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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5
Autoren: H. J. Alpers
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Brutstätten für Kometen, Sonnenströme und Winde, Radiobotschaften, Radiorauschen, Partikel und Monopole huschten vorbei. Und alles mußte beobachtet werden.
    Alles.
    Die letzten planmäßigen Stunden der Suche kamen heran. Billy hatte lange Zeit nicht geschlafen, aber er wollte den Fokusraum unter keinen Umständen verlassen.
    Yvonne Oculli meldete sich auf der Hauptfrequenz der Scouts.
    „Ich habe eine Strahlungsquelle“, sagte sie.
    Die Worte brachen wie Felsbrocken in Billys Ohren. Er hämmerte auf seine Tastatur. Die Schiffskonsole zeigte ihm eine Reihe von Kurven und Kursen in immer stärkerer Vergrößerung, bis die Karte dem Punkt in der unermeßlichen Nacht folgte, der das Oculli-Schiff war.
    „Ich bin auf Verfolgungskurs“, sagte sie. Ihr Schiff sendete Daten aus. Die Argus und zwei andere Scoutschiffe bildeten ein Dreieck um sie herum. Ihre eigenen Projektionstafeln glühten sanft und fixierten ihre Position.
    Billy stellte fest, daß das Oculli-Schiff um ein Vielfaches zu weit weg war, als daß er es vor dem Ende der planmäßigen Suchzeit erreichen konnte. Man würde sie jetzt natürlich verlängern, selbst wenn das Oculli-Schiff das Objekt beizeiten erreichte.
    „Ich habe Schwierigkeiten, es zu fixieren“, sagte Yvonne Oculli. „Hat es noch jemand?“
    Auf den Projektionstafeln zeigten sich keinerlei Daten bis auf die, die von ihrem Schiff kamen.
    Billy schaute über seine Schulter zurück, aber da war nichts außer den großen Kristallreflektoren der Argus . Er wünschte sich, auch nur eine millionstel Sekunde durch das ein Lichtjahr dicke Blei sehen und das Objekt ausmachen zu können, das die anderen Scoutschiffe jagten, zu wissen, was es war.
    Wenn er es nur sehen könnte.
     
    „Zieht eure Raster um das Suchgebiet zusammen“, sagte Maxwell Big-Eyes, „aber brecht sie nicht ab, bis wir ganz sicher wissen, was Yvonne da verfolgt.“
    An der Wand des Projektionsraumes brachen die Schiffe aus ihren vorgegebenen Bahnen und zogen dahin wie eine langsam sich formierende Walschule.
    Dierdre und Max überflogen die Karten.
    „Ein Kegel. In der Mitte. Ein Schiff hätte da bis jetzt unentdeckt durchkommen können . Oculli hatte Glück, daß sie es erwischt hat. Ist sie unter Dampf?“ fragte er Jiminez. „Gut.“
    „Ich habe es jetzt fixiert und leite ein Abfangmanöver ein“, sagte Yvonne.
    „Nicht leichtsinnig werden“, sagte Max. Dies war Yvonnes dritte Mission, aber bislang war ihr Verhalten durchaus lobenswert gewesen. Er wollte nicht, daß sie jetzt übereifrig wurde und sich selbst gefährdete.
    „Lassen Sie mich mein Schiff selber führen, Chef“, sagte sie.
    „Entschuldigung.“
    „Ich mache das genau nach dem Lehrbuch. Es wird eine Weile dauern. Ich bin noch nicht in Sichtweite, in keinem Bereich. Ich halte mich an die Instrumente, und die sagen mir nur, wie weit entfernt und wie schwach die Quelle ist. Ich werde sie in etwa einer Stunde erreichen. Sichtkontakt vielleicht ein wenig früher. Es … es sieht sehr klein aus auf den Detektoren. Macht euch nicht zuviel Hoffnung.“
    „Jiminez.“ Max drehte sich um. „Überprüfen Sie die angrenzenden Sektoren auf verlorene Sonden und stellen Sie fest, ob irgend etwas in dieser Richtung unterwegs gewesen ist, vor, sagen wir …“
    „… vor zweihundert Jahren“, sagte Dierdre.
    „… zweihundert Jahren …“ Max’ Stimme erstarb.
    „In Ordnung.“ Jiminez ließ seine Hände über Knöpfe und Displays gleiten.
    Hin und wieder trafen Scouts auf Sonden, die Jahrhunderte vor der Erscheinung der Lichtgeschwindigkeit ausgesandt worden waren. Sie waren gestartet worden, als der Mensch anfing, mit Raumbooten und Photonenschiffen das All zu durchqueren. Die meisten Sonden hatten schon vor langer Zeit aufgehört zu arbeiten. Viele erreichten irgendwann Welten, auf denen die Menschen schon auf sie warteten.
    Manchmal waren ihre Energiequellen noch aktiv, und nur die Systeme waren zusammengebrochen, kristallisiert oder abgefallen. Manchmal fielen diese Sonden wie Meteore auf die Welten der Menschen, manchmal wurden sie von normalen Raumfahrzeugen ausgemacht. Gewöhnlich zogen sie schweigend vorüber, leblos und nur noch von archäologischem Interesse.
    Max bewunderte die Hartnäckigkeit seiner Vorfahren. Mit nichts als ihren Körpern und den einfachen Talenten, die die Evolution ihnen geschenkt hatte, und mit ihrer Sehnsucht bauten sie Brückenköpfe in die Nacht, mit kleinen, langsamen Fahrzeugen, die ihren Zweck längst überlebt
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