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Kopf frei

Kopf frei

Titel: Kopf frei
Autoren: Ute Lauterbach
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verstellt.
    Hier berühren wir eine Erfahrung, die wir alle kennen, nämlich: Je angestrengter wir rumhirnen, umso bescheidener die Ergebnisse. Oder andersherum: Je entspannter wir uns mit etwas beschäftigen, umso produktiver die Einfälle. Heißt das nun, dass wir lediglich für maximale Entspannung zu sorgen hätten – und schwupp sind wir in der Kontemplation, könnten des Seins innewerden und geniale Inspirationen heimfahren? Meiner Beobachtung nach kann die Antwort hier »ja« oder »nein« sein, je nachdem, wie wir »maximale Entspannung« definieren. Und zwar so: Nein , wir fahren keine Spitzenintuitionen ein und das Seinserleben bleibt im Nebel, wenn maximale Entspannung ein laues Dösen ist. Ja , Sein und geniale Einfälle finden eine Landefläche in unserem Bewusstsein, wenn maximale Entspannung präsentes, inhaltsloses Wachsein ist. Wenn wir also den Kopf frei haben und gleichzeitig geistig präsent sind. So können wir Wittgensteins Aufforderung verstehen: »Denke nicht, schau hin!« Mit anderen Worten: Vergewaltige die Dinge nicht durch Denken, sondern sei schauend für sie wach. Der »Zugang« zum Sein bestünde also in der Kontemplation, im wesenhaften Denken, im freien Kopf bei gleichzeitiger geistiger Präsenz, im wachen Hinschauen, ohne zu denken. Stellt diese Form der Wahrnehmung das Tor zum Sein dar, brauchen wir uns im Interesse der Seinserfahrung nur noch um dieses Tor zu kümmern. Konkret:
Wir können uns auf unsere Wachheit besinnen.
Wir trainieren sie, indem wir beispielsweise bewusst mit den Inhalten in unserem Kopf umgehen (im Sinne des hier vorgestellten Kommunikationsmodells).
Wir eliminieren systematisch, was uns den Kopf zuballert – das kann Unerledigtes im äußeren oder inneren Leben sein. 12
Wir genießen Texte, die an den Rand des Seins führen, in es verweisen.
Wir lassen unsere Hirnerei platzen, indem wir uns ernsthaft in Widersinniges vertiefen.
Wir joggen, bis der Kopf frei ist und völlige Wachheit bleibt.
Wir sprechen und handeln nur noch in Anbindung an unser Wachsein.
    Wenn wir das Tor auf diese Weise pflegen und das Experiment »Wachheit« für – sagen wir – ein Jahr engagiert betreiben, ohne einen Gewinn einzufahren, sei es als überwältigende Seinserfahrung oder mehr Gelassenheit oder genialere Einfälle, dann wären wir wirklich berechtigt, Sein und Tor als Unfug abzutun.
    Hugos Erfolg – Jahre später
    Seit zwei Jahren lebt Hugo mit Lilly zusammen. Die beiden haben meistens guten Kontakt und viel Spaß in der Gegenwart. Die schönste Liebeserklärung aus Lillys Mund: »Hugo, mit dir kann man so gut reden.« Was hat sich bei Hugo stabil verändert? Er kennt alle Fallen. Er bemerkt fast immer, wenn er in eine hineingerät. Er nimmt sich und sein Gegenüber besser wahr. Er lacht mindestens doppelt so viel wie früher. Und wenn er sich versehentlich in alte Geschichten oder Kommentare zum Offensichtlichen verläuft, spürt er hinterher ganz bewusst, wie schal sich sein Gerede für ihn selbst anfühlt.
    Und Hugo hat Lilly und seine Freunde mit dieser anderen Art zu sprechen angesteckt. Sie haben alle einen freieren Kopf und sind zufriedener.

Alle Trainingspunkte auf einen Blick
☹ vermeiden
☺ bevorzugen
√ Gewinn
Bei-sich-Sein: Geh dir nicht fremd!
☹ Mit egozentrischer Inbrunst um sich selbst kreisen
☺ Sich nicht überspringen
√ Sich selbst und andere mehr lieben können
Neue Sprache: Erkenne und ersetze ungünstige Triggerwörter
☹ Negative, persönliche Reizwörter
☺ Authentische, andere Formulierungen
√ Neue und erquickliche neuronale Verschaltungen erwirken
Geschichten erzählen, aber anders: Lass alle irrelevanten Geschichten weg!
☹ Irrelevante Storys ade! Ego-Dünger
☺ Geschichten mit Bezug zum Thema und Gegenüber
√ Kontakt, Freude, Austausch, inhaltlicher Nutzen, Raum für Neues
Hintergrund der Kommentare zum Offensichtlichen erspüren: Kommentiere nicht Offensichtliches, sprich Worte erster Wahl!
☹ Das Offensichtliche braucht keine Vertonung.
☺ Empfindungen hinter dem Kommentar
√ Raum für Begegnung und Gedanken
Festlegende Äußerungen unter die Lupe nehmen: Red dich nicht fest, sondern frei!
☹ Einengende Aussagen über sich selbst
☺ Froh- und Zielbotschaften fürs Hirn
√ Befreiung und Entwicklung
Psychologisieren durch Verständnis ersetzen: Versteh andere mit Kopf und Herz!
☹ Selbstdarstellung beim »Verstehen« anderer
☺ Sich einfühlend zur Verfügung stellen
√ Nähe und Kontakt in schwierigen
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