Kommissar Morry - Dunkle Maechte
Morry.
Jack Burke brachte seinen Gast persönlich zum Wagen. „Was seid ihr Reporter doch für unruhige Geister“, lächelte er, „wahrhaftig, ich möchte mit Ihnen nicht tauschen. Da lobe ich mir doch mein Amt, was heute nicht geschafft wird, wird eben morgen erledigt, so genau kommt es bei mir nicht darauf an.“
Im rasenden Tempo jagte Morry dahin. Das Telefongespräch mit Inspektor Webb hatte ihn völlig durcheinandergebracht. Wenn die Angaben, die ihm Inspektor Webb gemacht hatte, stimmten, dann sah alles ganz anders aus. Kurze Zeit später stand Morry vor James Webb. Außer dem Inspektor befand sich noch Jim Rachow im Amtszimmer, der ihn höflich begrüßte.
Mit leuchtenden Augen deutete der Kriminalassistent auf ein Paar Schuhe, die mitten auf dem Tisch standen. „Haben Sie schon festgestellt, ob es wirklich die Schuhe der ermordeten Mary Douglas sind?“ fragte Morry knapp.
„Ich war vorhin bei Mrs. Douglas“, berichtete Jim Rachow, „die alte Dame hat bestätigt, daß dieses die Schuhe Marys seien.“
„Ausgezeichnet“, entgegnete Morry und klopfte dem jungen Beamten anerkennend auf die Schulter.
Nun schaltete sich Inspektor Webb ein. „Der Zufall ist uns immer ein guter Helfer, berichten Sie weiter, Mister Rachow, denn Sie haben ja die Schuhe gefunden.“
Sofort begann Jim Rachow: „Vorhin sprach mich der alte Trödler Menken an und wollte mir durchaus ein Paar Schuhe für meine Braut verkaufen. . .“
„Schon wollte ich mich abwenden, als mir ein Gedanke kam. So erklärte ich mich einverstanden, die Schuhe zu erwerben, aber nur unter der Bedingung, daß mir der alten Merken mitteilte, von wem er die Schuhe erhalten habe. Eine Weile druckste der Alte herum, dann erklärte er mir, daß er sie von dem Landstreicher Bill Parker erhalten habe, dem er in der frühen Morgenstunde auf der Landstraße begegnet sei.“
„Wo ist der Mann?“ forschte Morry erregt.
„Im Nebenzimmer“, entgegnete blitzschnell Jim Rachow, „ich habe ihn gleich mitgebracht.“
„Vorführen“, befahl Morry knapp.
In diesem Augenblick betrat der Untersuchungsrichter das Amtszimmer. Natürlich hatte der Inspektor ihn ebenfalls verständigt. Er knurrte etwas verärgert: „Sie sind wohl von allen guten Geistern verlassen, Inspektor Webb, mich wegen einer Nichtigkeit hierher zu bestellen, was soll das? Der Täter hat sich gerichtet, also ist der Fall für mich aufgeklärt und erledigt.“
Nun erst bemerkte er Kommissar Morry, blickte ihn nicht gerade freundlich an und fragte: „Und was haben Sie hier zu suchen, mein Herr?“
Er konnte nicht fortfahren, da in diesem Augenblick Jim Rachow mit dem alten Trödler den Raum betrat.
Freundlich begrüßte Morry den alten Mann. Ohne Umschweife ging er auf sein Ziel los: „Ich möchte gern wissen, guter Mann, wo Sie die Schuhe von dem Landstreicher erworben haben, auch hätte ich gern eine Beschreibung dieses Mannes.“
Der Trödler kam dem Wunsch des Kommissars nach. Kaum hatte er seinen Bericht beendet, rief Inspektor Webb überrascht aus: „Nach der Beschreibung ist das bestimmt Bill Parker gewesen!“
Freundlich klopfte Morry dem Alten auf die Schulter und sagte anerkennend : „Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen. Bitte halten Sie sich in den nächsten Tagen noch zu unserer Verfügung, wo kann man Sie erreichen?“
„Am Marktplatz“, dienerte der alte Mann, „ich stehe Ihnen gern weiterhin zur Verfügung, mein Herr.“
„Das ist sehr nett von Ihnen, Mister Menken“, sagte nun James Webb, „aber bitte reden Sie nicht über das, was wir hier besprochen haben.“
Zögernd verließ der alte Mann das Amtszimmer. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, rief gereizt der Untersuchungsrichter aus: „Bin ich hier eigentlich in einem Irrenhaus? Ein Reporter führt die Verhandlung, wollen Sie mir einmal erklären, Inspektor Webb, was das zu bedeuten hat?“
Inspektor Webb blickte verlegen beiseite, da aber kam ihm schon Morry zu Hilfe. Er legte seinen Ausweis auf den Tisch, den George Prac gelangweilt an sich nahm. Es dauerte einige Sekunden, bevor er begriff, wen er vor sich hatte. „Kommissar Morry“, stammelte er ein wenig durcheinander, „ich dachte . . .“ Aber schon hatte er sich gefaßt, verbeugte sich mit weltmännischer Gewandtheit vor Morry und rief erfreut: „Das freut mich, Kommissar Morry, persönlich Ihre Bekanntschaft zu machen.“ Mit einer weitausladenden Geste deutete nun der Untersuchungsrichter auf die Beamten der
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