Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
zwei Monate nicht mehr wächst. Es ist wie der große Boom an der Börse vor einem wirtschaftlichen Zusammenbruch. Jeder verdient dabei, solange die Preise steigen und immer neue Käufer auf den Markt kommen. Aber alle wissen, was passiert, wenn das Wachstum aufhört. Denken Sie daran, wir haben als Anreiz eingebaut, daß die Mitglieder wissen, sie erleiden Verluste, wenn die Mitgliederzahlen nicht mehr wachsen. Die würden mir den Hals abschneiden, wenn ich das jetzt stoppen würde.“
    Ich erinnerte mich an die rasende Begeisterung der Masse in der Versammlung, die ich miterlebt hatte. Sie würden es wahrscheinlich wirklich tun.
    „Nein“, fuhr er fort. „Wir lassen es einfach bis zum Ende abspulen und dann an Altersschwäche sterben.“
    „Wann wird das sein?“
    „Es kann nicht über die weibliche Bevölkerung der Stadt hinauswachsen. Es gibt nur soundso viele Frauen in Watashaw, und ein paar von denen nähen nicht gern.“
    Die Graphik vor mir auf dem Tisch nahm ein unheilvolles Aussehen an. Caswell mußte doch Vorkehrungen für den Fall getroffen haben, daß …
    „Sie unterschätzen deren Einfallsreichtum“, sagte ich ins Telefon. „Da sie sich ausdehnen wollten, sind sie nicht beim Nähen geblieben. Sie sind von allgemeiner Wohltätigkeitsarbeit über Sozialhilfeprogramme zu einer Art von Regierungsverein geworden. Sie nennen sich jetzt Watashaw Handels- und Erschließungsgesellschaft, und sie haben beantragt, den Namen zu ändern in: »Städtisches Vermögenskartell und Sozialanteilsgesellschaft, Mitgliedschaft auf Vertrag, offen für jeden’. Das mit dem Sozialanteil klingt, als hätte sich da ein Technokrat dem Siegeszug angeschlossen, wie?“
    Während ich redete, fügte ich ein weiteres rotes Sternchen oberhalb der Tausenderlinie an die Kurve und verglich das mit der Zeitung, die noch immer offen vor mir auf dem Tisch lag. Die Kurve war jetzt eindeutig eine Logarithmenkurve, die mit jedem Zuwachs steiler anstieg.
    „Wenn man die praktischen Begrenzungen einen Moment außer acht läßt – wann wird es dann gemäß der Formel aufhören?“ fragte ich.
    „Wenn Sie niemanden mehr haben, der noch beitreten kann. Aber schließlich ist Watashaw eine ziemlich kleine Stadt.“
    „Sie haben eine Filiale in New York aufgemacht“, sagte ich ein paar Wochen später behutsam ins Telefon.
    Sorgfältig führte ich mit dem Bleistift die Mitgliederkurve weiter.
    Nach der nächsten Verdoppelung stieg die Kurve beinahe senkrecht an und führte über das Blatt hinaus.
    Wenn man für die Ansteckung zwischen zwei Nationen einen gewissen Verzögerungszeitraum einräumt, je nachdem, wie eng deren Bürger zusammenleben, würde ich dem Rest der Welt noch ungefähr zwölf Jahre geben.
    Es herrschte langes Schweigen, während Caswell wahrscheinlich im Geiste dieselbe Grafik entwarf. Dann lachte er matt. „Nun, Sie wollten eine Demonstration von mir.“
    Als Antwort war das so gut wie alles andere. Wir trafen uns zum Mittagessen in einer Bar, wenn man von Mittagessen sprechen kann. Die Bewegung, die wir in Gang gesetzt haben, wird sich ausdehnen, so oder so, durch Verführung oder Bestechung, durch Propaganda oder Eroberung, aber sie wird sich ausdehnen. Und vielleicht ist eine Weltregierung eine feine Sache – bis sie dann, in rund zwölf Jahren, das Ende der Fahnenstange erreicht.
    Was dann passiert, weiß ich nicht.
    Aber ich möchte nicht, daß irgend jemand mir das anhängt. Von jetzt an, wenn mich einer fragt, habe ich noch nie von Watashaw gehört.

 
Ian Watson
Die Röntgen-Flüchtlinge
THE ROENTGEN REFUGEES
     
    Der Himmel über ihren Köpfen flackerte rot-tanzende Spukerscheinungen in rosa, violetten und orangefarbenen Schleiern. Das Tageslicht bändigte sie kaum. Jede Nacht loderten sie über den Himmel in ihrer ganzen … sollte man sagen Pracht? Ja, es war prächtig … oder Wut? Ja, es hatte gewütet. Ein Meer von höhnischen Pseudoflammen, in dem nur die strahlendsten Sterne nicht versanken; Vorspiel für jenen nicht mehr so fernen Tag der Nebelhaftigkeit, da das von der Erde aus sichtbare Ausmaß des Universums nicht mehr als höchstens ein paar Lichtjahre betragen würde, angefüllt mit diesen Wirbeln von dünnen, strahlend hellen Gasen.
    Sie saßen in einem Halbkettenfahrzeug der Armee, das von einem Soldaten namens Kruger gefahren wurde, und ihr Begleiter war der vulgäre Major Woltjer.
    „Das hätte nicht sein dürfen, daß Sirius explodiert!“
    Über seine Schulter hinweg sah Woltjer die vier
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher