Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1
Autoren: Hans J. Alpers
Vom Netzwerk:
wurde erbaut – soviel ist gewiß. Wir wissen, wo es liegt – und der Wel t rat auch. Es gibt eben Dinge, die lassen sich nicht g e heimhalten !“
    Das war wahr, dachte Peyton. Selbst in diesem Zeita l ter verschwanden noch immer Menschen, und man mu n kelte, daß sie aufgebrochen waren, die Traumstadt zu finden. Die Redewendung „Er hat sich nach Comarre aufgemacht“ hatte sich so eingebürgert, daß ihre wahre Bedeutung beinahe in Vergessenheit geraten war.
    Henson beugte sich vor und sprach mit wachsendem Ernst.
    „Das ist das Seltsame daran. Der Weltrat wollte C o marre vernichten, tat es aber nicht. Der Glaube, daß C o marre wirklich existiert, hat einen stabilisierenden Ei n fluß auf die Gesellschaft. Trotz aller Bemühungen gibt es noch immer Psychopathen. Es ist gar nicht schwer, ihnen in der Hypnose Gedanken an Comarre einzuflößen. Sie werden die Stadt vielleicht nie finden, aber der Gedanke hält sie beschäftigt und ist ein Ventil für sie.
    In den Anfangstagen, gleich nach der Gründung der Stadt, sandte der Rat seine Agenten nach Comarre. Ke i ner von ihnen ist je zurückgekehrt. Dabei war keine G e waltanwendung im Spiel; sie zogen es einfach vor zu bleiben. Das weiß man genau, denn sie sandten Botscha f ten zurück. Ich nehme an, die Dekadenzler erkannten, daß der Rat die Stadt dem Erdboden gleichmachen wü r de, wenn die Agenten gewaltsam zurückgehalten worden wären.
    Ich habe ein paar dieser Botschaften gesehen. Sie sind außerordentlich eindrucksvoll. Es gibt nur ein Wort für sie: begeisternd. Dick, Comarre hat etwas an sich, das einen die Außenwelt, die Freunde, die Familie – alles! – vergessen läßt! Versuche dir vorzustellen, was das zu bedeuten hat!
    Später, als sicher war, daß keiner der Dekadenzler mehr am Leben sein konnte, hat es der Rat neuerlich ve r sucht. Bis vor fünfzig Jahren hat er es immer wieder ve r sucht. Aber bis heute ist niemand je von Comarre z u rückgekommen.“
     
    Beim Diktieren zerlegte der wartende Roboter die Worte Richard Peytons in ihre phonetischen Gruppierungen, fügte die Satzzeichen ein und leitete das Konzept an die entsprechende elektronische Einrichtung weiter.
    „Kopie an den Präsidenten und für meine persönliche Ablage.
    Ihr Konzept vom 22. und unsere Unterredung heute morgen.
    Ich habe mit meinem Sohn gesprochen, aber R. P. III. ist mir ausgewichen. Er ist felsenfest entschlossen, und wir richten nur Unheil an, wenn wir ihn zu zwingen s u chen. Diese Lehre haben wir aus dem Fall Thordarsen gezogen.
    Mein Vorschlag geht dahin, daß wir ihn zur Dankba r keit verpflichten, indem wir ihm jede Unterstützung g e ben. In diesem Falle können wir seine Forschungen in sichere Bahnen lenken. Solange er nicht entdeckt, daß R.T. sein Ahne war, besteht kaum eine Gefahr. Trotz gewisser Charakterähnlichkeiten ist es höchst unwah r scheinlich, daß er versuchen wird, die Arbeiten R.T.s zu wiederholen.
    Vor allem aber müssen wir sicherstellen, daß er ni e mals entdeckt, wo Comarre liegt und es nicht besucht. Wenn das passiert, sind die Folgen unabsehbar.“
     
    Henson hielt in seiner Erzählung inne, doch sein Freund sagte kein Wort. Er war zu fasziniert, als daß er ihn u n terbrochen hätte, und nach einer Minute fuhr der andere fort:
    „Das bringt uns zur Gegenwart und zu dir. Dick, der Weltrat hat deine Abstammung vor einem Monat en t deckt. Es tut uns leid, daß wir ihn informiert haben, aber jetzt ist es zu spät. Genetisch bist du eine Reinkarnation von Thordarsen – im einzigen wissenschaftlichen Sinn des Wortes. Eine der seltensten Konstellationen der N a tur hat sich in dir verwirklicht, wie es alle Jahre in der einen oder anderen Familie passiert.
    Du, Dick, könntest die Arbeit fortführen, die Thorda r sen aufgeben mußte – welche Arbeit es auch immer war. Vielleicht ist sie für immer dahin, aber wenn noch i r gendeine Spur davon existiert, liegt das Geheimnis davon in Comarre. Der Weltrat weiß das. Darum versucht er ja auch, dich von deiner Schicksalsbahn abzulenken.
    Nimm es nicht tragisch. Dem Rat gehören einige der vornehmsten Geister an, die die menschliche Gattung bislang hervorgebracht hat. Sie wollen dir nichts Böses, und nichts Böses wird dir je zustoßen. Sie sind jedoch leidenschaftlich bemüht, die gegenwärtige Struktur der Gesellschaft zu bewahren, die sie für die beste halten.“
    Peyton erhob sich langsam. Einen Augenblick lang schien es, als sei er ein neutraler, außenstehender Beo b achter, der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher