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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5
Autoren: H. J. Alpers
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hatten.
    Vielleicht war es eine von diesen Sonden, die Yvonne verfolgte, vergessen selbst von den paar Schiffen, die über die Jahre hinweg ihren Weg gekreuzt hatten. Max hoffte das nicht. Er hoffte, daß ihre Schätzungen falsch waren und daß sie dem Schiff Nachtwache auf den Fersen war. Bald würden sie es wissen.
     
    Billy lauschte, wie die Stunde ablief wie ein Stück Tuch von einer Rolle; er hing an jedem Wort und beobachtete das verschlungene Spiel der Flugbahnen auf dem Koordinatennetz. Aber seine Augen, sein Verstand und seine Sinne hielten ringsum Ausschau nach einem Zeichen, nach irgend etwas Außergewöhnlichem. Er wollte sich nicht ausruhen; er war erschöpft, und Schultern und Rücken schmerzten vor Anspannung. Aber zum Ausruhen war jetzt nicht die richtige Zeit.
    Sally hatte ihm immer den Rücken massiert.
    Er schlug mit der Faust auf die Instrumentenkonsole.
    Sally.
    Lief es letzten Endes doch auf Liebe hinaus? Drei Jahre lang hatte er jetzt geglaubt, daß er darüber hinweg wäre, daß die Narben in seinen Gefühlen verheilt wären, nicht gerade glatt, eher unebenmäßig, aber doch verheilt.
    Er starrte in die Nacht, in die Tiefen, die er mit den anderen Scouts teilte, und vielleicht mit Sally. Die Nacht war nicht feindselig, sie war riesenhaft und indifferent, gefüllt mit elektromagnetischen Phänomenen. Sie war unermeßlich, und wenn etwas schiefging, konnte man sehr schnell verloren gehen. Aber sie verletzte niemanden.
    Nur Menschen verletzen Menschen.
    Seine Brust spannte sich und sein Kopf schmerzte. Zum ersten Mal seit drei Jahren wollte er weinen, seiner Frustration schluchzend Erleichterung verschaffen. Aber er konnte nicht. Es war seine Aufgabe, hinauszuschauen und zu warten und seine Fähigkeiten zu nutzen, so gut er konnte. Um den verlorenen Scout zu finden.
    Das mindeste, was er tun konnte, war, jetzt nicht zu weinen.
     
    „Eine Maschine. Grob abgerissen. Vielleicht noch ein paar Abzugsrohre dran. Keine Spur von Gewebe, Fokus oder Besatzungsabteil. Der Scanner zeigte auch nichts anderes. Ich mache gerade eine visuelle Überprüfung, aber ich sehe nur totes Gerät.“
    „Laß dir Zeit“, sagte Max.
    „Tut mir leid, Chef. Ich hatte gehofft, es wäre mehr als das.“
    „Es macht nichts. Vergiß nicht, eine Funkmarkierung anzubringen.“
    „Alles nach dem Buch. Chef … Sie könnten vielleicht eine Rück …“
    „Machen wir schon.“
    Die Solid States waren damit beschäftigt, eine Rückwärts-Projektion von der Flugbahn der Maschinenüberreste der Nachtwache anzufertigen, von ihrer Masse und ihrer wahrscheinlichen weiteren Flugbahn.
    Dierdre sah zu, wie das Programm über den Bildschirm lief. Sie wandte sich zu ihrem Onkel.
    „Das hatte ich befürchtet“, sagte er. Er schickte das Programm auf die Scout-Frequenz. „Dies ist das Ergebnis einer Rückwärts-Projektion.“
     
    Billy Big-Eyes schaute auf seinen Schirm.
    Es war die beste Reversiv-Simulation einer Explosion, die Billy je gesehen hatte. Umgekehrt wäre es eine Explosion, bei der man nur die Flugbahn des Maschinenrestes unter all den zahllosen möglichen Trümmerflugbahnen verfolgen könnte.
    Irgendeine Explosion hatte die Nachtwache zerrissen und die Maschine davongeschleudert. Der Rest des Schiffes konnte jetzt eine sich stetig ausdehnende Kugel aus Trümmern sein, die sich etwa auf der ursprünglichen Bahn des Schiffes weiterbewegte.
    Sally konnte überall sein und sich in jede Richtung bewegen.
    Es konnte auch sein, daß es keine Sally mehr gab, und keine Nachtwache.
    „Fahrt noch eine Suchschleife in euren Sektoren“, sagte Max, „und dann macht euch bereit, zurückzukommen. Setzt die Funkmarkierungen ab.“
    Das stand alles im Lehrbuch; er brauchte es ihnen nicht zu erzählen. Er fühlte sich alt, nutzlos und leer. „Wir werden noch hier sein, bis wir die Rückrufanweisung für euch alle haben. Sucht weiter, aber haltet die Beschleunigungsprogramme in Bereitschaft.“
    Er schaltete ab.
    „Jesus!“
    „Komisch“, sagte Dierdre, „ich habe noch nie jemanden gehört, der das sagte, außer Chester.“
    „Es sagt sich leicht“, meinte Max. „Es ist ungefähr der letzte gute Fluch, den wir noch haben. Wir haben die meisten unserer Götter verloren und mit ihnen alle guten Flüche.“
    Doktor Snorkel kam herein; sein Schnurrbart war ungekämmt und sein Haar zerdrückt. Er brachte etwas zu essen für sich, Max und Jiminez aus der Kantine, und für Dierdre etwas zu trinken. Ihr Helm ließ sich öffnen, aber der
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