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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5
Autoren: H. J. Alpers
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Na, die Zeit würde allemal reichen, um so eine einfache Sache wie einen Farbfernseher wieder in Ordnung zu bringen! Er schaltete das Gerät ganz ab und rückte es von der Wand ab. Es konnte losgehen.
    Intelligent wie er war, zog Jackie sofort den Stecker aus der Dose in der Wand. Er wußte es besser, als da herumzudoktern, solange der Strom nicht abgeschaltet war und ihm eine wischen konnte. Danach ging er auf Zehenspitzen die Treppe hoch und schaute vorsichtig um die Ecke in das Wohnzimmer. Mrs. Hawkins war fest in ihr Buch vertieft, und ihre Lesebrille rutschte ihr bereits von der Nase. Jackie wußte, daß seine Mutter bald schlafen würde. Alles war perfekt.
    Leise, sehr leise, ging er wieder zurück in den Flur hinunter und zu dem kombinierten Werkzeugschrank/Bastelbereich, den sich sein Vater eingerichtet hatte. Jackie sah sich die ordentlichen, gut ausgerüsteten Regale kurz an und suchte sich zwei Schraubenzieher (Flachkopf und Kreuzschlitz), Kneifzange, eine Spitzkopfzange, eine Spule Lötzinn und einen Hundertfünfundzwanzig-Watt-Lötkolben heraus. Er hielt seine Beute sorgfältig im Arm und ging wieder auf Zehenspitzen zu seinem elektronischen Patienten hinunter. Er war für die Operation bereit.
    Er schraubte die Plastik-Rückenabdeckung ab und schaute sich das Gewirr von gedruckten Schaltungen, Drahtkabeln und die komplizierten mechanischen Verbindungen an, die von dem Programmwählschalter zu dem amplitudenmodulierten Video- und zu dem frequenzmodulierten Audio-Teil führten. All das machte ihm keinerlei Gedanken. Er hatte seinen Vater schon oft sagen hören, wenn er vor großen elektronischen Geräten stand: „Jackie, in neunundneunzig von hundert Fällen wird der Fehler von defekten Verbindungen verursacht. Schau dir die Kontakte alle genau an, mach sie sauber, und der Schaden ist wahrscheinlich behoben!“
    Jackie zog alle gedruckten Schaltungen von ihren Halterungen ab und schabte jede blanke Stelle sorgfältig mit der Spitze eines Schraubenziehers ab. Darauf steckte er sie wieder ein, und zwar alle an die falsche Stelle. Das war gar nicht schwer – eine dreistufige Butterworth-Filterscheibe sieht tatsächlich einer Schaltung mit zehn aufeinander abgestimmten Verstärkereinheiten sehr ähnlich.
    Dann schloß Jackie den Lötkolben an und erhitzte alle freiliegenden Lötstellen im Radioteil, um sicherzugehen, daß keine kalten Lötstellen blieben. Er wußte zwar nicht, was eine kalte Lötstelle ist, und hatte auch nicht die leiseste Ahnung, was sich hinter dem Ausdruck unterbrochener Stromfluß’ verbarg, aber auch davon hatte er seinen Vater sprechen hören. Also hielt er den Lötkolben mit der Spitze an jede Verbindungsstelle, die er sah, und für alle Fälle setzte er noch dicke Tropfen von neuem Lötzinn darauf. Das geschmolzene Metall floß bei mindestens zehn Stellen so sehr über, daß der nächste Kontakt erreicht und kurzgeschlossen wurde. So wurden einige sehr seltsame Schaltkreise geschaffen.
    Zum Schluß schraubte er, um sicherzugehen, daß es mit der Antenne keine Schwierigkeiten geben würde, die Anschlüsse für die 300-Ohm-Eingangsdrähte ab und polierte die Kontakte. Dann schraubte er sie wieder fest – mit einer Hälfte des Antennenkabels im richtigen Ausgang und der anderen Hälfte in dem normalerweise unbenutzten UHF-75-Ohm-Ausgang. Dadurch wurde die elektrische Geometrie für einige äußerst merkwürdig stehende Wellenmuster im Antennenstrom aufgerichtet, aber das machte Jackie natürlich überhaupt nichts aus. Von einerstehenden Welle hatte er noch nicht einmal etwas gehört .
    Zufrieden mit seiner Arbeit, schraubte Jackie die Rückenabdeckung wieder an, steckte den Stecker wieder in die Dose, schob das Gerät gegen die Wand und schaltete es an. Für all die Reparaturarbeiten hatte er einige Zeit gebraucht, und bald würde sein Vater nach Hause kommen. Er mußte sich beeilen.
    Es ist wirklich zu schade, daß die Spitzenphysiker und Elektronik-Ingenieure nicht da waren. Sie hätten die Inbetriebnahme des ersten Mosaki-Subraum-Quanten-Modulators erleben können, und das zweihundertunddreißig Jahre vor seiner Wiederentdeckung. Ja, Wiederentdeckung , denn durch eine verblüffende Verkettung von Zufällen war es genau das, wozu Jack Hawkins das Farbfernsehgerät umgebaut hatte. Und das war auch gut so.
    Denn genau in diesem Augenblick kam der vodarische Kreuzer Nebutron aus der Überlichtgeschwindigkeit des Überraums, schaltete von seinem Mirchlen-Neutronen-Antrieb auf den für
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