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kommt wie gerufen

kommt wie gerufen

Titel: kommt wie gerufen
Autoren: Dorothy Gilman
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achtundfünfzig.« Er runzelte die Stirn.
    »Nicht genau, was mir vorschwebte, aber annehmbar. Ich möchte mir diese Miß Webster einmal unverbindlich ansehen. Bishop. Gibt es eine Möglichkeit für mich, sie zu begutachten, ohne daß sie es weiß?«
    »Jawohl, Sir«, sagte Bishop sofort. »Ich kann Mason bitten, sie zu einer Routineüberprüfung ihrer Daten vorzuladen. Er soll sie in seinem Besuchszimmer in der ersten Etage empfangen, und Sie könnten auf einen Sprung dazukommen und sich Ihr Urteil bilden.«
    »Ausgezeichnet, Bishop. Rufen Sie Mason an. Er soll sich mit ihr in Verbindung setzen, aber mich offiziell aus dem Spiel lassen. Sagen Sie ihm, ich möchte sie noch möglichst heute sehen. Mir steht zwar ein anstrengender Nachmittag bevor, aber gegen zwei Uhr könnte ich mir ein paar Minuten stehlen. Sehen Sie zu, daß er die Frau für heute um zwei herzitiert.«
    »Jawohl, Sir.«
    Vierzig Minuten nach eins ging Carstairs essen. Die Tische mit Kellnerbedienung waren alle besetzt, deshalb ging er ins Selbstbedienungsrestaurant.
    Um zwei Uhr hatte er seine Mahlzeit beendet und eilte nach einem kurzen Blick auf die Uhr in Masons Besucherzimmer.
    Zu dem vor der Tür stehenden Aufsichtsbeamten sagte er kurz: »Ist Masons Verabredung drinnen?«
    »Ja, Sir. Eine Frau.«
    »Gut.«
    Carstairs öffnete die Tür. Die Frau saß wartend allein im Zimmer und entsprach Carstairs’ Vorstellungen so vollkommen, daß er kaum seinen Augen traute. Als erstes fiel ihm an ihr der wahrhaft lächerliche Hut auf, der kaum zu übersehen war. Er war mit einer windschiefen, grellroten Rose geschmückt. Dann wanderte Carstairs’ Blick über die widerspenstigen kastanienbraunen Haarsträhnen, nahm den heiteren Mund zur Kenntnis, und als sie seinen Blick erwiderte und ihn genauso gespannt und neugierig musterte, wie er sie, erfaßte ihn die wilde Freude eines Regisseurs, der eine Schauspielerin entdeckt, die eigens für seine Hauptrolle geschaffen zu sein scheint. Mit ausgestreckter Hand eilte er ihr entgegen. »Mein Name ist Carstairs«, sagte er herzlich. »Ich wollte Sie gleich kennenlernen, wenn Sie schon hier sind. Wir interessieren uns nämlich gar nicht für Ihre Daten, müssen Sie wissen, sondern wollen Sie mit einem Auftrag betrauen. Haben Sie schon mit Mason gesprochen?«
    »Mr. Mason?« Einen Augenblick schien sie verwirrt zu sein.
    »Doch, ja, aber er wurde ans Telefon gerufen und – «
    »Spielt keine Rolle, von nun ab gehören Sie mir.« Er nahm neben ihr auf der Couch Platz. »Ich weiß, daß Sie keinerlei Erfahrung haben, aber die Sache ist kinderleicht. Mir war nur von allem Anfang an wichtig, daß ich einen passenden Menschen finde. Ich glaube, Sie kommen wie gerufen.«
    »Wirklich?« Ihre Wangen färbten sich rosig vor Freude.
    »Ja. Können Sie vom 3. bis 22. August für uns arbeiten?«
    »Ich – ja, natürlich«, sagte sie atemlos. »Ich bin absolut frei. Mit dem größten Vergnügen.«
    »Wunderbar. Sind Sie schon jemals in Mexiko gewesen?«
    »Mexiko!« strahlte sie übers ganze Gesicht. »Nein, noch nie. Soll ich nach Mexiko fahren?«
    Ihr flinkes Auffassungsvermögen gefiel ihm. Sie hatte nicht einen Augenblick gezaudert. »Ja. Man wird Ihnen das übliche Honorar eines Kuriers auszahlen und natürlich sämtliche Aufenthaltsspesen tragen. Es ist ganz einfach. Sie werden eine amerikanische Touristin sein und unter Ihrem wahren Namen reisen. Ihr Auftrag erschöpft sich darin, daß Sie an einem bestimmten Tag eine bestimmte Adresse in Mexico-City aufsuchen werden. Über die übrige Zeit können Sie nach eigenem Ermessen verfügen.« Sie hörte ihm so hingerissen zu, als könnte sie nicht an so viel Glück glauben. Er stellte bei sich fest, daß ihr Bild von einem besonders unbegabten Fotografen stammen mußte. Miß Webster war nicht bloß annehmbar, sie war genau, was er gesucht hatte. »Werden Sie das können?« fragte er lächelnd.
    Sie holte tief Atem und nickte. »Ich bin ja gekommen, weil ich mir so etwas zugetraut habe.« Dann sagte sie rasch: »Ja, das kann ich ganz bestimmt. Und ich werde mein Bestes geben.«
    »Den Eindruck habe ich auch«, erwiderte er. »Sagen Sie, könnten Sie einen Augenblick in mein Büro kommen? Heute nachmittag werde ich keine Zeit haben. Sie zu instruieren, und ohne meinen Sekretär weiß ich auch nicht, wann ich frei bin, aber ich möchte so rasch wie möglich eine Zusammenkunft mit Ihnen festlegen.« Mit einem Kopfnicken entließ Carstairs den Türsteher und führte seine
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