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KORNAPFELGRUEN

KORNAPFELGRUEN

Titel: KORNAPFELGRUEN
Autoren: Jeanette Sanders
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U-Bahn und unter vielen Menschen sitzen mögen.
    Und auf einmal fielen ihr überall diese vielen Männer auf! Männer, Männer, Männer ... Dicke, dünne, große  und eher kleine. Es gab jede Menge davon, wie es aussah. Alleine von der Sorte „Made in GERMANY“ wohl an die 40 Millionen.
    Jetzt galt es nur noch, das grobmaschige Netz auszuwerfen und diejenigen aus der Masse herauszufischen, die das besondere Prädikat „Womanizer“ verdienen mochten.
    Und das mit dem Oralsex würde sich auch noch irgendwie finden …!
     
    Als Camilla die Wohnungstür aufsperrte, hörte sie Richard in der Küche rumoren. Er verstaute gerade seine Einkäufe aus dem Supermarkt.
    „Steht etwa der dritte Weltkrieg unmittelbar bevor?“ erkundigte sich Camilla, als sie sah, was ihr Gatte da so alles erworben hatte.
    „Hallo! Wieso? Was meinst du damit?“ fragte Richard mit erstauntem Blick.                              
    „Konserven, Konserven und nochmals Konserven. Damit kannst du einen Atombunker bestücken, ein tolles Abendessen für zwei kriegst du damit aber nicht gebacken. Sieht mir alles eher nach Notfallrationen aus, denn nach gesunder und ausgewogener Ernährung.“
    „Camilla, bitte! Ich habe im Moment den Kopf in der Firma so voll, ich kann mich beim besten Willen nicht mit läppischen Haushaltsfragen aufhalten. Wärest du eine Spur häuslicher und läge dir mehr an unserer Beziehung, dann bräuchten wir diese höchst überflüssige Diskussion hier und jetzt erst gar nicht zu führen.“
    Verblüfft starrte Camilla ihren Mann an.
    Himmel, wann hatte Richard zum letzten Mal so lange zu ihr gesprochen? Letztes Wochenende vielleicht? Möglicherweise war es aber auch schon viel länger her.
    Draußen im Flur läutete das Telefon.
    „Ich gehe ran, das ist sicher für mich!“ rief Richard sofort und ließ die restlichen Konservenbüchsen einfach auf dem Küchentisch stehen. Keine Frage, dass er von Camilla erwartete, sie würde die Sachen stillschweigend in den Schrank räumen.
    Was sie auch tat, sie hatte sowieso keine andere Wahl. Und sie wusste es. Es wäre eine glatte Verschwendung von Zeit und Energie gewesen, sich dagegen aufzulehnen. Gegen Naturgesetze kam man sowieso nicht an.
    Richard erschien unter der Küchentür.
    „Ich muss rasch nochmals rüber ins Büro. Tut mir Leid, aber dieser Auftrag ist wirklich brandeilig. Wir reden morgen weiter, okay?“
    „Und worüber, wenn ich fragen darf? Hatten wir etwa ein wichtiges Thema angeschnitten?“
    Aber Richard war bereits aus der Tür.
    Camilla räumte weiter Konserven ein. Gebackene Bohnen, Thunfisch, Würstchen im Glas, Dosenpfirsiche und Hering in Tomatensauce. Es würde eine wahrhaft abwechslungsreiche Woche werden.
    Wie gut, dass es auch noch WOMANIZER und ORALSEX gab, fiel ihr wieder ein. Sie musste lachen.
    Vielleicht wurde die kommende Woche ja doch gar nicht so schlecht.
     
    Am Nachmittag pirschte Camilla mit der Kamera in der Hand durch die Stadt. Eine unerklärlich heftige Arbeitswut hatte sie wie aus heiterem Himmel überfallen.
    Sie wusste, was das bedeutete. Sie kannte sich selbst sehr genau. Sie würde in den nächsten Stunden Dutzende von Fotos schießen müssen, wie unter Zwang.
    Und diesmal auch noch klammheimlich, sozusagen aus dem Hinterhalt heraus. Denn die ausgewählten Opfer sollten möglichst nichts davon mitbekommen.
    All die dicken, dünnen, langen und kurzen Männer.
    Die schwarzhaarigen und die blonden.
    Die mit Glatze, und die anderen mit langen Haaren oder sogar die mit diesen schrägen Pferdeschwänzen.
    Alte und junge und die vielen, vielen anderen Männer irgendwo dazwischen. Obdachlose, Touristen und Businesstypen im Anzug. Lokomotivführer und Porschefahrer. Radler und Fußgänger.
    Camilla würde nicht mehr aufhören können, ehe sie nicht das Gefühl hatte: So, jetzt ist es vorerst mal wieder genug mit dem grausamen Spiel der Vorab-Recherche. Diesem Jagdfieber, das schon deutliche Züge von Besessenheit aufwies.
    Dabei war diese Phase am Anfang eines neuen Projektes wahnsinnig wichtig, um das Thema einzukreisen und ein sicheres innerliches Gefühl dafür zu entwickeln, um es dann schlussendlich in den Griff zu bekommen.
    Es fühlte sich wieder an wie damals, vor einigen Wochen, als die Redaktion der MIMI beschlossen hatte, Camilla den Auftrag zu erteilen, Liebespaare abzulichten.
    Natürlich hatte Sabina die Sache für sie ins Rollen gebracht, das wusste Camilla ganz genau. Aber dennoch und
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