Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
Familienväter, und nicht einen davon kann ich mir mit Helen vorstellen. Trotzdem – es gibt keine andere Erklärung, und ich decke die Sache schon noch auf!
    Werde versuchen, Helen mittags zu treffen. Am frühen Nachmittag Termin bei Berger.
     
    18. Mai
     
    Irgendwas ist im Busch, und ich fürchte Schlimmes. Berger hat mir das Fernost-Projekt gestern entzogen. Ich soll mich jetzt wieder um das Miami-Material kümmern und prüfen, ob es sich für das neue Verfahren eignet. Dabei weiß ich genau, daß Berger Miami längst abgeschrieben hat, weil es der Südsee-Sache zu ähnlich ist. Ich frage mich, was er im Schilde führt, vor allem im Hinblick auf die europäische Bestechungsstory, die immer mehr die Zeitungsspalten füllt.
    Was Helen angeht, habe ich eine Idee. Ich vereinbare mit ihr einen Termin zum Abendessen und sage ihr dann kurz vorher aus geschäftlichen Gründen wieder mal ab. Bin gespannt, was sie an dem Abend anstellen wird!
     
    20. Mai
     
    Die Sache in Europa wird zum Desaster. Bergers Name ist natürlich trotz aller Vorsicht nun doch im Spiel, und Berger jr. fliegt morgen persönlich runter, um die Dinge zu klären.
    Habe Helen am Spätnachmittag in der Uni angerufen und ihr abgesagt. Sie meinte, es sei okay, sie hätte sowieso noch eine Menge Schreibkram zu erledigen. Bin gleich nach dem Telefonat zur Uni gefahren, um mich unauffällig an Helens Fersen zu heften. Ihre Bürotür war abgesperrt, Licht sah ich keines. War schon sicher, daß sie weg ist, guckte nur noch eben routinemäßig in den Großen Lesesaal – und tatsächlich, da saß sie! Ausgerechnet in dem Lesesaal, über dessen schlechte Arbeitsatmosphäre sie sich immer beklagt. Das einzige Gute an dem Saal ist seine Balkongalerie, von der aus man jemanden unter sich unbemerkt beobachten kann, zumal, wenn er, wie Helen heute abend, mit dem Rücken zu einem sitzt. Und das tat sie bis spät in die Nacht hinein, stapelweise Papier um sich, und schrieb und schrieb und schrieb … So gegen elf gab ich’s dann auf. Es war alles zu perfekt arrangiert, fast als hätte sie genau gewußt, was ich vorhatte. Nur eines spricht dagegen: Sie konnte es einfach nicht wissen!
    Vielleicht bin ich wirklich zu mißtrauisch, aber …
     
    24. Mai
     
    Berger ist wieder da, und endlich legt er seine Karten auf den Tisch. Ich soll meinen Kopf für ihn hinhalten in der Schmiergeldaffäre! Jetzt wird mir klar, was meine Traumkarriere in Wahrheit zu bedeuten hatte. Immerhin, er bietet mir eine großzügige Abfindung an für den Fall, daß ich bei ihm aussteige, ohne Schwierigkeiten zu machen. Werde es mir überlegen.
    Muß Helen schonend beibringen, daß die Asienreise ins Wasser fällt. Aber so wie’s aussieht, habe ich bald mehr als genug Zeit, um was zu unternehmen. Am liebsten würde ich Bergers Abfindungssumme in einem Monat verprassen – was für ein Monat mit Helen! Und danach – wen kümmert’s! Warum habe ich bloß nicht den Mut dazu?
    Nein, ich werde mir wie immer mein Geld schön sorgfältig einteilen, bis ich eine neue Stellung gefunden habe – vielleicht hier und da mal ein teureres Lokal, aber nichts Unvernünftiges.
    Wie immer in meinem grundsoliden Leben!
     
    26. Mai
     
    Wollte mit Helen über ein gemeinsames Wochenende reden – sie hat abgelehnt! Angeblich hat sie sich schon bei Verwandten angesagt. Verdammter Tag heute! Und Berger will nächste Woche meine Antwort auf sein Angebot. Das wird ein Wochenende – na prost!
     
    28. Mai
     
    Habe heute keinen Schritt aus meiner Wohnung getan. Habe auch nicht ferngesehen und erst recht keine Nachrichten gelesen. Interessiert mich alles nicht mehr.
    Habe mein Tagebuch durchgeblättert, um mir meine fünfwöchige Superlaufbahn noch mal anzusehen, und auf einmal fiel es mir wie Schuppen von den Augen. War’ ich kein so verklemmter Idiot gewesen, dann wäre Helen jetzt hier, und Berger hätte mich nicht so mühelos verheizen können. Wie konnte ich so blind sein – Helen war meine große Chance in diesen fünf Wochen, nicht Berger!
    Wo ist sie jetzt, während ich diese Zeilen niederschreibe? Bei irgend jemandem, der sie nicht wie eine Nebensache in seinem Leben behandelt? Der sich nicht dauernd wegen irgendwelcher kleinkarierter Bedenken zurückhält? Könnte ich bloß die letzten Wochen noch einmal durchleben …
     
    29. Mai
     
    Seit gestern spukt mir ein Gedanke im Kopf herum, und er gibt mir neue Hoffnung. Es ist wirklich eine irre Idee – die vergangenen Wochen Punkt für Punkt noch mal zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher