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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5
Autoren: H. J. Alpers
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raten, warum sein Vater so brüllte. Aber als er hinter Mr. Hawkins in das Zimmer kam, weiteten sich auch seine Augen vor Verblüffung.
    Das Fernsehgerät zeigte nun nicht mehr nur schöne Farben und gab blubbernde Geräusche von sich. Es war von einem leuchtenden dunkelrot-purpurnen Strahlenkranz umgeben und schien immer wieder zu verschwinden und wieder zu erscheinen. Jackie meinte , er könnte die Rückwand durch das Gerät sehen, aber dann wurde es wieder fest und undurchsichtig. Doch dann schien es wieder zu verschwinden, und dieser Prozeß wiederholte sich alle fünf Sekunden oder so. Was hier geschah, war, wie Philipp Mosaki zweihundert Jahre später theoretisch herausfinden würde, das Zusammenschwingen der dritten und fünften Harmonie des Subraumquantenfelds in verbundenem Energieeingang. Es war diese eine äußerst gefährliche Harmonie, die als die Basis des tödlichen Mosaki-Reißstrahls dienen sollte, die zur Standardbewaffnung aller Erdenschiffe des späten einundzwanzigsten Jahrhunderts gehörte.
    So kam es also, daß sich zu derselben Zeit, als Jackie und sein Vater voller Schrecken und Faszination das seltsame Verhalten ihres Fernsehgeräts beobachteten, die Nebutron in einen Kampf ums Überleben verwickelt sah. „Herr Oberbefehlshaber“, blubberte Squamus voller Angst, „die Fremden greifen an! Ihr Materieauflösungsstrahl ist unglaublich stark, die Verteidigungsfelder des Schiffs werden unaufhaltsam in Stücke gerissen. Wir müssen uns zurückziehen!“
    „Hmmm“, blubberte der Oberbefehlshaber, aber bevor er weitersprechen konnte, wurde das linke Photonenstrahltriebwerk der Nebutron abgerissen und löste sich in einer Wolke von verdampftem Metall auf. Das reichte voll und ganz aus, um die Sache zu entscheiden. „Squamus, schaff unsere Klumpfen hier raus!“
    So leicht aber sollte die Sache nicht werden. Die schwingenden Felder der gigantischen Quantensteigerung zerlegten die Nebutron nun zügig. Kurz bevor der letzte Mirchlen-Neutronenantriebs-Generator durchbrannte, schaffte es der Kreuzer gerade noch in den Hyperraum, was aber nicht ohne schwere Beschädigung abging. Auf dem ganzen Weg zurück nach Vodar brach die Nebutron immer wieder für kurze Augenblicke aus dem Hyperraum und verlor so jedesmal enorme Mengen von Mantelmaterial durch den Zusammenstoß mit kosmischem Staub. Als sie Vodar endlich erreicht hatten, blieb von dem Mantel nur noch ein Zehntel seiner ursprünglichen Stärke, und im Profil der Nebutron zeigten sich deutliche Lücken. Hinzu kam noch, daß die Besatzung steril war. Sie war von der harten Strahlung erfaßt worden, der das Schiff durch die Berührung des Mantels von Normalraum in Hyperraumgeschwindigkeit ausgesetzt gewesen war, und kleine Vodarier würden sie nun nicht mehr zeugen.
    Dem Raumrat blieb natürlich keine Wahl, als den Oberbefehlshaber vor ein Kriegsgericht zu zerren, weil er das Schiff in übelstem Zustand mit einer sterilen Besatzung zurückgebracht hatte. Eine Verteidigung dafür gab es nicht. Sie warfen diesen Klumpf also vierkantig aus der Raumflotte hinaus. Außerdem wurde die Invasion der Erde gestrichen. Vodarier sind tatsächlich vorsichtig.
    In der Zwischenzeit, nur Augenblicke, bevor die Nebutron im Hyperraum verschwand, wurde für das Fernsehgerät der Hawkins die Belastung zu stark, und jede Sicherung im Hauptanschlußkasten des Hauses brannte durch. Wie der zukünftige Mosaki selbst herausfinden würde, brauchte eine derart machtvolle physikalische Erscheinung auch die nötige Kühlung, für die Jackie nicht gesorgt hatte. Die elektronischen Einrichtungen des Geräts, aus denen erst vor so kurzer Zeit der Mosaki-Subraum-Quanten-Modulator entwickelt worden war, schmolzen zusammen. Aber er war ja schließlich noch ein kleiner Junge und wußte es nicht besser.
    „Na, also, verdammt noch mal! So was habe ich aber noch nie gesehen! Morgen gleich gehe ich zu Sears und hole mir ein Ersatzgerät – gut, daß die Garantie von einem Jahr noch gilt.“ Jackies Vater schaute zwar verwirrt, aber zu Jackie tiefster Dankbarkeit fiel kein argwöhnischer Blick auf ihn.
    Später am Abend, kurz bevor Jackie einschlief, dachte er noch voller Vorfreude an den Wetterbericht für morgen – den er sich im Radio in der Küche anhören mußte, da das Fernsehgerät selbstredend nicht zu benutzen war. Kein Regen! Mensch! Morgen, da würde was los sein – nicht so lahm wie heute. An Regentagen tut sich doch absolut nichts !

 
Peter W. Bach
Gute alte
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