüble, was ich alles verkehrt gemacht habe und warum ich in diesen schlimmen Zustand geraten bin, dann werde ich mich nicht erholen. Ich schneide mich selbst durch mein Bewerten und Beurteilen von meiner inneren Quelle ab. Ich kann mich aber auch auf die Bank setzen und einfach die Natur genießen: den Wind spüren, der um mein Gesicht streicht, mich zärtlich streichelt, die Sonne fühlen, die mich bescheint, das Zirpen der Grillen hören und das Singen der Vögel. Dann fühle ich mich geborgen. Die Natur hat etwas Mütterliches. Ich fühle mich von der Mutter Natur getragen, geborgen und genährt.
    Für viele ist es heilsam, sich in der Natur einfach ruhig niederzulassen und das Leben um sich herum zu genießen. Andere dagegen kommen mit ihrer Quelle in Berührung, wenn sie in der Natur wandern oder wenn sie bergsteigen. Dabei strengen sie sich an. Sie wandern lange, sie schwitzen beim Bergsteigen. Man könnte meinen, die Anstrengung würde sie eher erschöpfen. Aber es entsteht eine gute Müdigkeit, in der sie sich selbst spüren. Und in dieser Müdigkeit vergessen sie die innere Zerrissenheit, die das Kennzeichen eines Burnout ist. Sie spüren sich selbst. Und wenn sie sich selbst spüren, wenn sie sich im Leib spüren und die Müdigkeit genießen, dann fühlen sie sich trotz aller Müdigkeit innerlich erfrischt. Sie kommen in Berührung mit ihrer inneren Quelle. Und sie fühlen sich auf einmal eins mit sich selbst, eins mit der Natur um sieherum, eins mit den Mitwanderern und Mitbergsteigern. Eine ähnliche Erfahrung ist übrigens auch bei der Gartenarbeit möglich.
    Lösende Macht der Musik
    Für mich ist auch die Musik ein guter Weg, mit meiner inneren Quelle in Berührung zu kommen. Wenn ich Musik höre, kann ich alles um mich herum vergessen: meine Sorgen und Probleme, die Arbeit und die Frage, ob meine Entscheidung richtig war oder nicht. Ich lasse mich in die Musik hineinfallen. Dann spüre ich, dass die Musik mich in neue Räume meines Leibes und meiner Seele hineinführt. Der hl. Augustinus meint sogar, dass die Musik uns in das innerste Seelenhaus führt, in den inneren Grund – in der Sprache der hl. Teresa von Avila: in das innerste Gemach unserer Seelenburg. Dort erklingt die Musik und bringt meine eigene Seele zum Klingen. Alles Erstarrte bricht auf und gerät in Schwingung. Blockaden lösen sich und alles klingt in mir zusammen: das Fröhliche und das Düstere, das Helle und das Dunkle, das Laute und das Leise, das Schnelle und das Langsame, die Dissonanzen und Konsonanzen. Die Musik bringt das Erstarrte in mir wieder in Bewegung, in Schwingung.
    Noch besser ist es, wenn ich selbst Musik mache, wenn ich ein Musikinstrument spiele oder singe. Viele können ihre inneren Sorgen beim Klavierspiel oder beim Cellospielen vergessen. Sie überlassen sich ganz der Musik. So löst der Klang der Musik das Hartgewordene in ihrerSeele auf. Das gilt vor allem vom Singen. Viele, die im Chor singen, erzählen mir, dass sie von der Chorprobe beschwingt und erfrischt nach Hause gehen. Das Singen hat sie in Berührung gebracht mit ihrer inneren Quelle. Und diese Quelle ist nach dem hl. Augustinus eine Quelle der Freude und der Liebe. Augustinus meint: Wer singt, der singt auch freudig. Das griechische Wort«choros« kommt von »chara«, der Freude. In uns ist eine Quelle der Freude. Aber durch die Enttäuschungen und Probleme bei der Arbeit sind wir oft abgeschnitten von dieser Quelle der Freude. Durch das Singen steigt die Quelle gleichsam vom Seelengrund auf und durchdringt unser Bewusstsein, so dass wir sie auch im emotionalen Bereich spüren können. Und die innere Quelle ist eine Quelle der Liebe. Vom hl. Augustinus stammt das berühmte Wort: »Cantare amantis est.« Man kann es so übersetzen: »Wer liebt, der singt auch gerne. Die Liebe drückt sich gerne im Singen aus.« Man kann es aber auch anders übersetzen: »Wer singt, der kommt in Berührung mit der Quelle der Liebe, die auf dem Grund seiner Seele in ihm strömt.« Wer im Singen mit seiner Quelle der Freude und der Liebe in Berührung gekommen ist, der kann dann auch in seiner Arbeit aus dieser Quelle heraus schöpfen.
    Manche singen auch bei der Arbeit. Gerade bei einfachen Tätigkeiten singen sie und sind ganz beschwingt dabei. Das Singen zeigt, dass sie bei ihrer Arbeit im Fluss sind. Es macht ihnen Spaß. Ich kenne eine Frau, die beim Spülen gerne singt. Dann ist für sie das Spülen keine
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