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kommt wie gerufen

kommt wie gerufen

Titel: kommt wie gerufen
Autoren: Dorothy Gilman
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wird mir nicht schlecht und ich bin bei plötzlich auftauchenden Schwierigkeiten sehr geistesgegenwärtig.«
    Mr. Mason wirkte sonderbar geschlagen. Mit belegter Stimme sagte er: »Heutzutage ist die Spionage absolut kein blutrünstiges Geschäft mehr, Mrs. – Mrs. – «
    »Pollifax«, half sie nach. »Da bin ich aber wirklich sehr erleichtert, Mr. Mason. Dennoch aber hoffe ich, daß Sie für jemand – jemand Entbehrlichen Verwendung haben, und sei es nur, um das Leben Ihrer jüngeren, besser geschulten Leute zu schonen. Ich möchte nicht theatralisch werden, aber ich bin durchaus bereit. Ihnen mein Leben anzubieten, sonst wäre ich gar nicht gekommen.«
    Mr. Mason machte ein entsetztes Gesicht. »So verstehen Sie doch, Mrs. Politick«, wehrte er ab, »Spione werden nicht auf diese Art ausgewählt. Absolut nicht. Ich bewundere Ihre Einsatzbereitschaft – «
    »Wie denn?« erkundigte Mrs. Pollifax sich nicht unlogisch. »Wo soll ich mich denn melden?«
    »Es geht nicht darum, daß Sie sich melden. Vielmehr ist es das Vaterland, das an die einzelnen Staatsbürger herantritt.«
    Mrs. Pollifax blickte ihn mit leisem Vorwurf an. »Das ist alles recht schön und gut, aber wie soll mich mein Vaterland in New Brunswick, New Jersey, finden? Hat es überhaupt den Versuch gemacht?«
    Mit bleicher Miene antwortete Mr. Mason: »Nein, vermutlich nicht – .«
    »Sehen Sie?«
    Jemand klopfte an die Tür, eine junge Frau trat ein, lächelte ihnen beiden zu und sagte: »Entschuldigen Sie die Störung, Mr. Mason, aber in Ihrem Zimmer wartet ein Anruf auf Sie. Es ist Miß Webster.«
    »Miß Webster«, murmelte Mr. Mason verständnislos. Dann sprang er auf: »Du liebe Zeit, natürlich. Miß Webster! Wo ist sie?« Er sprang auf und sagte hastig: »Ich muß mich entschuldigen.
    Verzeihen Sie, Mrs. Politick.«
    »Pollifax«, erinnerte sie versöhnlich und lehnte sich in ihren Stuhl zurück, um auf seine Rückkehr zu warten.

 
    2
    Carstairs war hager und groß, trug das graue Haar kurz geschnitten und hatte ein braungebranntes, sonnengegerbtes Gesicht. Er sah aus wie ein Sportler, obwohl sein Sekretär Bishop keine Ahnung hatte, wo er dieses Aussehen hernahm. Er verbrachte unzählige Stunden in seinem Büro, das eigens dafür eingerichtet war, ihn in Sekundenschnelle mit der ganzen Welt in Verbindung zu setzen. Er arbeitete oft bis Mitternacht, und wenn es nötig war, blieb er die ganze Nacht über. Bishop beneidete ihn nicht um sein Amt. Er wußte, daß Carstairs schon während des Krieges beim Geheimdienst gearbeitet hatte und seine Nerven vermutlich schon vor langer Zeit stahlhart geworden waren, aber trotzdem fand er es unmenschlich, wie großartig Carstairs sich in seiner Gewalt hatte.
    Bishop selbst neigte dazu zu explodieren, wenn ihm nur die Spitze seines Bleistifts abbrach.
    »Etwas Neues von Tirpak?« fragte Carstairs sofort, als Bishop ihm die Berichte gab, die seit Mitternacht eingetroffen waren.
    »Nichts mehr seit Nicaragua.«
    »Das war vor zwei Tagen. Von Costa Rica ist auch nichts eingelaufen?«
    Bishop schüttelte den Kopf.
    »Verdammt.« Carstairs lehnte sich in seinem Stuhl zurück und überlegte. Die Situation gefiel ihm nicht. »Höchste Zeit, daß ich in Mexico-City meine Vorkehrungen für Tirpak treffe. Man darf den Mut nicht sinken lassen. Ich bin in Higgins’ Büro.«
    »In Ordnung.«
    »Und halten Sie die Drähte für Nachrichten von Tirpak offen. Er ist überfällig, und sobald eine Meldung eintrifft, will ich sie sofort hören.«
    Carstairs öffnete und schloß die Tür seines schalldichten Büros und mischte sich ins summende Getriebe des Verwaltungsgebäudes. Higgins leitete die >Personalabteilung<, wie Carstairs es belustigt, aber niemals laut nannte: jene Tausende von Papiergesichtern, die, in streng geheimen Stahlfächern eingeschlossen, von Higgins mit dem Engelsgesicht und dem umwerfenden Gedächtnis überwacht wurden. »Guten Morgen«, sagte Carstairs und guckte in Higgins’ Zimmer.
    »Eigentlich ist es draußen bewölkt«, erwiderte Higgins milde. »Das ist der Nachteil an dieser modernen Architektur. Aber kommen Sie rein, Bill. Kaffee?«
    »Sie retten mir das Leben.«
    »Kosten Sie lieber, ehe Sie das voreilig behaupten«, entgegnete Higgins zweifelnd. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich brauche einen Touristen.«
    »So. Wie soll er denn sein?« fragte Higgins argwöhnisch, hob seinen Kaffeebecher hoch und murmelte: »Skoal.«
    »Es muß ein ganz spezieller Typ sein.«
    Higgins stellte seinen
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