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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4
Autoren: H. J. Alpers
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an dem Glitzern in ihren Augen, daß sie angebissen hatte.
    Wir überließen ihr das Organisationsdiagramm und unsere Kopie der neuen Satzung und gingen mit gesetzter Miene davon, wie es sich für zwei sozial wissenschaftliche Versuchsleiter geziemt. Wir fingen erst an zu lachen, als unser Wagen die Stadtgrenze hinter sich gelassen hatte und den Universitätshügel hinaufrollte.
    Wenn Caswells Gleichungen irgend etwas bedeuteten, hatten wir diesem Nähkreis mehr Wachstumsantrieb gegeben als das römische Reich hatte.
    Vier Monate später, während einer Atempause inmitten meines randvollen Terminplans, fragte ich mich, ob unser Test irgendwelche Fortschritte gemacht hatte. Als ich an Caswells Büro vorbeikam, steckte ich den Kopf hinein. Er sah von einer Studentenarbeit hoch, die er gerade korrigierte.
    „Caswell, die Sache mit dem Nähclub – langsam bin ich gespannt. Könnte ich einen Vorbericht bekommen, wie die Sache läuft?“
    „Ich verfolge das nicht. Wir wollten es die vollen sechs Monate laufen lassen.“
    „Aber ich bin neugierig. Könnte ich die Frau ansprechen – wie hieß sie noch?“
    „Searles. Mrs. George Searles.“
    „Würde das an den Ergebnissen etwas ändern?“
    „Nicht im geringsten. Wenn Sie eine graphische Darstellung vom Ansteigen der Mitgliederzahlen machen wollen, dann müßte die wahrscheinlich in einer logarithmischen Kurve nach oben gehen und sich dabei wahrscheinlich dauernd verdoppeln.“
    Ich grinste. „Wenn sie nicht ansteigt, sind Sie entlassen.“
    Er grinste zurück. „Wenn sie nicht ansteigt, brauchen Sie mich nicht zu entlassen. Ich werde meine Bücher verbrennen und mich erschießen.“
    Ich ging in mein Büro zurück und rief in Watashaw an.
    Während ich darauf wartete, daß jemand abnahm, nahm ich mir ein Blatt Millimeterpapier vor und teilte es in sechs Abschnitte ein, einen für jeden Monat. Geraume Zeit ertönte das Freizeichen in der Ferne, dann nahm ein Dienstmädchen ab und sagte gelangweilt: „Hier ist die Wohnung von Mrs. Searles.“
    Ich nahm einen gummierten roten Stern und leckte daran.
    „Mrs. Searles bitte.“
    „Sie ist im Augenblick nicht da. Kann ich etwas ausrichten?“
    Ich klebte den Stern auf die Dreißigerlinie am Anfang des ersten Abschnitts. Mit dreißig Mitgliedern hatten sie angefangen.
    „Nein danke. Können Sie mir sagen, wann sie zurückkommt?“
    „Nicht vor dem Abendessen. Sie ist auf der Versammlung.“
    „Beim Nähclub?“ fragte ich.
    „Nein Sir, das nicht. Es gibt keinen Nähclub mehr, schon lange nicht mehr. Sie ist auf der Versammlung der Bürgerwohlfahrt.“
    Irgendwie hatte ich so etwas nicht erwartet.
    „Danke sehr“, sagte ich und hängte ein, und nach einer Weile bemerkte ich, daß ich eine Schachtel mit roten, gummierten Sternchen in der Hand hielt. Ich klappte sie zu und stellte sie oben auf die Mitgliedergrafik des Nähkreises. Keine Mitglieder mehr …
    Armer Caswell. Die Wette zwischen uns war eisern. Er würde mich nicht davon zurücktreten lassen, selbst wenn ich wollte. Er würde wahrscheinlich kündigen, bevor ich mich überhaupt anschicken könnte, ihn zu feuern. Sein professioneller Stolz würde zerschmettert sein, spurlos vernichtet. Ich dachte daran, daß er gesagt hatte, er würde sich erschießen. In dem Moment hatten wir es beide komisch gefunden, aber … Und was für Unannehmlichkeiten das der Universität bringen würde.
    Ich mußte mit Mrs. Searles sprechen. Vielleicht gab es einen äußeren Grund dafür, daß der Club sich aufgelöst hatte. Vielleicht war er nicht einfach eingegangen.
    Ich rief noch einmal an. „Hier ist Professor Smith“, sagte ich und benutzte das alte Pseudonym. „Ich habe vor ein paar Minuten schon einmal angerufen. Wann, sagten Sie, kommt Mrs. Searles zurück?“
    „Zwischen halb sieben und sieben.“
    Noch fünf Stunden warten.
    Und wenn Caswell mich inzwischen fragte, was ich herausgefunden hatte? Ich wollte ihm nichts sagen, bevor ich nicht mit dieser Mrs. Searles gesprochen hatte.
    „Wo ist diese Versammlung der Bürgerwohlfahrt?“
    Sie sagte es mir.
    Fünf Minuten später saß ich im Wagen und fuhr in Richtung Watashaw, erheblich schneller als gewöhnlich, und ich hielt wachsam Ausschau nach Polizeistreifen, während die Tachonadel immer höher kletterte.
    Das städtische Versammlungs- und Theatergebäude war ein großes Haus, wahrscheinlich mit vielen kleinen Räumen für verschiedene Clubs. Ich ging durch die mittlere Tür hinein und befand mich in dem
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