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Kräfte der Comyn - 12

Kräfte der Comyn - 12

Titel: Kräfte der Comyn - 12
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Deshalb sollte er seinen Vater begleiten.
Er hatte seine Schulbücherei und sämtliche Bibliotheken der Stadt geplündert, um etwas über Darkover herauszufinden. Viel erfuhr er nicht. Darkover war der vierte Planet eines mittelgroßen dunkelroten Sterns, der am Himmel der Erde unsichtbar und so trübe war, daß er nur in Sternenkatalogen einen Namen besaß. Die Welt war kleiner als die Erde, sie hatte vier Monde, und ihre Kultur war auf einer Stufe ohne viel Technologie oder Wissenschaft stehengeblieben. Die wichtigsten Exportartikel Darkovers waren medizinische Erden und biologische Drogen, Edelsteine, Feinmetalle für Präzisionswerkzeuge und ein paar Luxusgüter - Seide, Pelze, Weine.
Eine kurze Fußnote zu dieser Aufzählung hatte Larry in fast unerträgliche Spannung versetzt: Obwohl die Eingeborenen Darkovers menschlich sind, gibt es dort mehrere Kulturen intelligenter Nichtmenschen.
Nichtmenschen! Auf der Erde sah man sie nicht oft. Selten kam in der Nähe eines Raumhafens einmal ein Jupiterwesen in seinem Methangas-Atemtank vorbeigerollt; der Sauerstoff der Erde war für es genauso giftig wie das Gas für einen Erdenbewohner. Und hin und wieder mochte man einen erregenden Blick auf ein hochgewachsenes, geflügeltes Menschen-Ding von einer der äußeren Welten erhaschen. Aber aus der Nähe bekam man sie nie zu sehen. Irgendwie gelang es einem nicht, sie sich als Leute zu denken.
Larry hatte seinem Vater so lange mit Fragen zugesetzt, bis dieser ärgerlich sagte: „Wie soll ich das wissen? Ich bin doch kein Nachschlagewerk! Ich weiß, daß Darkover eine rote Sonne, ein kaltes Klima und eine Sprache hat, die von den alten Erdsprachen abgeleitet sein soll. Ich weiß, Darkover hat vier Monde, und es gibt dort Nichtmenschen - und das ist alles! Deshalb warte ab, bis du dort bist, und finde es selbst heraus!”
Wenn Dad diesen Blick bekam, war es besser, keine Fragen mehr zu stellen. Deshalb behielt Larry die restlichen für sich. Aber eines Abends, als er in seinem Zimmer seine Besitztümer sortierte und sich entschloß, Stapel von Kinderbüchern, Spielsachen und Krimskrams, der sich in den letzten paar Jahren angesammelt hatte, wegzuwerfen, klopfte sein Vater an die Tür.
„Beschäftigt, Sohn?”
„Komm herein, Dad.”
Wade Montray trat ein und sah zu dem Haufen auf dem Bett hin. „Gute Idee. Auch heutzutage darf man nicht mehr als ein paar Pfund Gepäck mitnehmen. Ich habe hier etwas für dich habe es im Transfer-Zentrum gefunden.” Er reichte Larry ein flaches Päckchen, und als Larry es umdrehte, entdeckte er, daß es ein Satz Bänder für seinen Rekorder war.
„Sprachbänder”, erklärte sein Vater, „weil du doch so gern alles über Darkover lernen möchtest. Natürlich kämst du mit Standard ganz gut durch - rund um den Raumhafen und in der Handelsstadt spricht es jeder. Die meisten Leute, die nach Darkover gehen, machen sich die Mühe mit der Sprache nicht, aber ich dachte, du hättest vielleicht Interesse daran.”
„Danke, Dad. Ich fange noch heute Abend mit dem Lernen an.”
Sein Vater nickte. Er war ein ernster Mann, groß und ruhig mit dunklen Augen - Larry vermutete, sein eigenes rotes Haar und seine grauen Augen stammten von der Mutter her, an die er sich nicht mehr erinnern konnte -, und in letzter Zeit hatte er nicht oft gelächelt. Aber jetzt lächelte er Larry zu. „Es kann nie schaden. Ich habe festgestellt, daß es einem hilft, wenn man mit den Menschen in ihrer eigenen Sprache redet, statt sich darauf zu verlassen, daß sie unsere beherrschen.”
Er schob die Bänder zur Seite und setzte sich auf Larrys Bett. Das Lächeln verschwand, und er war wieder ernst.
„Sohn, macht es dir wirklich nichts aus, die Erde zu verlassen? Ich habe mir immer wieder gesagt, es sei nicht fair, wenn ich dich aus deiner Heimat wegreiße und an den Rand des Nichts bringe. Deswegen hätte ich fast darauf verzichtet, den Versetzungsantrag zu stellen. Noch jetzt…” Er zögerte. „Larry, wenn du möchtest, kannst du immer noch hierbleiben. Ich lasse dich dann in ein paar Jahren nachkommen, sobald du mit Schule und College fertig bist.”
Larry wurde plötzlich die Kehle eng.
„Du willst mich zurücklassen? Auf der Erde?”
„Hier gibt es gute Schulen und Universitäten, Sohn. Niemand weiß, welche Art von Ausbildung du im Hauptquartier auf Darkover bekommen wirst.”
Larry starrte seinen Vater an, die Lippen fest zusammengepreßt, damit sie nicht zitterten. „Dad, willst du mich nicht bei dir haben?
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