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Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Titel: Kommissar Morry - Dunkle Maechte
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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schon die nächste Frage Morrys wie aus der Pistole geschossen hervor: „Am zweiundzwanzigsten April, gegen zwölf Uhr mittags, wurde Mary Douglas ermordet aufgefunden, wo hast du dich an diesem Tage aufgehalten, denke nicht so lange nach, so weit liegt das noch nicht zurück. Am fünfundzwanzigsten April hast du dem alten Menken die Schuhe verkauft, wo warst du drei Tage vorher?“
    Bei dieser Frage bebte der Landstreicher. Krampfhaft überlegte er.
    „Am zweiundzwanzigsten“, stammelte er, „einen Augenblick, lassen Sie mich ein wenig nachdenken, ja, jetzt fällt es mir ein . . .“
    „Da bin ich aber neugierig, was du uns jetzt erzählen wirst“, warf Morry spöttisch ein.
    „Am zweiundzwanzigsten“, entgegnete mit fester Stimme Bill Parker, „habe ich bei dem Bauern William von morgens bis abends gearbeitet. Sie können meine Angaben nachprüfen.“
    Überrascht blickte Morry auf Bill Parker, dann wandte er sich Jim Rachow zu und fragte diesen: „Kennen Sie den Bauern William? Wohnt er hier in der Gegend?“
    „Ungefähr zehn Kilometer entfernt“, entgegnete Jim Rachow diensteifrig.
    „Fahren Sie sofort zu ihm und erkundigen Sie sich, ob die Angaben Parkers stimmen.“
    Nur ungern verließ der junge Kriminalassistent das Amtszimmer. Er hätte nur zu gern dem weiteren Verhör beigewohnt. Morry hatte sich unschlüssig auf einem Stuhl niedergelassen. Die sicheren Antworten des Landstreichers beeindruckten ihn doch ein wenig und als er die nächste Frage stellte, klang sie nicht so scharf. „Am dreizehnten April wurden Patricia Withman und Peter Egan ermordet, wo haben Sie sich um diese Zeit aufgehalten? Denken Sie ruhig nach, Bill Parker, Sie haben Zeit.“
    „Am dreizehnten April“, grübelte der Landstreicher, „zum Teufel, in welcher Gegend war ich denn an diesem Tage?“
    Morry war jetzt schon davon überzeugt, in dem Landstreicher nicht den Massenmörder gefunden zu haben. Der Mann war ihm zu ruhig und gelassen, zu selbstsicher.
    Als Bill Parker den durchdringenden Blick des Kommissars auf fing, entschuldigte er sich: „Mein Gedächtnis ist nicht sehr gut, außerdem hat die furchtbare Anklage mich auch durcheinandergebracht, doch zum Kuckuck, wo habe ich mich nur am dreizehnten aufgehalten?“ Noch einmal wiederholte er gedankenverloren, „am zweiundzwanzigsten habe ich bei Bauer William gearbeitet, also eine gute Woche vorher muß das gewesen sein, jetzt weiß ich es“, rief er plötzlich triumphierend aus, „da war ich doch in London im Krankenhaus. Hier, Herr Kommissar, ist mein Entlassungsschein!“ Und umständlich suchte er einen Zettel hervor und reichte ihn Morry.
    Wortlos reichte Morry das Papier Inspektor Webb hinüber, nachdem er es überprüft hatte. Einen kurzen Blick nur warf dieser darauf, dann nickte er bestätigend mit dem Kopf. Still, in sich gekehrt, saß Kommissar Morry da. Es war furchtbar für ihn, erkennen zu müssen, daß er wieder einen Schlag ins Wasser geführt hatte.
    Inspektor Webb fragte: „Soll ich Parker abführen lassen, Herr Kommissar? Ich nehme an, Sie haben das Verhör beendet.“
    „Lassen Sie ihn noch hier“, sagte Morry und warf dem Landstreicher einen langen Blick zu.
    „Wenn deine Angaben stimmen, Bill Parker, hast du noch einmal Glück gehabt. Nun möchte ich aber einmal wissen, warum du mit dem Knüppel auf mich losgegangen bist?“
    „Ich dachte mir, als ich Sie so daliegen sah, eine kleine Narkose könnte Ihnen nicht schaden“, entgegnete der Vagabund ruhig. „Wirklich, Herr Kommissar, ich hatte bestimmt nicht die Absicht, Sie umzubringen.“
    „Ich will es dir glauben“, entgegnete Morry monoton, „aber es soll dir für die Zukunft eine Lehre sein . . . auf jeden Fall erwartet dich jetzt erst einmal eine längere Freiheitsstrafe . . . das wäre doch nicht nötig gewesen.“
    „Doch war es nötig“, brummte Bill Parker, „ich hoffte, bei Ihnen eine größere Geldsumme zu finden . . . mit diesem Geld wollte ich das Land verlassen . . .“
    „Ist dir hier etwa der Boden zu heiß geworden?“ warf Inspektor Webb dazwischen, „du hast wohl noch mehr auf dem Kerbholz . . . los, mach mal gleich reinen Tisch, dann hast du es hinter dir.“
    Bill Parker schien bereit zu sein. Da es ihm gelungen war, sein Alibi für die fraglichen Tage zu erbringen, war er wieder obenauf. „Ich würde Ihnen gerne dienlich sein, Herr Inspektor, aber ich habe wirklich nichts weiter auf dem Kerbholz. Ich wollte nur aus dem Grunde England den Rücken kehren,
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