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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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der Bank ärgern müssen?"
    Stephan Gordon antwortete nicht. Er starrte in die züngelnden Flammen des Feuers. Er wirkte schwermütig und ziemlich verdüstert.
    „Dad!" sagte Lana Gordon schmeichelnd. „Sieh mich doch an! Ich bin zwar erst zwanzig Jahre alt, aber ich habe auch schon einige Erfahrung. Könntest du mir nicht dein Herz ausschütten? Vielleicht wüßte ich einen Rat für dich."
    „Du kannst diesen Albert Korda heiraten, wenn du willst", sagte er unvermittelt.
    Lana Gordon schaute verblüfft auf ihren Vater. Sie wurde rot bis in die Haarwurzeln. „Albert Korda?" fragte sie verwirrt. „Ist das dein Ernst? Gestern sagtest du doch noch, Albert Korda hätte dich bitter enttäuscht. Er sei der faulste und dümmste Mitarbeiter, den du jemals..."
    „Man kann sich irren", sagte Stephan Gordon mit schwerem Atem. „Früher dachte ich immer, ich sei unfehlbar in meinem Urteil. Aber seit die Geschichte mit Clark Dixon passierte, weiß ich, wie sehr man sich in den Menschen täuschen kann. Ich hielt ihn für einen korrekten und pflichtbewußten Beamten, für einen treuen Ehemann. Und was ist er wirklich gewesen? Ein gemeiner Strolch und Betrüger.
    Heute erfuhr ich von der Kriminalpolizei, daß man Lucius Banim verhaftet hat. Er war im Besitz der langgesuchten Geldtasche. Er wollte sich heimlich aus dem Staub machen. Die Polizei griff gerade noch rechtzeitig zu."
    „Und Albert Korda?" fragte Lana Gordon hastig. „Was ist mit ihm?"
    „Gar nichts", sagte der Direktor gedehnt. „Ich dachte nur eben daran, wie verächtlich und geringschätzig Lucius Banim immer über ihn geurteilt hat. Dabei scheint Mister Korda viel besser zu sein als sein Ruf. Morry hat mir das vorhin mitgeteilt. Und auf das Wort des Kommissars kann ich mich unbedingt verlassen."
    „Aber Albert Korda ist nichts und hat nichts", warf Lana Gordon zaghaft ein. „Wie oft habe ich das hören müssen. Jetzt fliegt er wieder aus seiner Stellung. Vielleicht wird er jahrelang arbeitslos sein. Sprich doch, Vater! Was meinst du dazu?"
    „Wir wollen es abwarten", sagte Stephan Gordon mit ungewissem Lächeln.

    *

    Kurz nach zehn Uhr zog sich Lana Gordon auf ihr Zimmer zurück. Es war im Oberstock gelegen, ganz am Ende des rechten Seitenflügels. Sie trat ein, sperrte wie immer die Tür ab und begann sich auszukleiden. Plötzlich hörte sie ein leises Hüsteln in ihrem Rücken. Blitzschnell fuhr sie herum. Entsetzt starrte sie auf Albert Korda, der mit harmlosem Gesicht hinter ihr stand.
    „Sie unverschämter Mensch", fauchte Lana Gordon empört. „Wie kommen Sie denn in dieses Zimmer? Haben Sie wieder mal eingebrochen? Wollten Sie meine Schmuckstücke stehlen?"
    „Nichts dergleichen", sagte Albert Korda unerschüttert. „Es war bloßer Zufall, daß ich in Ihr Zimmer geriet. Ich war nämlich hinter einem Herrn her, der in dieses Haus eindrang. Wenn ich mich nicht täusche, ist er ein Mörder. Da gab es für mich natürlich kein langes Überlegen. Ich folgte ihm und stieg ebenfalls ein."
    „Ist das wirklich wahr?" fragte Lana Gordon erschreckt.
    „Natürlich ist es wahr. Habe ich Sie etwa schon einmal belogen?"
    Lana Gordon nagte unschlüssig an ihren Lippen. Ihre Hände zitterten nervös.
    „Und jetzt?" fragte sie atemlos. „Was soll jetzt geschehen? Weiß Vater schon, daß wir einen Fremden im Haus...?"
    „Ich will es ihm gerade sagen", meinte Albert Korda. „Bleiben Sie bitte hier, Miß Gordon! Ich werde zu Ihrem Vater hinunter gehen."

    *

    Stephan Gordon hatte bis jetzt ahnungslos in seinem Sessel am Kamin vor sich hingeträumt. Er hatte keine Ahnung davon, daß irgendwo die Scheiben eines Fensters zersprungen waren. Er wußte auch nicht, daß ein Mörder auf dem Weg zu ihm war.
    Er kehrte der weiten Halle den Rücken zu. Es wäre ein leichtes gewesen, ihn hinterrücks niederzuschießen. Aber wie gesagt, von dieser Gefahr hatte Stephan Gordon keinen blassen Schimmer. Er wurde erst argwöhnisch, als in der Halle plötzlich das Licht erlosch. Irgend jemand mußte die Sicherungen herausgedreht haben. Es wurde dunkel um ihn. Nur vom Kamin her leuchtete die rötliche Glut des Feuers. Als Stephan Gordon eine Tür klappen hörte, sprang er hastig aus seinem Sessel auf. Er entfernte sich heimlich vom Kamin. Er wollte nicht wie eine beleuchtete Zielscheibe vor dem Feuer stehen. Er tastete sich an der Mauerwand entlang, bis er an eine Kredenz kam. Sie versperrte ihm den weiteren Weg. In diesem Moment leuchtete auch schon wie ein feindseliges Auge
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