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Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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murmelten sie. „Einfach kolossal. Die Girls sind erste Klasse.“
    Thom Harban fand das auch. Er freute sich an den exakten und anmutigen Bewegungen. Er klatschte ebenso begeistert wie die anderen. Aber er hatte doch seine eigenen Gedanken dabei. Nach Schluß der Vorstellung stand Thom Harban am Seitenausgang und wartete. Er lehnte hinter einem Mauervorsprung. Er verschmolz mit dem Schatten der Wand. Man konnte ihn kaum erkennen. Nach einer Weile sah er die Girls herauskommen. Er kannte sie so ziemlich alle. Ohne eine Bewegung zu machen, ließ er sie passieren. Erst als Liz Etty in der Tür erschien, löste er sich aus seinem Versteck. Wie ein Schatten stand er plötzlich vor dem erschreckten Mädchen. Er sah, wie sie furchtsam zusammenzuckte. Ein belustigtes Lachen kam von seinen Lippen.
    „Guten Abend“, sagte er mit seiner auffällig dunklen Stimme. „Seit wann erschrickst du vor mir? Störe ich? Hast du einen neuen Freund?“
    Liz Etty zwang sich zu einem matten Lächeln. „Nein“, stammelte sie. „Ich komme auch ohne Männer ganz gut aus. Wo warst du solange? Ich habe dich seit zwei Wochen nicht mehr gesehen.“ „Ich saß im Wandsworth Gefängnis“, sagte Thom Harban ohne jedes Schamgefühl. „Unschuldig natürlich. Sie haben sich bei mir entschuldigt, als sie mich entließen.“
    Liz Etty ging langsam weiter. Ihre blonden Haare leuchteten hell durch die Dunkelheit. Ihre blauen Augen waren groß und fragend auf Thom Harban gerichtet.
    „Was hast du vor?“ fragte sie gespannt.
    Er zuckte mit den Achseln. „Eigentlich gar nichts. Ich wollte dich nur abholen. Hast du Lust auf eine Tasse Tee?“
    Liz Etty nickte. Sie wurde etwas zutraulicher. Erfreut erzählte sie, welchen Beifall sie heute wieder geerntet hätten. „Schade, daß Kate Hugard nicht mehr dabei ist“, sagte sie bekümmert.
    „Du hast sie doch auch gekannt, nicht wahr?“ „Ja, ich kannte sie.“
    „Hast du von ihrem tragischen Ende erfahren?“ „Ich las es in der Zeitung.“
    Liz biß sich auf die Lippen. Sie ging langsamer. Sie kam kaum noch von der Stelle.
    „Bist du nicht einmal mit Kate Hugard ausgewesen,“ fragte sie beklommen.
    „Doch.“
    „Einmal nur?“
    „Ja, nur einmal.“
    Ihr Gespräch verstummte wieder. Liz Etty hielt genau einen Meter Abstand von ihm. Sie war irgendwie verändert. Der Tod Kate Hugards beschäftigte anscheinend alle ihre Gedanken. Ein paar Minuten später saßen sie in einer kleinen Teestube. Die Bedienung stellte eine dampfende Kanne auf ihren Tisch, dazu Tassen und zwei Rumgläser.
    „Gebäck bitte?“
    „Nein, danke.“
    Liz Etty rührte gedankenversunken in ihrer Tasse. Zwei, drei Minuten lang sprach sie kein Wort. Dann hob sie endlich den Kopf.
    „Hinter wem bist du eigentlich her, Thom?“ fragte sie geradeheraus. „Hinter mir? Oder hinter Stephanie Malet? Oder hinter Marion Day . . .?“ „Ich habe auch die ändern recht gern“, gestand Thom Harban ehrlich.
    „Hm. Und es fällt dir wohl sehr schwer, dich für eine einzige zu entscheiden?“
    „Ja, sehr schwer. Kate Hugard hätte mir eigentlich am besten gefallen. Aber sie hat sich ja inzwischen weit entfernt.“
    Liz Etty schob ihre Tasse beiseite. Sie blickte ihn voll an. Sie studierte sein dunkles, verschlossenes Gesicht, das so fremdartig und fesselnd wirkte. Es war schwer, dem Charme dieses Mannes nicht zu verfallen.
    „Ich kann mir nicht vorstellen, daß es keine Frau geben sollte, die dich für immer eingefangen hat, Thom. Sicher bist du verheiratet. Vielleicht hast du auch Kinder. Warum sagst du nie die Wahrheit?“
    Thom Harban schwieg. Seine Stirn furchte sich. Die dunklen Augen bekamen einen abwesenden Glanz.
    „Du bist verheiratet, nicht wahr?“
    „Ich war verheiratet.“
    „Und jetzt? Geschieden?“
    Thom Harban schüttelte den Kopf.
    „Meine Frau ist tot“, murmelte er tonlos. „Sie starb vor einem Jahr. Es war in Irland.“
    „Verzeih“, sagte Liz Etty beklommen. „Das wußte ich nicht. Jetzt sehe ich alles anders an. War es ein Unglücksfall?“
    Thom Harban gab keine Antwort mehr. Sein Blick war in weite Fernen gerichtet. Er hörte ihr gar nicht zu. Sein Gesicht war auf einmal kalt und abweisend.
    Nach einiger Zeit legte er einen Schein auf den Tisch und stand auf. „Ich habe noch einen wichtigen Gang“, murmelte er zwischen den Zähnen. „Tut mir leid, daß ich dich allein lassen muß. Bis morgen. Gute Nacht!“
    Liz Etty wollte ihn zurückrufen. Sie wollte ihm noch irgendein nettes Wort mit auf den
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