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Kopf frei

Kopf frei

Titel: Kopf frei
Autoren: Ute Lauterbach
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Gespräche denke, die ich schon geführt habe. Allerdings bin ich kein Spaßvogel und mir fällt einfach nichts Witziges ein. Wie soll mir das also gelingen?
    Notfalls können Sie sich ein kleines Repertoire an absurden Äußerungen zulegen. Zum Beispiel: »Können Fritten einsam sein?« Oder: »Was sagt denn die Gehirnforschung dazu?« Oder: »Ich finde, wir sollten das mal allgemein betrachten.«
     
    Und das dann einfach ins Gespräch einfließen lassen?
    Am besten im unpassendsten Augenblick und möglichst mit ernster, beinahe wissenschaftlicher Miene.
     
    Wo ist der Unterschied zum zurechtgelegten Spruch (siehe Trainingspunkt 10 »Sprücheklopperei«: »zum Bleistift« statt »zum Beispiel«)?
    Ja, die Gefahr besteht, dass Ihr Joke, Ihre absurde Bemerkung zur Stereotype mutiert. Der Gedanke ist, sich solche Bemerkungen zurechtzulegen als Eingleithilfe in den Quatsch und sie dann möglichst unpassend zu positionieren. Das unterscheidet sie deutlich von der Sprücheklopperei.
     
    Weil ich mich bei der Sprücheklopperei damit aufwerten will durch Geistreichtum?
    Genau. Hier hingegen suche ich den Fettnapf, anstatt ihn zu vermeiden. »Fettnapf her! Ich komme!«
     
    Gibt es neben diesen Bemerkungen noch andere Strategien, in den Spaß zu kommen?
    Ja, es gibt viele Wege. Das Komische lebt davon, dass Ungewolltes, Unbeabsichtigtes in die sogenannte normale Wirklichkeit eindringt. Das bedeutet, immer wenn Sie von der normalen Wirklichkeit abweichen und ein unerwartetes Element einbringen – in gutartiger Absicht –, entsteht Komik. Zum Beispiel, wenn Sie singen, wo nur gesprochen wird, wenn Sie Tierlaute machen, wo gepflegte Konversation betrieben wird, wenn Sie plötzlich in ausländische Akzente verfallen oder eine überraschend andere Wichtigkeitsnote anschlagen, indem Sie beispielsweise
fragen: »Was ist der erkenntnistheoretische Gehalt dieser Suppe?« Hauptsache, es passt nicht. Weitere Anregungen finden Sie in meinem Buch Spielverderber des Glücks. Wenn Sie sich »eingearbeitet« haben, wird es Ihnen leichtfallen, sich immer öfter zu ver-rücken.
     
    Ich kann mir nicht vorstellen, diesen Punkt mit meinen »alten« Freunden zu üben. Empfehlen Sie, dies vor allen Dingen mit fremden Menschen auszuprobieren?
    Ich würde es mit so vielen Menschen wie möglich machen, weil jeder Spaß, mit wem auch immer, sich gelohnt hat und ein kleines Licht im Alltag darstellt.
     
    Mir ist es wirklich peinlich, aus dem Rahmen zu fallen, was ich ja tue, sobald ich diesen Punkt umsetze. Haben Sie da einen Tipp für mich?
    Durchatmen und beobachten, ob es wirklich so schlimm ist.
     
    Denn für die anderen könnte es ja auch eine Erlösung sein?
    Ja.
     
    Woran merke ich das?
    Am Lachen, an der Lebendigkeit, an der Freude, an der Sympathie. Kontakte sind weniger klinisch und dafür inniger und fröhlicher.
     
    Gelingt Ihnen das immer?
    Immer sicher nicht, aber ich finde mich nicht schlecht.

14
Trainingspunkt
    Sich dem Wesentlichen durch gedankliche Vertiefung öffnen
    PHILOSOPHIERE DICH IN DIE EXISTENZIELLE GEBORGENHEIT HINEIN!
    Wir stehen vor der Schwierigkeit, die Weisheit zu erreichen, die wir bereits haben.
    Stephen R. Covey
     
     
    Da geht es schon los: Was ist das Wesentliche, was gedankliche Vertiefung? Und wie vollzieht sich das Öffnen durch gedankliche Vertiefung? Wie sprechen wir miteinander darüber? Kurz geantwortet: Das Wesentliche, Eigentliche, das, was dem Leben Sinn gibt, es trägt, es ermöglicht, ist naheliegenderweise das, was unser Wesen ausmacht, was uns als Menschen auszeichnet. Also das, wodurch wir über uns hinauswachsen, aber nicht das, was uns unter unsere Möglichkeiten zieht. Was genau ist der so definierte »Hochberuf« des Menschen? Meinem Verständnis nach liegt er darin, dass wir dem Wesentlichen dienen. Mit dem ziemlich verpönten Wort »dienen« meine ich, dass wir uns an das Wesentliche hingeben, verschenken, verschwenden, voll einsetzen dafür – und zwar mit dem Maximum unserer jeweils individuellen Fähigkeiten.
    Eine Möglichkeit, sich dem zu öffnen, was uns als Menschen auszeichnet, ist die gedankliche Vertiefung. Es geht also nicht um Wissenserweiterung, sondern eher darum, dass wir die Oberflächen des Offensichtlichen durchdringen, um am rational gerade noch erschließbaren Rand des sich entziehenden Seins aufzublühen. Gedankliche Vertiefung heißt also:
► Wir betreten gedanklich Wege, die wir bisher nicht gegangen sind. Wir erschließen Neuland für uns. Dieses Neuland
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