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Kräfte der Comyn - 12

Kräfte der Comyn - 12

Titel: Kräfte der Comyn - 12
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Augenblick mit dem tödlichen Hieb des Schnabels. Er warf sich in den Schnee und grub sich ein und lag still. Das Sirenengeheul des verwirrten Vogels schwoll an und erfüllte die Luft mit seinem schreckenverbreitenden Hall, und Larry dachte: O Gott, laß Kennard nicht wieder in Panik geraten…
Er hob vorsichtig den Kopf, sah Kennard sich fallen lassen, sprang wieder auf und lief los. Der Vogel warf sich herum, begann zurückzulaufen, begann unerwartet zu heulen und rannte wie von Sinnen im Kreis herum, wobei er den häßlichen Kopf von einer Seite zur anderen warf.
Das Heulen des Banshees erstarb zu einem leisen Wimmern, das Geschöpf fiel zuckend auf den Rücken.
Larry rief Kennard zu: „Komm! Lauf!” Er erinnerte sich an seine Psychologiekurse. Tiere, besonders sehr dumme Tiere, konnten, wenn sie sich einer Situation gegenübersahen, die außerhalb ihrer Erfahrung lag und mit der sie nicht fertig wurden, völlig zusammenbrechen. Der Banshee lag im Schnee und erlitt einen gründlichen Nervenzusammenbruch.
Sie rannten keuchend und schnaufend los. Plötzlich schienen die Wolken dünner zu werden und zu steigen, und die blasse darkovanische Morgensonne brach durch.
Larry schleppte sich erschöpft zum Scheitelpunkt des Passes. Dort blieb er keuchend liegen, Kennard an seiner Seite.
Vor ihnen lag ein Weg nach unten, und weit, weit entfernt gab es einen grünen Landstrich mit Häusern und Schornsteinen, aus denen Rauch herausquoll, baumbewachsene Hügel und grüne Blätter.
Erschöpft, ausgehungert und müde standen sie da und ergötzten sich am Anblick des fruchtbaren Landes tief unten. Kennard streckte die Hand aus. Weit entfernt, kaum noch zu erkennen, ragte eine graue Festung empor.
„Schloß Hastur - und wir haben gewonnen!”
„Noch nicht”, sagte Larry warnend. „Es ist noch ein weiter Weg. Und wir machen uns besser schnell auf den Weg, solange die Sonne noch hell genug ist, die Geschwister und Eltern und Tanten dieses großen Burschen fernzuhalten!”
„Du hast recht”, sagte Kennard ernüchtert, und sie folgten dem schmalen Pfad, ohne daran denken zu wollen, wie er entstanden war. Aber die Sonne schien hell, und vorerst waren sie in Sicherheit.
Nun hatte Larry Zeit, daran zu denken, wie erschöpft er war.
Seine verletzte Schulter brannte teuflisch. Seine Füße waren abwechselnd heiß und kalt - er hatte sicher Erfrierungen -, und seine Finger waren vom Graben im Schnee weiß und kalt. Er saugte daran und schlug sie zusammen, wobei er sich bemühte, vor Schmerzen nicht laut zu stöhnen, als der Blutkreislauf wieder in Gang kam. Aber er hielt mit Kennard Schritt. Er hatte die Führung übernommen - und die würde er nicht mehr abgeben!
Die Hänge an dieser Seite waren dicht bewaldet, aber die Wälder bestanden weitgehend aus Koniferen - und immer noch keine Spur von etwas Eßbarem. Weiter unten fanden sie einen Apfelbaum mit Äpfeln, die nach einem Sturm runzlig und feucht, aber dennoch genießbar waren. Sie füllten sich die Taschen und setzten sich nebeneinander zum Essen nieder. Larry dachte an die friedliche Zeit, die in Wirklichkeit erst wenige Tage zurücklag, als sie so essend beisammensaßen, vor dem Waldbrand. Er schien Jahre gelebt und tiefe Hügel und Täler durchquert zu haben - im tatsächlichen wie im übertragenen Sinne!
Kennard sah ihn stirnrunzelnd an, und Larry dachte daran, daß sie am Paß böse Worte gewechselt hatten.
Kennard sagte: „Nun, da wir außer Gefahr sind - du hast Dinge zu mir gesagt, die ich nicht verzeihen kann. Wir sind Bredin, aber ich werde sie dir dennoch in den Hals zurückschieben.”
O nein, nicht schon wieder!
„Vergiß es”, sagte er. „Ich habe versucht, unser beider Leben zu retten. Ich hatte keine Zeit, taktvoll zu sein.”
Kennard ist böse, weil ich unser Leben gerettet habe, als er es nicht konnte. Er möchte das auf darkovanische Weise aus der Welt schaffen - mit einem Kampf. Larry sagte laut: „Ich werde nicht mit dir kämpfen, Ken. Du hast mir zu oft das Leben gerettet. Ich werde dich ebensowenig schlagen wie…, wie meinen Vater.”
Kennard sah ihn zitternd vor Wut an. „Feigling!”
Larry biß gleichgültig in den Apfel. Er war sauer. Er sagte: „Es macht mir nichts aus, wenn du mich beschimpfst. Nur zu, wenn du dich dann besser fühlst.” Dann fügte er sanfter hinzu: „Und was würde es beweisen, davon abgesehen, daß du stärker bist als ich? Daran habe ich niemals auch nur einen Augenblick gezweifelt. Wir müssen immer noch miteinander
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