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Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9
Autoren: H. J. Alpers
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Champions, hielt den Kopf hoch, um den wild wirbelnden Fäusten auszuweichen, und umklammerte den breiten Nacken des Mannes. Er drückte immer fester zu, während der Invasor sich bemühte, dem Klammergriff zu entkommen. Der Verteidiger preßte die Daumen in die weiche Stelle über dem Kehlkopf und drückte noch stärker zu.
    Gerade als der rechte Daumen niederschnappte und der Kehlkopf heraussprang, bemerkte er den überraschter? Blick, der kurz in den Augen des Angreifers aufflackerte. Dann schlossen sich die kalten Augen, während der Verteidiger seinen Griff lockerte. Zwar würgte er den anderen Mann immer noch, bemerkte aber, wie die Brust sank, als der letzte Atem aus den sterbenden Lungen gepreßt wurde. Das kräftige Herz schlug jedoch weiter. Das Pochen des großen Organs pflanzte sich in den Lenden des Verteidigers fort und verschmolz mit dem Pochen seines eigenen Herzens.
    Während sich der keuchende Atem des Siegers langsam beruhigte, hörte das Herz des toten Champions nicht auf zu schlagen, sondern pochte störrisch weiter. Als der Herzschlag dann unvermittelt doch aussetzte, glaubte der überlebende Krieger fast, der eigene Rhythmus wäre zum Erliegen gekommen, als sein Herz allein weiterschlug.
    Der Krieg war vorbei. Sieger war die Nation des Verteidigers. Nun konnten die Friedensverhandlungen beginnen. Er stand auf und sah auf den Besiegten hinab. Er betrachtete ihn lange Zeit. Die grauen Augen blinzelten, und als er sich endlich abwandte, rannen Tränen in das trocknende Blut hinab.

 
Kim Barkmann
Dashas erster Kampf
     
    Dasha stand an der Fensteröffnung des Gemeinschaftsnestes und gab vor, so in den Anblick des Sonnenunterganges hinter den fernen Bergen versunken zu sein, daß sie nicht hörte, was im Raum gesprochen wurde. In Wirklichkeit jedoch lauschte sie aufmerksam auf alles, was man sich gerade erzählte. Und Finshó, der an diesem Abend in der Hauptsache redete, wußte das nur zu genau. Er kannte sie, seine kleine, geliebte Dasha, Tochter seines Enkels, die so oft zu seinen Füßen gehockt und ihn mit ihren ständigen Fragen mehr als einmal aus der Fassung gebracht hatte. Sie war von allen sein Lieblingskind, und an diesem wichtigen Abend erzählte er nur für sie.
    Der Alte sprach von den Kämpfen, die er mit den Rodao’r ausgetragen hatte. Es waren deren viele, denn er hatte bereits ein langes Leben hinter sich. Heute ließ er Dasha zuliebe die Prahlereien und Übertreibungen aus, mit denen er sonst seine Geschichten auszuschmücken pflegte, und legte das Gewicht der Erzählungen mehr auf die Beschreibung von Tricks und Finten, welche im Kampf sehr nützlich sein konnten.
    Dasha starrte auf die rote Sonne, die schon zur Hälfte hinter den Bergen verschwunden war, und merkte sich jedes Wort. Ihr Leben konnte davon abhängen. Die anderen Sippenmitglieder unterbrachen den alten Finshó ab und zu, um eine Frage zu stellen oder die genauere Beschreibung irgendeiner Technik zu erbitten. Und Dasha wußte, auch wenn alle so taten, als geschähe es aus eigenem Interesse, sie stellten diese Fragen nur für sie.
    Die Sonne war jetzt beinahe untergegangen, es war schon fast dunkel im Raum, und die kleinsten der Kinder waren auf ihren Sitzen eingeschlafen. Dennoch erhob sich niemand, um sein Nest aufzusuchen, denn dieser Abend gehörte Dasha. Es war der letzte Abend vor ihrem ersten Kampf. Sie hatte den Wendepunkt ihres Lebens erreicht, aus dem Kind wurde eine Sistee, eine Erwachsene. Vielleicht war dies ihr letzter Abend im Kreise der Sippe, vielleicht würde sie ihre Angehörigen niemals mehr wiedersehen.
    Ruckartig wandte sie sich um und blickte ihre Familie an.
    Die Anwesenden erhoben sich und traten ihr entgegen. Sie wurde von allen umarmt. Der alte Finshó legte seine Wange an die ihre, und sie fühlte ihr Gesicht feucht werden. Sie lächelte. Mushawa, Dashas Ziehmutter, schenkte ihr ein Amulett, es mochte das zwanzigste sein, das sie schon von ihr bekommen hatte, aber Dasha hängte es sich um. Wer konnte es wissen? Vielleicht brachte es ihr doch einmal Glück.
    Sie umarmte ihre Ziehmutter, ihre Brüder und Schwestern, Tanten, Onkel und alle anderen. Von jedem wollte sie sich verabschieden, als würde es kein Wiedersehen geben. Schließlich berührte sie sanft die schlafenden Kinder und gab jedem einen sanften Kuß; sie sollten nicht erwachen. In der Sippe herrschte ergriffenes Schweigen. Dasha, die selbst schon viele solcher Abende miterlebt hatte, wenn es andere waren, die zu ihrem ersten
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