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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4
Autoren: H. J. Alpers
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was schlecht heißt. Ihr habt ihnen das angetan, ihr habt sie zerbrochen. Ihr habt sie dazu getrieben, verrückte Dinge zu tun. War es interessant? Habt ihr viel dazugelernt?“ Seine Stimme schnappt fast über. „Jeder hat aggressive Phantasien. Aber sie haben nie danach gehandelt. Niemals. Bis ihr sie dazu gezwungen habt.“
    Sie betrachten ihn schweigend. „Aber das tut niemand“, sagt Connie schließlich. „Ich meine die Phantasien.“
    „Sie waren gute Männer“, beharrt Lorimer starrköpfig. Er weiß, nun spricht er für alle, für Daves Vater, für Buds Männlichkeit, für sich selbst, für den Cro-Magnon, vielleicht sogar für die Dinosaurier. „Ich bin ein Mann, bei Gott, ja, das bin ich, und ich bin zornig. Ich habe ein Recht darauf. Wir haben euch all das überlassen, wir haben es aufgebaut. Wir haben eure wertvolle Zivilisation aufgebaut, euer Wissen, euren Komfort, eure Medizin, eure Träume. Alles. Wir haben euch beschützt, wir haben uns das Kreuz lahm gerackert, um euch und eure Kinder zu ernähren. Das war hart. Es war ein Kampf, ein harter, blutiger Kampf. Wir sind zäh und hart. Das mußten wir sein. Könnt ihr das nicht verstehen? Könnt ihr denn das, bei Gott, nicht verstehen?“
    Schweigen.
    „Wir versuchen es“, seufzt Lady Blue. „Wir versuchen es, Dr. Lorimer. Selbstverständlich genießen wir eure Erfindungen und schätzen eure evolutionäre Rolle durchaus. Aber Sie müssen auch ein Problem sehen. So wie ich das verstehe, haben die Männer uns damals hauptsächlich vor anderen Männern beschützt, nicht wahr? Davon hatten wir gerade eine außerordentlich beeindruckende Demonstration. Sie haben für uns die Geschichte wieder zum Leben erweckt.“ Ihre braunen Augen lächeln ihm zu; eine kleine, bräunliche Matrone, die ein altmodisches Artefakt in der Hand hält.
    „Aber die Kämpfe sind vorbei. Sie endeten, als die Männer verschwanden, glaube ich. Wir können Sie nicht auf die Erde loslassen, und wir haben einfach keine Möglichkeit, etwas mit Leuten mit Ihren emotionalen Problemen anzufangen.“
    „Zudem glauben wir nicht, daß ihr sehr glücklich geworden wärt“, fügt Judy Dakar ernst hinzu.
    „Wir könnten sie klonen“, sagt Connie. „Ich weiß, es wird Leute geben, die sie gerne bemuttern würden. Die Jungen könnten in Ordnung sein, das käme auf einen Versuch an.“
    „Nein, wir haben das alles hinter uns.“ Judy Paris trinkt am Wassertank. Sie gurgelt und speit das Wasser in die Krume des Bodens, wobei sie Lorimer besorgt ansieht. „Aber nun sollten wir uns um das Leck kümmern. Wir können uns morgen unterhalten. Und übermorgen und über-übermorgen.“ Sie lächelt ihm zu, sich unbewußt zwischen den Beinen reibend. „Ich bin sicher, eine Menge Leute wollen euch sehen.“
    „Bringt uns auf eine Insel“, sagt Lorimer müde. „Auf drei Inseln.“ Dieser Blick, dieser Blick mitleidigen Verständnisses. Seine Mutter und seine Schwester hatten auch so geschaut, wenn ein krankes Kätzchen geboren worden war. Sie hatten es gehegt, es gefüttert und es dann zärtlich zum Vergasen ins Tierkrankenhaus gebracht.
    Ein akuter Komplex, die Frauen betreffend, die er gekannt hat, überfällt ihn wieder. Ginny … großer Gott. Seine Schwester Amy. Arme Amy, sie war gut zu ihm, als sie noch Kinder waren. Er verzieht den Mund.
    „Euer Problem ist: Wenn ihr uns die gleichen Rechte gebt – was können und dürfen wir alles verändern?“ sagt er.
    „Präzise“, sagt Lady Blue. Sie alle lächeln ihm erleichtert zu. Sie können nicht verstehen, daß er dies keineswegs ist.
    Connie schwebt zu ihm herüber, eine große, vollkommen fremde Frau mit einem warmen Herzen.
    „Ich glaube, nun könnte ich das Gegenteil gebrauchen“, sagt er.
    „Hier, ich glaube, in einer Kugel ist es am besten“, sagt Connie. Sie lächelt freundlich.
    „Vielen Dank.“ Er nimmt die kleine, rosafarbene Kugel. „Sagt mir nur noch“, meint er, das Gesicht Lady Blue zugewandt, die gerade das Patronenlager untersucht, „wie ihr euch nennt? Welt der Frauen? Liberation? Amazonien?“
    „Nun, wir nennen uns selbst Menschen.“ Ihre Augen blinzeln ihm abwesend zu, wenden sich wieder der Waffe zu. „Menschheit, Menschen.“ Sie zuckt die Achseln. „Die menschliche Rasse.“
    Das Getränk schmeckt kühl, als es seine Kehle hinabrinnt. Ein Geschmack nach Frieden und Freiheit, denkt er. Oder Tod.

 
Nachwort
     
    Die Erzählungen dieses Bandes stammen von vier weiblichen und fünf männlichen
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