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Kraftvolle Visionen gegen Burnout und Blockaden

Kraftvolle Visionen gegen Burnout und Blockaden

Titel: Kraftvolle Visionen gegen Burnout und Blockaden
Autoren: Anselm Gruen
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dass sie ihre Schattenseiten unterdrücken. Sie wollen nach außen hin nur als stark und souverän erscheinen. Doch das kostet viel Energie.
    Wenn ich am Abend die Gebärde der über der Brust gekreuzten Arme übe, dann stelle ich mir vor: Ich umarme in mir das Starke und das Schwache, das Gesunde und das Kranke, das Erfolgreiche und das Erfolglose, das Gelungene und das Misslungene, das Helle und das Dunkle, das Lebendige und das Erstarrte, die Glut in mir und das Ausgebrannte. Wenn ich mich auf diese Weise selbst umarme, nehme ich mich so an, wie ich bin. Ich spare damit viel Energie ein. Ich bin im Einklang mit mir selbst.

    *

    Das Bild der Freiheit können wir im Ritual des Wanderns oder des Laufens immer tiefer in uns einprägen. Ich kann mich freigehen oder freilaufen von Kummer, von Sorgen, von dem Druck, der auf mir lastet. Im Laufen spüre ich etwas von der inneren Freiheit und von der Leichtigkeit. Ich lasse etwas hinter mir. Ich gehe mich frei von dem, was mich belastet. Ich lasse es gleichsam abfallen.

Muße und Ruhe – Erneuerung von Innen
    Ganz da sein
    Viele, die an Burnout leiden, erleben ihre Zeit als inneren Feind. Die Zeit frisst sie auf. Das ist für die Griechen die typische »Chronos-Zeit«: Es ist die Zeit, die ich nach dem Chronometer messe. Sie reicht nie. In ihr hetze ich von einem Termin zum anderen. Chronos ist die Zeit, die mich auffrisst. Die Griechen kennen jedoch auch einen anderen Ausdruck für Zeit: »kairos = die angenehme Zeit«. Jesus spricht im Evangelium immer von dieser angenehmen Zeit. Ob die Zeit für mich »chronos« oder »kairos« wird, liegt an mir und an meiner Einstellung zur Zeit. Wenn ich ganz im Augenblick bin und mich nicht hetzen lasse, dann ist die Zeit für mich eine angenehme Zeit. Ich muss gar nichts machen, als jetzt in diesem Augenblick ganz präsent zu sein. Ich bin einfach gegenwärtig – ohne Druck, ohne Hetze. Einfach da sein: Das bedeutet nicht, nichts zu tun. Aber ich bin ganz in dem, was ich tue. Dann geht die Arbeit gut von der Hand, ohne dass ich mich unter Druck setze oder an Stress leide.
    Damit die Zeit für mich eine angenehme Zeit wird, ist es gut, auf den eigenen Rhythmus zu hören. C. G. Jung meint: Wer im Rhythmus arbeitet, der kann nachhaltiger und effektiver arbeiten. Die Natur hat ihren Rhythmus. Und jeder Mensch hat einen Biorhythmus. Es ist gut, aufdiesen inneren Rhythmus zu achten und nicht gegen ihn zu kämpfen. Sonst rauben wir uns die eigene Energie. Der Rhythmus bewahrt unsere Energie im Gleichgewicht. Zum Rhythmus gehört der Wechsel von Gebet und Arbeit, von Ruhe und Aktivität, von Muße und Einsatz für die Menschen.
    Ein Bankdirektor erzählte mir von Sitzungen, die zehn Stunden lang dauern, ohne richtige Pausen. Bei einer Sitzung, die zehn Stunden dauert, kommen nur Aggressionen heraus. Man hat zwar viel gearbeitet, aber es kommt nichts dabei heraus. Man braucht dann nochmals viel Zeit, um die Aggressionen wieder abzubauen. Wer richtige Pausen macht, wird kreativer. Er wird immer wieder mit seiner inneren Quelle in Berührung kommen. Und es werden ihm neue Ideen kommen, die bei einer zehnstündigen Konzentration nicht auftauchen werden.
    Muße ist nicht Müßiggang
    Die griechischen und römischen Philosophen haben das Lob der Muße gesungen. Die Muße ist die freie Zeit der Ruhe. Sie meint aber nicht den Müßiggang, bei dem man nicht weiß, was man anfangen soll. Müßiggang – so sagt das Sprichwort – ist aller Laster Anfang. Der hl. Benedikt warnt seine Mönche vor dem Müßiggang, denn er nimmt den Mönchen die richtige Spannung, die Ausrichtung auf Gott hin. Gegenüber dem leeren Müßiggang ist die Muße jedoch die Zeit, über die wesentlichen Dinge des Lebens nachzudenken. Die Lateiner nennen die Muße »otium«.Die Arbeit ist die Verneinung, die Negierung der Muße: »neg-otium«. Die Griechen nennen die Muße »schole«. Davon kommt unser deutsches Wort »Schule«. Die Wurzel dazu ist »echein = innehalten«. Die Muße ist der Ort, innezuhalten, um im Inneren Halt zu finden. Wer ausgebrannt oder erschöpft ist, hat seine innere Mitte verloren, er hat keinen inneren Halt, an dem er sich festhalten kann. In der Muße geht es darum, in seiner Tätigkeit anzuhalten, nach innen zu gelangen und sich dort aufzuhalten. Das mittelhochdeutsche Wort »haltaere« bezeichnet auch den Hirten, den Bewahrer, den Empfänger und den Erlöser. Wenn ich in meinem Inneren Halt finde, dann bewahre ich mein wahres Selbst. Ich werde
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