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Kopf hoch, Freddie

Kopf hoch, Freddie

Titel: Kopf hoch, Freddie
Autoren: Mary Scott
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Mitgefühls. »Die Leute sehen einen so an — und dich sehen sie ohnehin immer an. Und dann diese gräßlichen Fotografen. Nein, nicht in den angesehenen Zeitungen, aber es gibt Blättchen, die mit Vorliebe alle Einzelheiten und dazu noch Bilder bringen.«
    Das war schockierend. Alicia hätte irgendeinen billigen Artikel mit einer schreienden Schlagzeile kaum überlebt. Als sie das mit schwacher Stimme kundtat, legte Freddie liebevoll einen Arm um sie, aber Angela fuhr brutal fort: »Ärgerlich dabei ist, daß die Menschen einen auf der Straße erkennen und flüstern und einander anstoßen. Man kann kein Restaurant besuchen, ohne daß man angestarrt wird. Aber es dauert schließlich nur drei Monate.«
    »Drei Monate? Ein ganzes Leben! Wenn ich mich nur irgendwo verstecken könnte!«
    Das klang vielversprechend. »Ja, warum nicht? Warum reist du nicht herum, auf die Südinsel, und schaffst Abstand zu den Leuten, die Lokalblätter lesen? In Christchurch und Dunedin werden nicht sämtliche Scheidungen breitgetreten. Dort könntest du dem Scherbengericht entgehen.«
    Scherbengericht! Ein gräßliches Wort. Nie hätte Alicia es sich träumen lassen, daß man es auf sie anwenden könnte.
    Wenn nur Miles hier gewesen wäre und sie beschützt hätte! Sie hatte ja gewollt, daß er mitkäme, doch er hatte sich mit ungewohnter Festigkeit dagegen ausgesprochen und betont, daß ein Richter sich wohl kaum für eine Scheidung günstig stimmen ließ, wenn der zukünftige Ehemann bereits im Hintergrund wartete. Alicia wirkte gehetzt. Sie malte sich aus, wie sie vor Gericht stehen würde, angestarrt von mitleidlosen Augen. Ihre Tochter hatte ganz recht. Sie hatte mehr Verständnis bewiesen, als Alicia eigentlich erwartet hatte. Ja, sie wollte dieser Stadt so weit wie möglich entfliehen, sobald sie aus dem Gerichtssaal kam.
    In diesem Augenblick sagte Freddie: »Warum fährst du nicht zu Shelagh, Mutter? Dort hättest du sicher Ruhe.«
    Alicia schüttelte den Kopf. Sie hatte ihrer ältesten Tochter einen Besuch abstatten wollen, fühlte aber instinktiv, daß diese sie nicht für lange bei sich behalten wollte. Nicht daß es mit Shelagh je Streit gegeben hätte. Das war gar nicht möglich, weil das Mädchen nie etwas sagte, sich zurückzog und schließlich ihre eigenen Wege ging. Aber sie war ihrem Robert sklavisch ergeben und würde einen Dritten nicht um sich haben wollen. Außerdem mißfiel Alicia der Anblick einer Schwangeren, und wenn diese Schwangerschaft noch dazu bedeutete, daß sie Großmutter werden sollte, war sie unerträglich. So sagte sie mit einem kleinen Seufzer: »Vielleicht für einen oder zwei Tage, aber junge Ehepaare sind ja so selbstsüchtig.«
    »Da hat Mutter die Wahrheit gesagt«, dachte Angela. Shelagh war sanft, hübsch und liebenswert, aber ihr Leben würde sie niemandem zuliebe in Unordnung bringen. Sie hatte darunter gelitten, daß ihre Mutter gegen ihre Verlobung gewesen war, und hatte es ihr nie vergessen, auch wenn sie nie davon sprach.
    »Und du könntest irgendwo in Bills Nähe bleiben«, beharrte Freddie, die nicht willens war, die Vorstellung einer vereinten Familie aufzugeben, die ihr in Tainui so kostbar geworden war. »Bill ist lieb und wird dich unbedingt sehen wollen.«
    Insgeheim hatte Angela das Gefühl, es wäre passender gewesen, wenn Bill in den Norden gekommen wäre und sich hier mit seiner Mutter getroffen hätte. Doch auch er hatte sich so bald wie möglich von seiner Familie gelöst und ging nun, obwohl er die Tage in Tainui sehr genossen hatte, um so mehr in seiner Arbeit und seinen ehrgeizigen Plänen auf. »Du könntest dich mit ihm im Süden treffen«, sagte sie. »Ja, du hast vielleicht recht, wenn du das Scheidungsurteil woanders abwartest.«
    Das Gefühl, gehetzt zu sein, ließ bei Alicia nach. Im großen und ganzen würde es eine Erleichterung bedeuten, wenn sie hier wegkäme. Mit Angela war sie nie gut ausgekommen. Freddie hätte sie gern mitgenommen, aber die Hotels in Neuseeland waren teuer, und sie wollte Miles nicht noch um mehr Geld bitten. Es war eine Gelegenheit, die übrige Familie zu besuchen, und überdies eine sehr günstig wirkende mütterliche Geste.
    »Du würdest allerdings meine Hochzeit versäumen«, fuhr Angela fort. »Zwar wird es sicher nicht sehr amüsant, weil wir nur eine kleine Feier veranstalten. Wenn du wegbleibst, gehst du auch einem Zusammentreffen mit Vater aus dem Weg.«
    Das brachte für Alicia die Entscheidung. Sie mochte Hochzeiten nicht, da
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