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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2
Autoren: H. J. Alpers
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dämmern. Er mußte sein Gesicht von ihr abwenden und wie gebannt auf die riesige, ungeheure Masse der Volcryn starren, die unaufhaltsam auf sie zuraste. Die Lichter tanzten wie verrückt auf und ab, hin und her, das schleierförmige Gebilde flatterte gespenstisch. Immer näher und näher, über Lichtjahre, Lichtjahrhunderte, über Äonen hinweg.
    Schließlich konnte er seinen Blick losreißen. Er blickte ihr voll ins Gesicht. Sein Mund formte nur ein einziges Wort: „Telekinese.“ Schweigen breitete sich in ihrer kleinen Welt aus.
    Schließlich nickte sie.
     
    Melantha Jhirl kämpfte mit aller Macht, um die Spritze zu heben und sie gegen eine Arterie zu pressen. Endlich schoß die Droge in ihr Blut. Erschöpft fiel sie zurück und versuchte dennoch, alle ihr noch verbliebenen Kräfte zu sammeln. Wie schwer ihr das Denken fiel. Esperon, dieses Esperon, warum, um alles in der Welt, war dieses Mittel so schrecklich wichtig? Es hatte zum Tode des Telepathen geführt, hatte ihn zu einem Opfer seiner eignen Fähigkeit werden lassen, hatte zwar seine Kraft verdreifacht, aber auch seine Verwundbarkeit. Psi. Alles hatte irgendwie mit Psi zu tun, darauf ließ sich alles zurückführen.
    Die Innenschleuse wurde zurückgeschoben, und hinein kam der Leichnam des Telepathen, ohne Kopf.
    Er bewegte sich ruckartig, mit unnatürlichem Schlurfen, ohne auch nur ein einziges Mal die Füße vom Boden zu heben, völlig gebeugt, halb erdrückt von dem gigantischen Gewicht, das auf ihm lastete. Jeder einzelne dieser schlurfenden Schritte war hölzern und abrupt; eine schreckliche Macht riß gewissermaßen ein Bein vorwärts und ließ dann das nächste nachfolgen. Der Körper bewegte sich wie in Zeitlupe, die Arme waren steif an die Hosennähte gepreßt.
    Aber er bewegte sich.
    Melantha sammelte alle ihre Reserven. Langsam begann sie, in die entgegengesetzte Richtung zu kriechen, ohne auch nur ein einziges Mal ihren Blick von ihm loszureißen.
    Gedankenfetzen schwirrten in ihrem Kopf dahin. Verzweifelt suchte sie nach dem Schlüssel des Problems, ohne Erfolg.
    Der Leichnam kam schneller als sie selbst voran. Mit jedem Schritt kam er unweigerlich näher auf sie zu.
    Sie versuchte sich aufzurichten. Endlich war sie wenigstens auf den Knien. Ihr Herz hämmerte wie verrückt. Ein Knie nach oben, das Gewicht des Körpers darauf verlagert. Dieses unglaubliche Gewicht, das ihre Schultern niederdrückte. Sie war stark, sagte sie sich. Sie war ein veredeltes Modell.
    Aber ihre Beinmuskel machten nicht mit. Als sie ihr gesamtes Gewicht auf die Beine verlagerte, spürte sie, wie die Muskeln versagten. Sie brach zusammen, und als ihr Oberkörper auf dem Boden aufschlug, hatte sie das Gefühl, sie pralle unter einem Wolkenkratzer, von dessen Dach sie herabgesprungen war, auf den Bürgersteig. Knirschen, und gleich darauf ein schneidender
    Schmerz in ihrem linken Arm, mit dem sie ihren Körper hatte abfedern wollen. Tränen schossen in ihre Augen. Nur mit Mühe konnte sie die Zähne zusammenbeißen, um nicht vor Schmerzen zu wimmern.
    Der Leichnam hatte bereits die Hälfte des Korridors zurückgelegt. Seine beiden Beine mußten gebrochen sein, dachte sie entsetzt. Doch das hielt ihn nicht auf.
    „Melantha … hast du ge … hört … Bist du …?“
    „Still!“ zischte sie. Sie konnte ihre kostbare Zeit nicht mit Konversation vergeuden.
    Nun hatte sie also nur noch einen Arm zur Verfügung. Sie bezwang den Schmerz durch ihre langjährige Erfahrung der Selbstbeherrschung und versuchte sich vorzurobben.
    Der Leichnam kam unaufhaltsam näher und näher.
    Schließlich hatte sie sich über die Schwelle des Aufenthaltsraumes schleppen können, unter dem geborstenen Schlitten hindurch. Vielleicht hielt der den Kadaver von der Verfolgung ab!
    Kaum noch ein einziger Meter, der sie beide trennte!
    In der Dunkelheit des Aufenthaltsraumes, dort, wo all diese schrecklichen Ereignisse angefangen hatten, verließen Melantha die Kräfte.
    Ihr Körper wurde von einem Krampf geschüttelt. Hart schlug sie auf dem Teppich auf. Sie war sich darüber im klaren, daß sie keinen Schritt weiter mehr würde gehen können!
    Der Leichnam stand steif an der Türschwelle. Zwischen ihnen war nur noch der Schlitten. Ein Knirschen ging durch ihn hindurch, Metall schabte und quietschte. Dann wurde er von Geisterhänden langsam und ruckweise aus dem Türrahmen gezerrt. Jetzt trennte sie nur noch eine geringe Distanz.
    Psi. Melantha verfluchte diese Kräfte innerlich und war den
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