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Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9
Autoren: H. J. Alpers
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    25. April
     
    Zurück aus Europa, nach fast einer Woche. Berger wußte genau, wie es laufen würde – mein „Spesenkonto“ ist so gut wie leer. Aber dafür sind die Stimmen der Illuvisions-Gegner verstummt. Olé! Das ist hohe Politik, und ich mische da mit wie ein alter Profi. Helen wird staunen. Werde sie morgen mittag in der Universität treffen.
     
    26. April
     
    Etwas stimmt nicht mit Helen. Vielleicht liegt’s an mir, aber irgendwie kommt sie mir verändert vor nach dieser einen Woche, die ich sie nicht gesehen habe. Beim Essen sprach sie nur über ihre Arbeit, wieviel Spaß ihr die macht, über was sie alles schreiben will etc. So zufrieden und ausgeglichen habe ich sie schon seit einiger Zeit nicht mehr erlebt. Und sie hat nicht einmal gefragt, ob ich heute abend Zeit habe! Will sie sich jetzt etwa mit demonstrativer Zurückhaltung rächen?
     
    29. April
     
    Bergers Fernost-Show nimmt Formen an. Schlesinger aus New Jersey hat ein neues Wiedergabeverfahren in petto, das wir bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal anwenden wollen. Möglich, daß wir schon im nächsten Monat drehen können. Ich werde mir wahrscheinlich Indien vorher mal persönlich ansehen. Ich glaube, diesmal kann ich Helen sogar mitnehmen. Ich sag’s ihr morgen bei Chavez.
     
    1. Mai
     
    Helen macht weiterhin auf reserviert. Nicht einmal die Aussicht auf eine Original-Asienreise hat sie richtig umgerissen. Ich hab’ mich wohl wirklich zu wenig um sie gekümmert. Außerdem ist da noch etwas: Sie erzählt so am Rande immer wieder Sachen über ihre Forschungsarbeit, die mich vermuten lassen, daß sie inzwischen noch eine andere Informationsquelle außer mir besitzt. Und noch dazu eine erstaunlich ergiebige! Ich kann mir niemanden vorstellen, der so bereitwillig über brancheninterne Dinge plaudert – jedenfalls einer wildfremden Universitätsassistentin gegenüber.
     
    5. Mai
     
    Neue böse Gerüchte aus Europa. Irgendwas von Bergers Finanzspritzen an dortige Funktionäre scheint durchgesickert zu sein. Aber selbstverständlich habe ich keinerlei Beweise wie Quittungen oder so etwas hinterlassen.
    Bei der Fernost-Sache bin ich inzwischen in einer Schlüsselposition. Das Programm entwickelt sich jetzt schon zum Verkaufsschlager – die Vorbestellungen stapeln sich.
     
    12. Mai
     
    Feiertag. Habe nach dem Frühstück die Post von gestern aufgearbeitet und danach bei Helen angerufen. Sie war nicht zu Hause und auch nicht im Institut. Bin bei ihr vorbeigefahren – ihr Auto war ebenfalls fort. Die Sache wird mir langsam verdächtig.
     
    13. Mai
     
    Habe Helen heute morgen angerufen und offensichtlich aus dem Schlaf geklingelt. Schien eine lange Nacht hinter sich zu haben.
    Unangenehmer Empfang auch bei Berger. Einige europäische Boulevardblätter haben unsere Aktion zum großen Bestechungsskandal hochgejubelt. Falls es Untersuchungskommissionen gibt und Bergers Name hineingezogen wird, kann es zu empfindlichen Wirtschaftssanktionen kommen. Und das ausgerechnet jetzt – Schlesingers neues Projektionsverfahren hat gerade die letzten Testreihen durchlaufen und revolutioniert wahrscheinlich das gesamte Feld.
     
    16. Mai
     
    Habe mir heute vormittag eine Stunde freigenommen und bin zur Universität gefahren. Helen war da, ganz allein für sich, vergraben in ihre Arbeit. Ich weiß nicht, was ich eigentlich erwartet habe – vielleicht wenigstens Helen in angeregter Diskussion mit irgendeinem Mitarbeiter, aber nein, nichts dergleichen. Sie wirkte nicht mal sehr überrascht, als ich so plötzlich aufkreuzte.
    Ich trank einen Kaffee mit ihr, und sie plauderte über ihre Arbeit – mir blieb fast das Herz stehen! Sie schreibt über ein Revisionsverfahren der Zukunft, das mit direkt an den Kopf angesetzten Elektroden arbeitet statt mit aufwendigen Projektionsschirmen. Schlesingers neues Verfahren!!! Und sie schreibt detailliert über gefährliche Auswirkungen dieses Mediums, als hätte sie schon irgend jemanden beobachtet. Dabei ist die Angelegenheit selbst bei Berger intern noch top secret!
    Wenigstens weiß ich, daß es jemand von Berger ist, mit dem sie in Kontakt steht, wahrscheinlich jemand aus meiner unmittelbaren beruflichen Nähe. Gebe Gott, daß Berger jr. nichts von Helens Aufsatz und ihrer Verbindung zu mir erfährt, sonst hält er garantiert mich für die undichte Stelle in seiner Firma!
     
    17. Mai
     
    Habe mir meine Kollegen bei Berger heute besonders genau angesehen. Fast alle sind glücklich verheiratete
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