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Kopf frei

Kopf frei

Titel: Kopf frei
Autoren: Ute Lauterbach
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Verfügung zu haben.

     
    Sehen Sie eine Verhaftung mit äußeren, weltlichen Dingen als kritisch?
    Sie wird in der Sekunde kritisch, wo wir uns in das äußere Zeug verstricken und uns mehr für das Äußere engagieren, als unserem Seelenfrieden zuträglich ist. Mit anderen Worten: Zu wenig materielle Dinge zu haben, ist genauso ungünstig wie zu viel. Und die individuell verschieden richtige Menge definiere ich so: Es ist gut, genau so viel zu haben, wie für die Verwirklichung der besten Möglichkeiten erforderlich ist. 10
     
    Was meinen Sie mit »besten Möglichkeiten«?
    »Die beste Möglichkeit« verstehe ich als die Aufgabe, die ein Mensch in dieser Welt erfüllen kann, einerlei, ob hinter der Käsetheke oder als Gehirnchirurg.
     
    Glauben Sie daran, dass diese Aufgabe für jeden vorbestimmt ist?
    Nein, nicht unbedingt. Ich glaube vielmehr, dass jeder Mensch ein unterschiedliches Fähigkeitsspektrum und -niveau hat. Im Rahmen dieser Fähigkeiten sein Bestes zu geben, heißt, seine Berufung zu erfüllen.
    Wenn wir wiederholt scheitern, so können wir das als Korrektur unseres Selbstbildes begreifen, um unsere wirkliche Berufung schärfer zu fassen. So wird das
    Scheitern zur großartigen Gelegenheit. 11
     
    Wer sind wir selbst?
    Fragen Sie das allen Ernstes?
     
    Ja!
    Wir sind das, was von uns übrig bleibt, wenn wir uns kaputtgelacht haben. Wir sind diejenigen, die ihre Gedanken wahrnehmen, anstatt mit ihren Gedanken identifiziert zu sein. Wir sind sozusagen niemand.

     
    Das Kriterium ist also immer und bei allem die Erfüllung.
    Ja, Erfüllung, Lebendigkeit, Jubilieren des Herzens, das Lachen des Geistes, das Aufblitzen von Glück und Sinn.
     
    Die gedankliche Vertiefung ist hierfür nur ein möglicher Zugang von vielen? Die gedankliche Vertiefung ist nur ein netter Zubringer von etlichen anderen. Wenn Sie nach einem einzigen, über allem stehenden Zubringer fragen, dann könnten wir als Dachbegriff vielleicht von Kontemplation, wesenhaftem Denken, intimem Erkennen, von unmittelbarem Erkennen sprechen.
     
    Was ist das ganz genau?
    Es ist das Bewusstsein, das sich sich selbst zuwendet. Es ist der Geist in seiner Unmittelbarkeit. Es ist, das Äußerste um seiner selbst willen zu wollen, es ist dieses Wollen zu wollen und sonst nichts.
     
    Ist das nicht was für Fortgeschrittene?
    Zum einen könnten wir das so denken. Deshalb können die Anfänger es ja noch mit der gedanklichen Vertiefung halten. Und zum anderen ist es genau die Erfahrung, die jeder Mensch kennt, wenn er plötzlich unbegreiflich und grundlos im schönen Augenblick sich selber abhandenkommt. Sei es, dass er sich kaputtlacht, bedingungslos liebt, von einem unglaublich schönen Sonnenaufgang überrascht wird oder sich im kreativen Schaffen gänzlich verjubelt.
     
    Sie haben gesagt, der Leitstern sei, den Kopf frei zu haben. Inwiefern ist mein Kopf bei diesem Denken frei?
    Insofern, als ich nichts sonst denken kann. Ich kann nicht den großen Philosophen gedanklich nachsteigen und parallel meine Steuererklärung machen.
     
    Aber mit dem Kerngedanken habe ich ja einen Gedanken.
    Dies ist kein persönlicher, sondern ein überpersönlicher Gedanke, der über mich hinausgeht. Mit diesem übersteige und transzendiere ich mich. Dieses Sich-Übersteigen ist das, was wir als Glück erleben, als Kontemplation als Befreiung von uns selbst und somit sogar als Vorstufe des freien Kopfes.

     
    Ich habe es bei solchen Austauschen schon einmal erlebt, dass alle ganz ruhig wurden. Was bleibt dann im Sinne dieses Kommunikationsmodells noch zu sagen?
    Im Sinne des Kommunikationsmodells ist dann der Übergang von äußerer Verständigung zu innerer Verständigung vollzogen. Vielleicht der Weg von der Kommunikation zur Kommunion.
     
    Womit das Kommunikationsmodell seinen Zweck erfüllt hat?
    Womit es seinen Zweck erfüllt hat. Im gemeinsamen Lachen und in der wesenhaften Verbundenheit muss kein Text mehr sein.

Philosophisches Hinterstübchen
    Das Sein steht nie von uns ab, weil es das ist, worin wir versetzt sind.
    Martin Heidegger
    Das Sein – eine notwendige Erfindung?
    Wir unterscheiden in traditionskonformer, philosophischer Manier zwischen dem Sein und dem Seienden und halten Wesensmerkmale beider anhand folgender Übersicht auseinander:
    Wesensmerkmale des Seienden
Wesensmerkmale des Seins
nicht wesenhaftes Denken (mit befangenem Kopf)
wesenhaftes Denken (mit freiem Kopf)
Vergänglichkeit
Zeitlosigkeit/Gegenwart
Bastelsinn
eigentlicher
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