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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1
Autoren: Hans J. Alpers
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diese Strohpuppe, die sich Richard Peyton III. nannte, beobachtete, die nun kein Mensch mehr war, sondern ein Symbol, einer der Schlüssel zur Zukunft der Welt. Es bedurfte einer ausdrücklichen geistigen A n strengung, um die eigene Identität wiederzufinden.
    Sein Freund betrachtete ihn schweigend.
    „Da ist noch etwas, das du mir nicht gesagt hast, Alan. Wieso weißt du das alles?“
    Henson lächelte.
    „Darauf habe ich gewartet. Ich bin nur das Sprachrohr, ausgewählt, weil ich dich kenne. Wer die anderen sind, darf ich selbst dir nicht verraten. Viele von uns glauben, daß das gegenwärtige Zeitalter, das nach Ansicht des R a tes ewig währen wird, bloß ein Interregnum ist. Wir gla u ben, daß eine zu lange Zeitspanne der Stabilität zur Dek a denz führt. Die Psychologen des Rates sind überzeugt d a von, daß sie diese Dekadenz verhindern kö n nen.“
    Peytons Augen glänzten.
    „Genau das habe ich immer behauptet! Darf ich mich euch anschließen?“
    „Später. Zunächst ist noch einiges zu tun. Du mußt wissen, wir sind so etwas wie Revolutionäre. Wir werden eine oder zwei gesellschaftliche Reaktionen einleiten, und wenn wir damit fertig sind, ist die Gefahr rassischer Dekadenz auf Jahrtausende hinaus gebannt. Du, Dick, bist einer unserer Katalysatoren. Nicht der einzige, möc h te ich hinzufügen.“
    Er hielt einen Augenblick lang inne.
    „Selbst wenn aus Comarre nichts wird, haben wir noch einen anderen Trumpf in der Hinterhand. In fünfzig Ja h ren hoffen wir ein Triebwerk für interstellare Raumfahrt produktionsreif zu haben.“
    „Endlich!“ warf Peyton ein. „Was macht ihr dann?“
    „Wir treten damit vor den Rat und sagen, ‚Da ist er -jetzt könnt ihr die Sterne erreichen. Sind wir nicht brave Jungen? ’ Und der Rat wird gute Miene machen müssen, und es wird ihm nichts anderes übrigbleiben, als die Ziv i lisation zu entwurzeln. Sobald uns die interstellare Raumfahrt geglückt ist, haben wir neuerlich eine prosp e rierende Gesellschaft, und die Gefahr der Stagnation ist für immer abgewendet.“
    „Ich hoffe, ich erlebe es noch“, erwiderte Peyton. „Aber was soll ich jetzt machen?“
    „ Nur eines: Du sollst nach Comarre aufbrechen und herausfinden, was es dort gibt. Wir glauben, daß du dort, wo die anderen gescheitert sind, Erfolg haben kannst. Die Pläne dafür liegen bereits fest.“
    „Und wo befindet sich Comarre?“
    Henson lächelte.
    „Das ist wirklich sehr einfach. Es gibt nur eine Stelle, wo es liegen konnte – der einzige Ort, den kein Flugzeug überfliegen darf, wo niemand lebt, wo jede Fortbew e gung zu Fuß erfolgt. Es liegt im Großen Reservat.“
     
    Der alte Mann schaltete die Schreibmaschine ab. Oben – oder unten, es war ohne Bedeutung – verdeckte die große Halbsichel der Erde die Sterne. Der kleine Mond hatte in seiner ewigen Bahn die Datumslinie überschritten und stürzte in die Nacht hinein. Da und dort war unten die dunkler werdende Landmasse mit dem Licht von Städten gesprenkelt.
    Der Anblick erfüllte den alten Mann mit Traurigkeit. Er erinnerte ihn daran, daß sich sein eigenes Leben dem Ende zuneigte – und er schien das Ende der Kultur vorauszus a gen, die er zu schützen gesucht hatte. Vielleicht hatten die jungen Wissenschaftler letzten Endes doch recht. Die la n ge Ruhepause näherte sich dem Ende, und die Welt strebte neuen Zielen zu, die er nie erblicken würde.
     
    3. Der wilde Löwe
     
    Zur Nachtzeit zog Peytons Schiff westwärts über den Indischen Ozean. Das Auge konnte weit unten nichts ausmachen außer der weißen Linie der Brandung entlang der afrikanischen Küste, aber der Navigationsschirm en t hüllte jede Einzelheit des darunterliegenden Landes. Die Nacht bot jetzt natürlich weder Schutz noch Schirm, ha t te aber immerhin den Vorteil, daß ihn kein Menschena u ge erblicken würde. Und was die Menschen anging, die wachen sollten – um die hatten sich andere gekümmert. Es schien viele zu geben, die wie Henson dachten.
    Der Plan war raffiniert ausgeheckt. Die Einzelheiten waren von Leuten ausgedacht worden, denen die Sache offensichtlich Spaß machte. Er sollte mit dem Schiff am Waldrand niedergehen, so nahe bei der Kraftschranke wie nur möglich.
    Nicht einmal seine unbekannten Freunde konnten die Schranke abschalten, ohne Verdacht zu erregen. Glückl i cherweise waren es vom Rand des Schirmes aus nur u n gefähr zwanzig Meilen über ziemlich offenes Land bis Comarre. Er würde seine Reise zu Fuß beenden
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