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Krabat (German Edition)

Krabat (German Edition)

Titel: Krabat (German Edition)
Autoren: Otfried Preußler
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verschwunden. Ein pechschwarzer fremder Gockel, einäugig, pickt nach den Körnern – doch Krabat ist schneller als er: seinen Vorteil wahrnehmend, wird er zu einem Fuchs. Blitzschnell stürzt er sich auf den Schwarzen und beißt ihm den Hals durch.
    Es knirscht wie von Häcksel und Stroh zwischen seinen Zähnen. Wie Stroh knirscht es zwischen Krabats Zähnen, wie Häckerling.
     
    Als Krabat erwachte, war er in Schweiß gebadet. Er hatte sich in den Strohsack verbissen, er keuchte, es dauerte eine Weile, bis er zur Ruhe kam.
    Dass er den Meister im Traum überwunden hatte, nahm er als gutes Omen. Von jetzt an war er sich seiner Sache vollkommen sicher. Die Tage des Meisters, das glaubte er nun zu wissen, waren gezählt. Er, Krabat, würde dem Treiben des Müllers ein Ende setzen: ihm war es bestimmt, seine Macht zu brechen.
    Am Abend begab er sich in die Meisterstube. »Es bleibt dabei!«, rief er. »Mach du zu deinem Nachfolger, wen du magst. Ich, Krabat, weigere mich, auf dein Angebot einzugehen.«
    Der Meister nahm seine Worte gelassen hin. »Geh in den Holzschuppen«, sagte er, »und versieh dich mit Hacke und Spaten. Im Koselbruch gibt es ein Grab zu schaufeln – das soll deine letzte Arbeit sein.«
    Krabat erwiderte nichts darauf, machte kehrt und verließ die Stube. Als er zum Schuppen kam, löste sich eine Gestalt aus dem Schatten.
    »Ich habe auf dich gewartet, Krabat. Soll ich dem Mädchen Bescheid sagen?«
    Krabat zog aus der Brusttasche seines Kittels den Ring von Haar hervor. »Sage ihr«, bat er Juro, »dass ich ihr Botschaft sende durch dich. Und sie möge sich morgen, am letzten Abend des Jahres, beim Müller einfinden und mich freibitten, wie es besprochen ist.«
    Er beschrieb ihm das Haus, wo sie wohnte.
    »Wenn du ihr«, fuhr er fort, »den Ring zeigst, wird sie daraus ersehen, dass du in meinem Auftrag kommst. Und vergiss nicht, sie wissen zu lassen, dass es ihr freisteht, ob sie den Gang in den Koselbruch antreten will. Wenn sie kommt, ist es gut – und wenn nicht, ist es auch gut: dann soll es mir gleichgültig sein, was mit mir geschieht.«
    Er gab Juro den Ring und umarmte ihn.
    »Du versprichst mir, es recht zu machen? Und dass du die Kantorka nicht überreden wirst, etwas zu tun, was sie lieber nicht täte?«
    »Das verspreche ich«, sagte Juro.
    Ein Rabe, im Schnabel den Ring von Haar, trat den Flug nach Schwarzkollm an.
    Krabat ging in den Schuppen. Stand da ein Sarg in der Ecke? Er schulterte Hacke und Spaten, dann stapfte er durch den Schnee in den Koselbruch, bis er zum Wüsten Plan kam.
    Er fand eine Stelle, die sich als dunkles Geviert von der weißen Umgebung abhob.
    War sie für ihn bestimmt – oder war es das Grab des Meisters, den sie bezeichnete?
    »Morgen um diese Zeit«, dachte Krabat, den Spaten ansetzend, »wird das alles entschieden sein.«
     
    Anderentags nach dem Frühstück nahm Juro den Freund beiseite und gab ihm den Ring zurück. Er habe das Mädchen gesprochen, alles sei abgemacht.
    Gegen Abend, es wollte schon dunkeln, fand sich die Kantorka auf der Mühle ein, in der Abendmahlstracht mit dem weißen Stirnband. Hanzo empfing sie und fragte nach ihrem Begehr, sie verlangte den Müller zu sprechen.
    »Der Müller bin ich.«
    Die Burschen beiseiteschiebend, trat ihr der Meister entgegen, in schwarzem Mantel und Dreispitz, bleich im Gesicht, wie mit Kalk bestrichen.
    »Was willst du?«
    Die Kantorka blickte ihn furchtlos an. »Gib mir«, begehrte sie, »meinen Burschen heraus!«
    »Deinen Burschen?« Der Müller lachte. Es hörte sich an wie ein böses Meckern, ein Bocksgelächter. »Ich kenne ihn nicht.«
    »Es ist Krabat«, sagte die Kantorka, »den ich lieb habe.«
    »Krabat?« Der Meister versuchte sie einzuschüchtern. »Kennst du ihn überhaupt? Bist du fähig, ihn unter den Burschen herauszufinden?«
    »Ich kenne ihn«, sagte die Kantorka.
    »Das kann jede sagen!«
    Der Meister wandte sich den Gesellen zu. »Geht in die Schwarze Kammer und stellt euch in einer Reihe auf, nebeneinander, und rührt euch nicht!«
    Krabat erwartete, dass sie sich nun in Raben verwandeln müssten. Er stand zwischen Andrusch und Staschko.
    »Bleibt, wo ihr seid – und dass keiner mir einen Mucks macht! Auch du nicht, Krabat! Beim ersten Laut, den ich von dir höre, stirbt sie!«
    Der Meister zog aus der Manteltasche ein schwarzes Tuch, das band er der Kantorka vor die Augen, dann führte er sie herein.
    »Wenn du mir deinen Burschen zeigen kannst, darfst du ihn
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