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KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

Titel: KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat
Autoren: Delfried Kaufmann
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den ganzen Laden hops und ließ die Leute unter Anklage stellen? Warum bestellte er sich nur einen zweiten G-man, mich? Mir schien die Antwort naheliegend. Obwohl er Opium bekommen hatte, glaubte Masson, den Mann an der Spitze des Rauschgiftsyndikates noch nicht zu kennen. Wahrscheinlich beabsichtigte er eine etwas harte Befragung gewisser Leute, und dazu konnte er den ganzen offiziellen Polizeiapparat nicht brauchen, sondern nur einen einzelnen Mann, der ihm den Rücken deckte. Leider erwischte es ihn früher.
    Über die Frage, wodurch Masson sich verraten hatte, glitt ich hinweg. Ich wußte, ich konnte sie doch nicht lösen, noch nicht lösen. Interessanter blieb ein anderes Problem.
    Masson besaß Opium. Aber ich fand keinen Krümel in seinem Zimmer, und ich hatte gründlich gesucht. Hatte er es woanders versteckt? Unwahrscheinlich. Dann mußten also die gleichen Leute, die ihn auf die lange Reise geschickt hatten, das Zeug nach seinem Tode aus dem Zimmer geholt haben. Aber das Zimmer war normal verschlossen gewesen, und es gab nicht das geringste Anzeichen für einen Einbruch. Der Schlüssel hing am Brett. Ich hatte es gesehen, als ich heimkam. Mich durchschoß ein Gedanke. Wenn es nun kein Fremder war, der das Opium aus Massons Zimmer holte?
    Ich pfiff durch die Zähne und richtete mich langsam auf. Ich hatte plötzlich das Gefühl, als befände ich mich in dem Netz einer riesigen Spinne. Wie weit reichten die Fäden des Rauschgiftsyndikates? Hatten sie ihre Leute auch hier im Five-Bristol-Hotel? Es war verdammt gefährlich, sich zu bewegen. Berührte man einen Faden des Netzes, so schoß die Spinne herbei. Masson hatte einen Faden berührt.
    ***
    Ich schlief bis in den hohen Morgen hinein. Als ich gegen elf Uhr in die Empfangshalle herunterkam, stand wieder der junge Chinese in der Portiersloge. Ich erkundigte mich bei ihm nach einem Agenten für Schiffspersonal. Er suchte mir einige Anschriften aus dem Adreßbuch. Die Manschetten seines weißen Hemdes guckten weit genug aus dem Jackettärmel hervor, um die knöpfe zu zeigen. Sie waren aus Perlmutt in einer Silberfassung.
    Ich erzählte dem schlanken Chinajüngling, daß ich mich gestern im »Shanghai« großartig amüsiert habe, und dankte ihm für den Tip. Ich fragte ihn, ob er auch so einen ulkigen, chinesischen Namen habe wie die Mädchen in dem Lokal. Er lächelte und sagte, er heiße Ma-fu-lai.
    Ich frühstückte flüchtig. Dann ging ich ins Chinesenviertel. Im Vergleich zum vergangenen Abend machten die Straßen und Gassen einen nüchternen und grauen Eindruck. Es wimmelte zwar auch jetzt von Chinesen und neugierigen Fremden, aber die großartige Buntheit des Bildes fehlte. Ich pilgerte zum »Shanghai«, dann durch die Nebengassen zur Rückfront des Baues und merkte mir die Straßennamen.
    Den nächsten Schutzmann, den ich traf, fragte ich nach dem Friscoer Grundstücksamt. Er gab mir die Auskunft. Ich fischte mir ein Taxi und ließ mich hinfahren.
    Ein Beamter, der so verstaubt schien wie die Aktenstapel rings um ihn, schob die Brille hoch und fragte mich nach meinem Begehren. Ich nannte ihm Straße und Hausnummer des »Shanghai« und der leerstehenden Häuser in der Hintergasse. Er blätterte lange in seinen dicken Büchern, und dann erhielt ich eine Antwort, die ich halb und halb erwartet hatte. Das »Shanghai« und alle Hintergebäude gehörten dem gleichen Mann.
    »Der Besitzer ist Mister Lu Wong-Chu«, sagte der Beamte.
    Ich zweifelte nicht daran, daß es sich bei Wong-Chu um den bocksbärtigen Chinesen aus der »Räucherkammer« handelte. Ich dankte und wollte schon gehen, als es mir einfiel, nach dem Inhaber des ›Five Bristol‹ zu fragen.
    Wieder holte der Grundstücksverwalter ein neues Buch.
    »Auch dieses Gebäude gehört Mister Lu Wong-Chu«, kam seine trockene Stimme.
    Als ich auf der Straße stand, schob ich den Hut ins Genick. Alle Achtung vor Lu Wong-Chu, der ein derartiges Vermögen zusammenschacherte.
    Er mußte immerhin seine Qualitäten haben.
    Ich ging zur nächsten Poststelle, zog aus dem Automaten Briefpapier und Umschlag und verfaßte einen langen Schrieb an Mister O’Connor, Trillington Place. Damit hatte ich zunächst alles getan, was ich tun konnte.
    In den nächsten drei Tagen, oder richtiger, in den Nächten, entwickelte ich mich zu einem Stammkunden des »Shanghai«.
    Am vierten Morgen nach meinem Eintreffen in Frisco lag ich noch im Bett und döste, als jemand unsanft an meine Tür bumste: »Bitte öffnen!
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