Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Kremls bei gebratenem Huhn und italienischem Wein saßen. »Der Zar, der einmal nach Iwan kommen wird, kann sich Herrscher der halben Welt nennen!«
    Fürst Schuisky behielt diesen Satz im Ohr. Wie Boris Godunow glaubte er an die Stunde, in der man ihn zum Zaren krönen würde. Die Erben aus Iwans Sippe hatten kein langes Leben auf dem Thron – das war ganz sicher nach Iwans Tod …
    Die Brüder Stroganow blieben bis zum Frühjahr in Moskau, knüpften dabei neue Geschäftsverbindungen, beschenkten die ihnen wohlgesinnten Bojaren und Fürsten oder kauften sich diejenigen, die noch nicht auf ihrer Seite standen. Sie erfuhren von Boris Godunow, daß Iwan einen Gesandten zu dem sibirischen Zaren Kutschum geschickt habe, um diesen aufzufordern, an ihn, den einzigen wahren Zaren, Tribut zu zahlen. Sie feierten die Antwort Kutschums, der frech zurückschrieb, er, der sibirische Zar, der freie Herrscher Kutschum, lasse dem Großfürsten sagen: Wer Frieden will, könne mit ihm Frieden schließen. Aber wer Krieg wolle, könne ihn haben! Außerdem wurde der Gesandte, der die Botschaft zurückbrachte, von Mametkul, dem Neffen Kutschums, an der russischen Grenze aus dem Land geprügelt.
    »Es wird gelingen -«, sagte Jakob Stroganow zufrieden. »Ein Iwan beugt sich nicht vor einem Halbwilden …«
    Am 30. Mai des Jahres 1574 empfing Iwan IV. noch einmal die Brüder Stroganow. In feierlicher Kleidung schritten Jakob und Gregor durch den Kreml; Semjon war nach Orjol zurückgefahren, um dort die Geschäfte nicht völlig zu vernachlässigen. Jetzt, im Frühjahr, kamen die Pelztierjäger mit ihrer ganzen Winterbeute zu den Handelsstationen …
    »Ich habe lange nachgedacht«, sagte der Zar milde. Nur das Glühen seiner Vogelaugen bewies, daß er innerlich um Beherrschung rang. »Ich erteile euch die Erlaubnis, das Land bis zum Tobolfluß zu erobern, dort nach eigenen Plänen Befestigungen anzulegen und die von diesem sogenannten sibirischen Zaren Kutschum unterdrückten Völker zu befreien! Als Lohn für eure großen Dienste überschreibe ich euch für ewige Zeiten das Recht, Eisen-, Blei- und Kupferminen anzulegen, freien Handel mit den Kirgisen und Bucharen zu treiben und das Land durch Siedlungen zu festigen.«
    Die Stroganows verbeugten sich tief, fast bis auf die Erde. Das Wichtigste hat er vergessen, dachten sie. Wie ist es mit einer militärischen Unterstützung durch die zaristische Armee? Sollen wir allein Sibirien erobern, wir Stroganows?
    Der Zar winkte. Boris Godunow führte die Brüder hinaus und wartete, bis sich die Tür wieder schloß. Dann sagte er leise:
    »Vergeßt nicht, welchen Anteil ich an dieser Stunde habe.« Für die Stroganows stand damit fest, wer einmal der neue Zar sein würde …

2
    Fünf Jahre gingen dahin. Die Stroganows unternahmen trotz der einmaligen Schenkungsurkunde nichts. Zaristische Truppen bekamen sie nicht, und allein gegen die Streitmacht Kutschums zu ziehen, war Wahnsinn. Außerdem hatte Mametkul seine Raubzüge eingestellt, der Handel lief reibungslos. Wozu also erobern, wenn es auch friedlich ging?
    Es starben in diesen fünf Jahren Jakob und Gregor Stroganow und ließen ihren Bruder Semjon und ihre Söhne Nikita und Maxim zurück. Und mit dieser neuen Generation kam auch neues Leben in den Plan, Mangaseja zu erobern. Iwan der Schreckliche lebte noch immer – blutiger als vorher. Die Stroganows schickten brav ihre Abgaben nach Moskau, aber über Sibirien sprach man von keiner Seite mehr. Den Zaren beschäftigten die litauischen und polnischen Probleme stärker – die waren greifbar! Mangaseja war … Phantasie!
    Nicht so für die jungen Stroganows, die Vettern Nikita und Maxim. Sie horchten herum, und sie hörten – wer in Rußland konnte das überhören? – von einem seltsamen Völkchen, das da unten am Don lebte und dessen Männer sich Kosaken nannten. Aus ihnen wurde niemand klug. Einmal kämpften sie auf Seiten des Zaren, als die tapfersten aller Krieger, das andere Mal zogen sie als Räuber übers Land, brannten und plünderten, schändeten und schlugen sich mit ihren ehemaligen zaristischen Kampfkameraden herum. Das Volk liebte sie, weil sie freie Männer waren. In den Akten des Kremls nannte man sie Diebe, Räuber, Mörder, Banditen und Deserteure. Sie kämpften am Asowschen Meer gegen die Türken – das gefiel dem Zaren –, aber sie plünderten auch die Schiffe auf der Wolga und verschwanden dann auf ihren kleinen, blitzschnellen Pferdchen in den Weiten der Steppe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher