Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
Grunde ein Volk. Die Rodao’r und die Schalish, sie gehörten zusammen, die einen konnte es ohne die anderen nicht geben. Im Tode zeugten die männlichen Rodao’r und Schalish ihre Nachkommen, und kein Weibliches konnte Mutter werden, ohne getötet zu haben.
    „Das dürfen die anderen niemals erfahren“, sagte er.
    Sie gab ihm recht. Was die beiden Gegner zusammenbrachte, war Haß, aber wenn man wußte, daß man der zukünftigen Mutter oder dem zukünftigen Vater seiner Kinder gegenüberstand – wie konnte man da noch länger hassen?
    „Niemand wird mehr kämpfen können“, sagte Dasha, „und ohne Kampf gibt es keine jungen Schalish und Rodao’r.“
    „Es könnte nicht einmal mehr Kämpfe unter Gleichgeschlechtlichen geben, wenn alle wüßten, daß sie eigentlich Brüder und Schwestern sind“, fügte der Riese hinzu.
    Sie sahen sich an und schwiegen ratlos. Was sollte nun werden? Sie waren sich einig, daß sie ihr Geheimnis niemals preisgeben durften. Es war der grausame Wille der Natur, daß die Rodao’r und die Schalish für immer und ewig Gegner sein mußten.
    „Müssen wir uns nun töten?“ fragte Dasha nach einer Ewigkeit, die sie ratlos dagesessen hatten.
    Bor’r überlegte. Sie war noch jung, und er konnte nicht erwarten, daß sie die Lösung dieses Problems fand. Das mußte er tun. Aber eines war sicher – sterben durfte sie nicht. Sie war die Mutter seiner Kinder, er hatte seine Eier in ihr abgelegt.
    Das war nicht mehr rückgängig zu machen, und nun, da sie schwanger war, mußte sie unbedingt leben. Aber wo? Zu ihrem Volk zurückkehren konnte sie nicht, denn die Gefahr, daß sie sich verraten würde, war viel zu groß.
    „Nein, du mußt nicht sterben“, sagte er schließlich, „und ich werde auch nicht sterben.“ Er erhob sich entschlossen und reichte ihr seine riesige Hand. „Wir gehen zusammen. Wir können nicht zurück zu unseren Angehörigen, aber wir müssen leben, denn wir haben Junge zu versorgen.“
    Dasha ließ sich von ihm aufhelfen, ihre kleine Hand lag fest in seiner Pranke, sie fühlte seine Stärke.
    „Es wird nicht leicht sein“, fuhr er fort, „denn es hat noch niemals ein Ramrai mit einer Sistee zusammengelebt.
    Wir sind nicht sicher vor uns selbst, vielleicht wird uns eines Tages wieder der Haß packen, und wir fangen an zu kämpfen. Es liegt in unserer Natur, so zu handeln. Vielleicht werden wir uns irgendwann gegenseitig töten, aber wir müssen es versuchen.“
    „Wo sollen wir denn hin?“ fragte Dasha zweifelnd.
    Er bewegte unschlüssig den Kopf. „Das Land ist groß, wir werden irgendwo einen Ort finden, wo wir allein leben können.“
    Sie antwortete nicht, aber an dem leichten Druck ihrer Hand erkannte er, daß sie sich ihm anvertraute. Er blickte zu ihr hinab. Sie besaß Flügel von unglaublicher Weichheit. Er zögerte, aber dann streckte er entschlossen einen seiner langen Arme aus und strich mit vorsichtigen Fingern sanft über das grau schimmernde Gefieder.

 
Harald Kurt Frost
Vierzig Tage mit Helen
     
    17. März
     
    Die Dinge entwickeln sich gut. Berger jr. ließ durchblicken, daß es mit dem Posten in der Marketing-Division vielleicht schon eher was wird, als ich gehofft habe. Ich soll mich jedenfalls bereithalten. Keine Frage, daß ich in der richtigen Branche bin. Die totale Illusion ist zur Zauberformel geworden; alle wollen sich vergrößern – Berger plant sogar ein Werk in Europa. Die Chance für einsatzfreudige junge Talente!
    Habe Helen am Abend Bergers neuesten Hit vorgestellt – Picknick an einsamem Palmenstrand, bei Chavez, gleich neben der Central. Stellenweise war es wirklich nicht schlecht, vor allem, als diese Flamingos angeflogen kamen. Helen dachte im Ernst, sie könnte sie anfassen! Ansonsten – na ja. Die Projektionsschirme rochen penetrant fabrikneu, dafür waren Chavez’ „Südsee-Spezialitäten“ absolut geschmacksneutral. Aber Helen und ich sind uns nähergekommen. Nach dem Essen, während dieses Zeitraffer-Sonnenuntergangs, hatte ich sie so gut wie im Arm, nur war die Kassette da leider zu Ende. Ich hätte zwar noch die Südsee-Nacht dranhängen können, aber bei Chavez’ gesalzenem Minutenpreis … Ausnehmen lasse ich mich nicht.
     
    21. März
     
    Anruf von Helen. Hatte Probleme mit ihrem Küchencomputer – sagte sie. Hab’ das Ding in der Mittagspause durchgecheckt. Diagnose: alles in Ordnung, nur falsche Programmeingabe. Dabei ist sie so ein intelligentes Mädchen! Kaum zu erklären, wie das Abwasch-Programm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher